Das erste Whisky-Tasting im Jahr 2020 in unserer Homebase bei Ilja Schlak im Klubhaus des TSV Bemerode veranstalteten wir am 21. Februar.

Da sich mit Sebastian Büssing – seit Mai 2019 Markenbotschafter von Loch Lomond – ein echter Whiskykenner angekündigt hat, uns die Brennerei sowie die leckeren Destillate vorzustellen, war es für uns nicht sonderlich verwunderlich, dass das Tasting bereits nach kurzer Zeit restlos ausgebucht war.

Im voll besetzten Clubraum widmeten wir uns an diesem Freitagabend sechs informativ und kurzweilig präsentierten Whiskys von Loch Lomond. Während seiner fundierten Whiskyvorstellung, räumte Sebastian auch gleich mit ein paar romantisch anmutenden Whisky-Klischees auf.

Die Loch Lomond Brennerei liegt in Alexandria am untersten Rand der schottischen Highlands und zwar so weit am Rand, dass man praktisch bei einer Straßenüberquerung schon in den Lowlands steht, ähnlich wie auch bei der Glengoyne Destillerie.

„Weder Preis noch Alter sagen etwas über die Qualität eines Whiskys aus“, ruft Sebastian Büssing noch einmal ins Gedächtnis. Er weist auch direkt daraufhin, dass sich bei Loch Lomond die Preise seit bereits 10 Jahren auf demselben Niveau bewegen. Bei der Qualität der heute verkosteten Whiskys bedeutet dies ein herausragendes Preisleistungsverhältnis.

In der Loch Lomond Destillerie startete man 1966 mit der Whisky-Produktion. Vielleicht ist sie dem ein oder anderen Tim & Struppi Fan schon einmal in den Comiczeichnungen als Lieblings-Whisky von Captain Haddock begegnet. Sie ist eine der wenigen Destillerien, die Malt- und Grain-Whisky produzieren, wobei der Grain-Whisky überwiegt. Grain-Whisky steckt in nahezu allen schottischen Blend-Whiskys. Die von Loch Lomond produzierten Blend-Abfüllungen werden im Gegensatz zu anderen Destillerien nicht an andere Whisky-Produzenten abgegeben, sondern für eigene Blends eingesetzt, wie beispielsweise dem „Signature“, den wir Whisky-Taster an diesem Abend probieren durften.

Interessant an Loch Lomond ist, dass neben den klassischen Pot Stills auch in speziell geformten sogenannten „Straight Neck Stills“ und verschiedene Getreidesorten in Continous Stills destilliert wird. Damit ergeben sich eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten, die woanders wohl selten zu finden sind. In der Grafik ist im Detail beschrieben, wie sich die einzelnen Abfüllungen zusammensetzen:

Quelle: Loch Lomond Distillery – zur Verfügung gestellt von Sebastian Büssing

Dabei ist High-Strength ein Destillat, das mit bis zu 90 Vol. % aus der Produktion kommt und Low-Strength mit ca. 70 Vol. %.

Ein weiterer erwähnenswerter Aspekt von Loch Lomond ist die eigene Küferei, die es ermöglicht die benötigten Fässer konstant zur Verfügung zu stellen. Sebastian hat mehrfach auf die häufig verwendeten Standardfasstypen hingewiesen. Neben amerikanischer Weißeiche und First Fill Ex-Bourbon werden sehr gerne auch rejuvenated Fässer verwendet Die Küferei verjüngt dabei alte Fässer, wobei diese durch eine bürstenartige Behandlung etwa 1 cm an Holzwandstärke verlieren.

Loch Lomond verwendet ausschließlich schottische Gerste und experimentiert bei der Fermentation auch gerne mit anderen Hefevarianten, wie wir später noch lesen werden.

Doch nun zum wesentlichen Teil des Abends. Im Einzelnen tasteten wir:

Vol. % Bewertung
• Loch Lomond Single Grain 46
• Loch Lomond Signature 40
• Loch Lomond Inchmurrin 18yo 46
• Loch Lomond 18 yo 46
• Loch Lomond Inchmoan 2004/2017 Armagnac Hogshead 55,7
• Loch Lomond Inchmoan 12yo 46

Als Resümee des Abends kann man festhalten, dass Loch Lomond definitiv ein paar neue Fans gewinnen konnte. Das von Sebastian Büssing immer wieder hervorgehobene Aroma heller Früchte, wie grüner Apfel, zog sich tatsächlich wie ein roter Faden durch den Abend. Die Tatsache, dass mit der Inchmoan-Reihe auch torfige Destillate mit 55ppm Rauchmalz verkostet wurden, erfreute dann auch unsere Whisky-Taster, die es gerne mal „aus dem Glas rauchen lassen“ und große Fans der rauchigen Islay-Whiskys sind.

