Freitag ist „Deanston-Day!“ So wurden wir bereits heute Morgen durch einige unserer Community-Mitglieder in unserer WhatsApp-Gruppe begrüßt. Man darf demnach davon ausgehen, dass die Vorfreude auf die leckeren Whiskys des heutigen Abends entsprechend groß ist.

Ganz besonders freuten wir uns auch, dass Chantalle Seidler, die Markenbotschafterin der Destillerien Deanston sowie Tobermory, Ledaig und Bunnahabhain, zum ersten Mal die-whisky-taster in Hannover besucht. Es wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein. Wenn es terminlich bei ihr passt, werden wir sie sehr gerne 2021 für ein Tobermory / Ledaig Tasting bei uns begrüßen.

Chantalle ist jetzt bereits seit 4 Jahren als Markenbotschafterin für die Destillerien unterwegs. Eine Zeit lang lebte sie in England und Schottland und war vor ihrem Whiskyengagement bereits im Weinmetier unterwegs, ehe sie sich dann dem Spirituosenbereich zuwandte.

Die Deanston Destillerie gehört zu den eher jüngeren Brennereien. Sie ist 1965 an den Start gegangen und bot 1974 den ersten Single-Malt. Geografisch gesehen liegt die Deanston Distillery am River Teith nahe Doune und damit noch auf der Highlands-Seite, nicht weit entfernt vom Highland Boundary Fault, der die Trennung zwischen Highlands und Lowlands darstellt. Zwei unserer heutigen Whisky-Taster haben die Destillerie bereits besucht.

Die Brennerei nutzt die Gebäude einer alten Baumwollfabrik und Weberei, die an gleicher Stelle bereits 1785 errichtet wurde. Am River Teith wurde ein Damm mit Wassermühle erbaut, der es Deanston als einziger Destillerie in Schottland ermöglicht den benötigten Strom selbst zu erzeugen und sogar noch überschüssigen Strom einzuspeisen. Das heutige Whiskylagerhaus, in dem neben den Deanston Whiskys auch die Destillate der Tobermory Distillery von der Insel Mull gelagert sind, wurde früher durch die alte Weberei genutzt und bietet ideale Lagerbedingungen für Whisky. Tobermory verfügt auf der Insel selbst nicht über ein Warehouse. Diese optimalen Lagerbedingungen verringern beispielsweise den Angelshare auf 2 bis 2,5 % während sonst eher Werte zwischen 3 und 3,5 % Standard sind.

Eine nette Anekdote zu Warehouses hatte Chantalle ebenfalls parat. Wie man auf Bildern häufig in Warehouses aber auch an Gebäuden von Destillerien sehen kann, verfärben sich Wände oder Decken manchmal schwarz. Dabei handelt es sich um einen Pilz, der sich von Alkohol ernährt. Der Baudoinia Pilz wird auch gerne Whiskypilz genannt.

In der Zeit zwischen 1984 und 1990 war die Deanston Brennerei stillgelegt ehe 1990 die Burn Stewart Distillers Deanston gekauft haben.

Mit dem Eigentümerwechsel wurde so einiges erneuert und umgekrempelt. Ian MacMillan, der ab 2015 zum Beispiel auch die Bladnoch Distillery renovierte, heuerte als Master Blender bei Burn Stewart Distillers an und veränderte unter anderem das New Make sehr stark. Zusammen mit Ian MacMillan traf man unter anderem die bewusste Entscheidung ausschließlich lokale Gerste zu verwenden, um das Produkt so authentisch wie möglich zu erhalten. Dadurch, dass im Vergleich zu größeren Destillerien lediglich 2,8 Millionen Liter pro Jahr produziert werden, ist es möglich, den kompletten Gerstenbedarf durch lokale Lieferanten zu decken.

Auch wenn die maßgebliche Geschmacksgebung immer noch durch die Fasslagerung entsteht, verdeutlicht Chantalle wie wichtig gerade das New Make für den späteren Whisky ist, wie folgt: „Es gibt keinen guten Whisky aus einem schlechten New Make!“ Dabei wird das Thema „Terroir matters“ beim Whisky ja seit Jahren kontrovers diskutiert. Aber auch andere Brennereien wie Bruichladdich oder Kilchoman setzen zum Teil auf lokale Gerste.

Zur Zeit der Neuausrichtung fing man auch an, mit unterschiedlichen Fasstypen zu experimentieren. Wir berichten im Folgenden unter anderem von der Verkostung von Nachreifungen in Brandy- und Bordaux-Red-Wine Casks. Man testet aber auch gerne mal den Einfluss der Lagerung zum Beispiel eines Deanston-Fasses in den Warehouses von Bunnahabhain auf der Insel Islay.