Nach Meinung unserer Whisky-Taster lag der 18-jährige Loch Lomond an der Spitze hinsichtlich der Verkostung, doch auch der rauchige Inchmoan 12 yo lag dadurch weit vorne, dass er mehrfach von den Rauch-Liebhabern als Sieger des Abends genannt wurde. Nicht weit dahinter platzieren sich gleichauf der Inchmurrin 18yo sowie interessanterweise der Signature, der neben seinem Geschmack vor allem durch ein großartiges Preisleistungsverhältnis punktet. Bei der Single-Cask-Abfüllung war sich die Gruppe einig, dass man mehr Zeit benötigt hätte, diesen Tropfen genauer analysieren zu können.

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Loch Lomond       Single Grain   46 Vol. %

Wie der Name „Single Grain“ schon sagt, handelt es sich beim ersten verkosteten Whisky nicht um einen Single Malt Whisky. Doch was ist das Besondere an diesem Whisky von Loch Lomond? Während ein Grain Whisky normalerweise aus allen möglichen Getreidesorten hergestellt werden kann, ist der Single Grain von Loch Lomond aus 100% gemälzter Gerste produziert. Das lässt zunächst eher auf einen Single Malt schließen. Doch ein weiteres Kriterium, das ein Destillat erfüllen muss, um sich Single Malt nennen zu dürfen, ist die Tatsache, dass im Pot-Still-Verfahren gebrannt wird und genau das ist beim Single Grain von Loch Lomond nicht der Fall. Der Single Grain Whisky wird bei Loch Lomond im Continuous-Still-Verfahren produziert und darf demnach kein Single-Malt sein, auch wenn der gleiche Rohstoff verwendet wird: 100% Gerstenmalz.

Bei der ersten Aromaprobe kommen wir gleich direkt mit dem für Loch Lomond charakteristischen Aroma von hellen Früchten, wie z.B. grüner Apfel, in Kontakt. Dieses Aroma wird uns den Abend noch öfter begegnen. Außerdem bringt er eine leichte Vanille-Note mit. Farblich gesehen ist der Single-Grain ein sehr heller Whisky.

Geschmacklich entwickelt der Whisky für uns neben dem grünen Apfel eine angenehme Bitterkeit und Karamell und hat einen relativ kurzen Abgang. Unsere Whisky-Taster waren sich einig, dass dieser Single Grain gut als leichter Sommer-Whisky mit 46 Vol. % ankommt.

In einer zweiten Verkostungsrunde haben wir diesen Tropfen noch einmal getastet, nachdem wir bereits drei weitere Whisky probierten. Interessanterweise zeigten sich seine Aromen dabei deutlich weniger intensiv als bei der ersten Runde und Karamell macht Platz für eine andere leichte Süße, an Honig erinnernd. Das beim ersten Verkosten auftauchende leicht brennende Kribbeln ist vollends verschwunden und es bleibt dabei: es ist ein einfach zu trinkender Whisky.

Loch Lomond       Signature   40 Vol. %

Der zweite Whisky des Abends war der „Signature“, wie in der Einleitung weiter oben beschrieben: ein Blend-Whisky, dessen Bestandteile aber alle aus Loch Lomond stammen. Dieser kommt mit 40 Vol. % daher und ist damit der Whisky mit dem geringsten Alkoholanteil an diesem Abend. Wegen des geringen Alkoholgehalts ist er kältefiltriert. Im Signature Blend finden wir Destillate aus allen Still-Typen. Der Signature enthält 60% Grain- sowie 40% Malt-Whisky.

Der Loch Lomond Signature reift in Oloroso Sherryfässern und amerikanischen Eichenfässern und wird im Solera Verfahren produziert, bestehend aus etwa 100 Fässern, was man beispielsweise auch von Glenfiddich kennt. Farblich wirkt der Whisky dunkler als beispielsweise der Single Grain.

Das Aroma bringt genau wie der Single Grain eine Süße mit. Diese Süße erinnert allerdings eher an Rosinen mit einem Touch von Milchschokolade. Zusätzlich nimmt man eine Würzigkeit und sogar ein wenig Raucharoma wahr. Mit seiner leicht öligen Textur bringt er trotz seiner geringen 40 Vol. % deutlich mehr Aromen- und Geschmacksvielfalt mit als sein Vorgänger dem Single Grain. Die leichte Tabaksüße erhält der Whisky aus den zur Reifung verwendeten Sherryfässern. Da hier Oloroso Fässer verwendet wurden, erklärt sich auch die fruchtige Süße, was sich sonst bei der Verwendung von Fässern von trockenem Sherry eher durch Mandelaroma und einer gewissen Trockenheit im Mund gezeigt hätte.

Auch hier versuchten wir den Tropfen nach einiger Zeit ein zweites Mal, wobei auch dieser Whisky dabei deutlich weniger intensiv ausfiel. Geschmacklich lief es auf eine Marzipannote hinaus, die sehr süß und cremig, fast likörartig wirkte.

Alles in allem ist der Signature Blend Whisky mit seinem Aroma und Geschmack preisleistungstechnisch laut unserer Whisky-Taster-Gruppe ein echt guter Whisky. Das hatte zur Folge, dass sich der Signature den dritten Platz mit dem nun folgenden Inchmurrin 18yo teilt.

Loch Lomond       Inchmurrin 18yo   46 Vol. %

Das dritte Destillat des Abends war der 18 jährige Inchmurrin mit 46 Vol. %. Dabei steht „Inch“ für Insel und „Murrin“ für Gras. Der Inchmurrin 18yo weicht bereits im New Make vom Standardgeschmack von Loch Lomond ab. Statt eine deutliche Note von grünem Apfel, nimmt man hier eher Pfirsichnoten wahr. Das liegt unter anderem daran, dass mit für die Fermentation eine andere Hefe verwendet wird als für die bisher vorgestellten. Für den Inchmurrin 18yo wird unter anderem auch Weinhefe von Sauvignon Blanc und Chardonnay verwendet. Darüber hinaus liegt die Zeit für die Fermentation mit bis zu 120 Stunden deutlich über der sonst durchschnittlichen Fermentationszeit von 70-90 Stunden.

Die Tatsache, dass Loch Lomond die Straight Stills für die Produktion des Inchmurrin verwendet bringt es mit sich, dass aufgrund des langen „Halses“ ca. 80% vom Destillat den Rückfluss ausmachen und dadurch ein sehr fruchtiges Aroma entstehen kann, das wie bereits erwähnt im New Make nach Pfirsich duftet.

Im Glas ist der Inchmurrin wieder deutlich dunkler als seine beiden Vorgänger. Das Pfirsicharoma ist wahrnehmbar und der Tropfen kommt mit einer würzigen Frische daher, die fast ein wenig minzig oder mentholig wirkt. Ansonsten wirkt der Whisky recht süß und bringt auch ein etwas bitteres Aroma von Mandeln oder ein wenig wie Marzipan mit.

Im Mund entfaltet sich eine schöne weiche Würze gänzlich ohne Rauch. Im Abgang kommt ebenfalls die Bitterkeit von Mandelaroma zum Tragen mit einer schönen Cremigkeit. Insgesamt ist der 18 jährige Inchmurrin noch runder als der 12 jährige, den wir heute nicht probieren. Das liegt natürlich auch an der längeren Fassreifung, wodurch aber auch der Pfirsichanteil aus dem New Make beim 18 jährigen geringer ausfällt als beim 12 jährigen.

Beim zweiten Versuch zu späterer Zeit hatte der Inchmurrin schon deutlich an Pfirsicharoma verloren, behielt aber ein sehr schönes Mundgefühl mit ein wenig Süßholzaroma sowie einer Salznote in der Nase. Seine Intensität und Vielschichtigkeit der Aromen mit dem langen Abgang bleibt auf jeden Fall erhalten.