Auch sonst ist die Destillerie eher untypisch. Bei der bereits erwähnten lokalen Gerste handelt es sich um die Sorte Concerto, die vor allem den Ertrag optimiert. Sie verfügt über sehr viel Stärke und Enzyme, die sich sehr gut in Zucker umwandeln lassen. Eine eigene Mälzerei hat Deanston nicht. Das Maischen, mit dem Ziel Stärke in Zucker umzuwandeln, erfolgt nicht in geschlossenen Mash Tuns, sondern in einem Mash House. Man arbeitet also nicht wie bei Mash Tuns mit einem Deckel. Bei Deanston setzt man noch auf echte Handarbeit bei der Produktion. Es gibt weder Computersteuerung noch automatische Temperaturüberwachung.

Bei der Fermentation lässt man sich bei Deanston Zeit. Viele Destillerien haben ihre Fermentationszeiten bereits maßgeblich zur Ertragsoptimierung reduziert. So liegt die Mindestfermentationszeit bei etwa 48 Stunden, um ein Mindestmaß an geschmacksrelevanten Molekülen zu erhalten und die meisten Destillerien gehen nicht weit über diese Zeit hinaus und pendeln sich im Mittel bei etwa 55 Stunden ein. Bei Deanston fermentiert man allerdings ganze 100 Stunden. Diese lange Fermentationszeit kommen vor allem dem Stoff Diacetyl zugute, der im Stoffwechselprozess der Hefen entsteht und aufgrund seiner niedrigen Geruchsschwelle für diverse komplexe Aromen und mehr Körper sorgt. Unter anderem Aromen wie süßes Popcorn oder Butter aber auch Karamell oder zu Teilen auch mal Toffeenoten, die uns heute Abend in nahezu jedem Whisky begleitet, können durch Diacetyl entstehen. Dabei soll natürlich der Einfluss des Fasses auf Toffeenoten nicht unterschlagen werden. Die bei der Fermentation beteiligten Mikroorganismen stellen diesen Stoff gerade zu Beginn der Gärung her, hat er allerdings eine zu hohe Konzentration kommt es zu aromatischen Fehlern. Die längere Fermentationszeit sorgt dafür, dass sich Stoffe wie Diacetyl wieder abbauen und der Rest dann für ein angenehmes Aroma sorgt.

Bei der Destillation verwendet man ausschließlich den Mittellauf zwischen 66% bis 72%. Im sogenannten Spirit Vat, einem 33.050 Liter großen Fass, wird mit Quellwasser auf einen 63,5 Vol. % Alkoholanteil heruntergeregelt, ehe es in die Fassreifung geht, bei der überwiegend mit Ex-Bourbon- und Ex-Sherry-Fässern gearbeitet wird.

Der Deanston-Hausstil wird als weich und leicht nussig mit Honig und Ingwer beschrieben mit Würze und Fruchtigkeit. Über das New Make weiß Chantalle zu berichten, dass es interessanterweise nach Bienenwachs, einer dominanten Honignote duftet und schmeckt.

Wir sind gespannt, was wir davon im heutigen LineUp wiederfinden:

Vol. % Bewertung
• Deanston Virgin Oak 46,3
• Deanston 12 yo 46,3
• Deanston 15 yo Organic 46,3
• Deanston 18 yo 46,3
• Deanston 2008 Brandy Cask Finish 56,4
• Deanston 2008 Bordeaux Cask Finish 58,7
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Besonders gut hat unseren Hannoveraner Whisky-Tastern heute der 2008 Bordeaux Cask Finish geschmeckt, der mit weitem Abstand auf den ersten Platz kam. Gleichauf aber mit deutlichem Abstand zu Platz eins landeten der Virgin Oak sowie der 2008 Brandy Cask Finish auf dem 2. Rang. Den dritten Platz sicherte sich der 18-jährige Deanston.

Zur kulinarischen Abrundung hat uns Ilja heute britisch mit „Bangers & Mash“ sowie einem tartufo-ähnlichem Eisküchlein zur Nachspeise versorgt. Bangers & Mash, das aus Würstchen und Kartoffelbrei (Potatoe Mash) besteht, hat es laut einem Eintrag bei Wikipedia im Jahr 2009 in die Liste der „Britain’s most popular comfort food“ in einer Befragung des Fernsehsenders Good Food geschafft. Der Begriff „Bangers“ geht dabei auf die Wurstproduktion während des 1. Weltkrieges zurück. Zu dieser Zeit war das Fleisch knapp und die Würste enthielten sehr viel mehr Wasser. Beim Kochen neigten sie deshalb dazu, bei starker Hitze zu platzen.

 Kommen wir nun zu den Details.

„Die-Whisky-Taster stets zu Deanston“:

 

Deanston             Virgin Oak                                46,3 Vol. %

Der Virgin Oak mit seinen 46,3 Vol. % genauso wie der nächste Whisky, der „12 years old“, gehören zur Core Range. Die 46,3 Vol. % sind der Standardwert bei Deanston und werden nur bei speziellen Einzelfassabfüllungen in Fassstärke überschritten, so wie es bei den beiden letzten Sorten dieses Abends der Fall ist.

Der Virgin Oak reift zunächst 3 Jahre in Ex-Bourbon-Fässern ehe er noch einmal für 2 bis 2 ½ Jahre in ein Virgin Oak Fass wandert. Es handelt sich trotz seines geringen Alters um einen sehr sanften und sehr cremigen Sommerwhisky.

Als Aromen erreichen uns die süße Vanillenote aus den Ex-Bourbon-Fässern, gefolgt von Zitrusnoten und Früchten sowie Apfelnoten, die wir explizit wahrnehmen. Auch in den offiziellen Notes wird von Apfel aber auch von Muskatnussnoten gesprochen und die Süße wird noch durch süßes Gerstenmalz näher spezifiziert.

Geschmacklich finden wir viel Toffee und Honig, etwas Zitrus und geringe Würze, was offiziell noch durch kandierte Früchte ergänzt wird.

Der Nachklang ist nicht besonders lang anhaltend, hinterlässt aber eine leichte Würze und süße Eichennoten.

Der Virgin Oak hat es bei uns heute Abend zusammen mit dem 2008 Brandy Cask Finish gleichauf auf den zweiten Rang geschafft.

 

Deanston             12 yo                                       46,3 Vol. %

Der 12-jährige gehört ebenso zur Core Range. Es ist komplett in Ex-Bourbon-Fässern gereift, mit einigen Ausnahmen wo First Fill Fässer verwendet werden handelt es sich überwiegend um Second Fill Fässer. Es ist ansonsten dasselbe Ausgangsdestillat wie beim Virgin Oak.

Der 12-jährige entpuppt sich als sehr bekömmlicher Tropfen. Er ist leicht schärfer und intensiver als der Virgin Oak. Wir nehmen Aromen Honig und leichter Vanille mit leicht malziger Gerstennote wahr. Offiziell wird wiederum reichhaltiges cremiges Toffee aber auch frisches Heu genannt. Zumindest das Heu blieb uns verborgen.

Im Gaumen ist Toffee für uns deutlich präsenter als im Aroma. Darüber hinaus ist der Whisky sehr schön cremig und wirkt geschmeidig. Honig und sogar Kräuter nehmen wir wahr. Die üppigen Fruchtnoten der offiziellen Notes werden durch unsere Taster durch eine Orangennote näher spezifiziert.

Im Finish ist wie erwähnt recht geschmeidig. Das Prickeln von Nelken aus den Distillery Notes bleibt aber eher unerkannt. Wir finden ihn sehr bekömmlich. Mit einer immer noch ansprechenden Punktzahl verpasst der 12-jährige nur knapp den Sprung auf das Treppchen.

 

Deanston             15 yo Organic                           46,3 Vol. %

Der Deanston 15 yo Organic gehört zu den Limited Editions. Wie erwähnt stellt Deanston den Strom selbst her, verwendet lokale Gerste und ohnehin haben die Schotten bereits seit langem einen großen Hang zu Bioware.

Da lag es nahe, auch in der Deanston Destillerie einen Bio-Whisky zu produzieren, den es aber auch bereits seit 20 Jahren gibt. Der Aufwand hierzu ist allerdings enorm. Zwar kommt man durch die lokalen Gerstebauern recht einfach an Bio-Gerste, doch da alle Apparate zunächst komplett gereinigt werden müssen und auch Bio-Fässer verwendet werden müssen, wird dieser Whisky nur einmal im Jahr in etwa 50 Fässern produziert und gereift. Die Biofässer erhält man mittlerweile von Bio-Sherry-Produzenten. Alternativ werden Ex-Bourbon-Fässer komplett ausgeschabt und neu ausgebrannt, um hinterher den Bio-Whisky darin reifen zu können.

Trotz seiner 15-jährigen Reifung ist der Organic sehr hell in der Farbe. Ein weiterer Beweis, dass die Farbe nicht unbedingt einen Rückschluss auf das Alter eines Whiskys zulässt, wirft Chantalle ein.