Loch Lomond       18yo    46 Vol. %

Der Loch Lomond 18yo ist für uns Whisky-Taster der Tagessieger und hat im Gegensatz zum Inchmurrin einen 15-prozentigen Anteil von Rauchmalz und wird aus dem Low-Strength Bereich des Brennvorgangs gewonnen, was ihm andere würzige Komponenten verleiht. Der Reifevorgang passiert in Amerikanische Eichenfässern.

Die Farbe ist ähnlich wie beim Inchmurrin, doch das Pfirsicharoma ist gänzlich verschwunden. Dafür kommt aber eine andere Süße und Fruchtigkeit zum Vorschein. Es handelt sich dabei aber nicht um die bereits bei den Vorgängern wahrgenommene Süße von Rosinen, sondern eher eine Honigsüße, jedoch eher wie Waldhonig mit einem würzigen Charakter sowie einer pfeffrigen Würze. Durch das verwendete Rauchmalz sowie den Einfluss der ebenso verwendeten 3 Standard-Holzfässern bekommt er eine minimale Rauchidee und erhält auch etwas andere Bitterstoffe durch die Tannine der Holzfässer.

Der zweite Verkostungsdurchgang lieferte eine ganz dominante Vanillenote. Auch der Rauch wirkt im zweiten Durchgang deutlich intensiver und er bringt plötzlich eine Tabaknote mit. Diese Tabaknote empfanden wir als interessant, da man die normalerweise eher vom Einfluss von Sherryfässern kennt, die hier aber nicht verwendet werden. Dezent hinter dem süßlichen aber frisch wirkenden Rauch kommt dann auch wieder der grüne Apfel durch und auch eine leichte Salznote kommt zum Vorschein.

Loch Lomond       Inchmoan 2004/2017   55,7 Vol. %

Armagnac Hogshead

Mit dem Inchmoan 2004/2017 Armagnac Hogshead dürfen wir einen schönen Single Cask mit 55,7 Vol. % probieren, den es offiziell leider nicht mehr zu kaufen gibt. Dieser Whisky reifte 13 Jahre und davon 3 Jahre im Armagnac Fass, was ihm eine andere fruchtige Note als den anderen heute verkosteten Whiskys verleiht und zusätzlich auch eine Trockenheit.

Aromatisch nehmen wir diesmal eher dunklere Früchte wahr mit leichtem frischem Rauch. Hinter dem süßlichen Rauch kommt zusätzlich aber auch wieder der grüne Apfel durch und die Nase nimmt eine leicht salzige Note wahr.

Der Einfluss der Reifung im Armagnac-Fass mildert die Kraft des Rauches.

Die Abmilderung der Fassstärke durch ein paar Tropfen Wasser führt dazu, dass die Phenole stärker zur Geltung kommen und der Whisky insgesamt rauchiger schmeckt.

Loch Lomond       Inchmoan 12yo   46 Vol. %

Als Abschluss des heutigen Abends zeigt uns Sebastian, dass die Loch Lomond Destillerie mit den Inchmoan 12yo auch rauchig kann. „Inch“ steht wieder für Insel und „Moan“ steht für Torf.

Dabei reift der Inchmoan wieder in den 3 Standardfasstypen und wird aus allen „highly-peated“ Brennvorgängen der traditionellen Pot-Stills, dem High-Strength- sowie dem Low-Strength-Anteil der Straight-Stills produziert.

Er bringt deutlich mehr Vanillearoma mit und auch verbranntes Holz bzw. Gummi lässt sich ausmachen. Bei wiederum vorhandener Note vom grünen Apfel hat er auch eine leicht bittere Note und ein trockenes aber angenehmes Mundgefühl, ist aber deutlich rauchiger als alle anderen Whiskys, die wir vor ihm probieren durften.

Der Platz 2 an diesem Abend bei den Whisky-Tastern in Hannover geht an den rauchigen Inchmoan 12yo. Dieser Platz ergibt sich daraus, dass er von unseren „Rauchfans“ an Platz 1 gewählt wurde. Auf dem Wertungszettel der anderen Taster fand er sich nicht unter den ersten drei wieder.

Kulinarisches Rahmenprogramm

Unsere Stärkung war heute Abend ein Schnitzelteller, wie immer bei Ilja, lecker zubereitet und angerichtet. Als Nachtisch zwischen den tollen Whiskysorten gab es eine sehr schön süße Schokotarte mit Kirschgrütze.