In der Nase entwickelt sich für uns ein sehr intensives Vanillearoma, wirkt dabei filigran und sanft. Er riecht herrlich süß mit schönen Eichennoten, die auch in den offiziellen Notes vorkommen.

Mild und trotzdem viel Würze schmecken wir. Er wirkt aber insgesamt weniger komplex als beispielsweise der 12-jährige. Die 15 Jahre Reifung schmecken wir nicht wirklich heraus.

 

Deanston             18 yo                                       46,3 Vol. %

Der drittplatzierte Deanston 18 yo gehört ebenfalls zu den Limited Editions und ist Chantalle’s Favorit. Er wird ausschließlich in First-Fill Bourbon-Fässern gereift.

In der Nase kommen bei uns Honigkaramell und Backmalz an und der ein oder andere vernimmt Tabaknoten. In den offiziellen Distillerynotes wird darüberhinaus von ziemlich aromatisch mit ausgewogenen Noten von amerikanischer Eiche gesprochen. Er sei blumig, malzig, grasig, Vanille und Honig mit einem Hauch von Tabak und Muskatnuss. Wobei die Muskatnuss von uns nicht erwähnt wird und auch keine spezielle Würze wahrgenommen wird.

Das süße Karamell schmecken wir wiederum äußerst deutlich. Die Zunge wird etwas ölig belegt und er wirkt sehr wärmend. Offiziell werden noch Aromen von Zitrusfrüchten, Gerstenzucker, Lebkuchen und weißem Pfeffer ergänzt.

Der 18-jährige ist ein wirklich toller langanhaltend, süßer und wärmender Whisky, der bei uns in Hannover auf dem dritten Platz landet.

 

Deanston             2008 Brandy Cask Finish          56,4 Vol. %

Als vorletzten Whisky des Abends verkosten wir den 2008 Brandy Cask Finish aus der Limited Editions. Die limitierte Abfüllung wurde 2008 zuerst in traditionellen Ex-Bourbon Eichenfässern für 8 Jahre gelagert. Anschließend reifte der Whisky weitere 2 Jahre in Brandy Fässern. Bei Deanston selbst ist der Whisky bereits vergriffen. Man könnte ihn vielleicht noch bei wenigen Internethändlern bekommen.

In der Nase entwickeln sich bei uns eine Traubenaromatik. Der Whisky riecht schön süß und würzig und hat etwas von Bäckereiduft von Hefe. Erneut nehmen wir Tabaknoten wahr. Offiziell gesellen sich folgende Aromen hinzu: getrocknete Früchte mit deutlichen Traubennoten, ausgewogen mit süßer Vanille, cremigem Toffee und exotischen Gewürzen.

Die reichhaltige Eiche mit charakteristischem Einfluss auf Trockenfrüchte und Brandy, von der offiziell gesprochen wird, ist für uns gar nicht so präsent. Cremiger Toffee, Vanille, Honig und süßes Malz ziehen sich aber sehr schön wie ein roter Faden durch den heutigen Abend.

Die Aromen von getrockneten Früchten bleiben lang erhalten.

 

Deanston             2008 Bordeaux Cask Finish       58,7 Vol. %

Das Highlight des Abends kam als letztes Destillat ins Glas. Der 2008 Bordeaux Cask Finish mit seinen 58,7 Vol. % aus der Limited Editions ist von uns whisky-tastern mit deutlichem Abstand auf Platz 1 gewählt worden.

Dieser Whisky ist wie sein heutiger Vorgänger im Jahr 2008 destilliert und reifte anschließend komplette 11 Jahre in Bordeaux-Fässern. Insgesamt gab es nur 1.400 Flaschen und er ist heute leider kaum noch zu bekommen.

Dieses tolle Destillat riecht nach extrem trockenem aber süßem Rotweinfass, aber nicht wie Rotwein selbst auch wenn die offiziellen Notes davon sprechen. Chantalle kann das aufgrund ihrer langen Historie im Wein-Business sehr gut beurteilen. Wie sollte es anders sein gesellen sich auch beim Tagessieger Honig, Karamell, süßes Malz gepaart mit etwas Zitrus- und leichter Gewürznote dazu.

Geschmacklich vernehmen wir sehr deutlich die auch offiziell erwähnte Schokolade mit Chilinote. Darüber hinaus schmecken wir wieder Toffee und Honig.

Dies ist ein wirklich sehr guter Whisky, der den allermeisten Tastern heute Abend extrem gut geschmeckt hat, was am deutlichen Punkteabstand zu den beiden Zweitplatzierten ablesbar ist. Er ist sehr langanhaltend würzig und auch fruchtig.