Das September-Tasting der Whisky-Taster aus Hannover können wir definitiv als Highlight-Tasting zusammenfassen. Bereits die Buchungslage hat uns auch gezeigt, dass eine gewiss hohe Erwartungshaltung vorherrschen dürfte. Das Tasting war wieder komplett ausgebucht.

Die hohen Erwartungen haben sicher einen Grund. Markus Heinze, Markenbotschafter von Glenfiddich und The Balvenie, kommt zum 4. Mal zu Besuch. Egal ob er ein Balvenie Destillery-Tasting oder ein „Deconstruction“-Tasting für Glenfiddich mit uns durchgeführt hat, es gab immer spitzen Whiskys mit extrem sympathischer und vor allem kompetenter Präsentation durch Markus.

Wir waren einigermaßen überrascht, als er uns bei seinem letzten Besuch vorschlug, beim nächsten Tasting doch mal „peated Speyside Whiskys“ auszuprobieren. Dies ist eigentlich eine Richtung, die nicht gerade zur Core Range der durch ihn vertretenen Destillerien gehört. So ließen wir uns überraschen, was das LineUp uns so bietet. Und siehe da, es gab erneut eine Reihe an hervorragenden Whiskys, von denen jeder einen Platz auf unserem Rating-Treppchen verdient hätte. Es waren auch wieder Whiskys dabei, die man so nicht oder nur noch äußerst schwer zu horrenden Preisen ergattern kann, allen voran der Tagessieger, der 17 jährige Peated Cask von The Balvenie. Doch auch der 12-jährige Caoran Reserve, der bereits 2005 bei Glenfiddich abgefüllt wurde, ist heute nur recht teuer zu bekommen. Außerdem wäre es kein Markus Heinze-Tasting, wenn es nicht zum Schluss noch ein Goodie für uns gegeben hätte. Diesmal gab es ein Cask-Sample vom 2003 Peated Malt 1st Fill Sherry Cask außerhalb unseres Tischsets.

Thematisch, meint Markus, wäre es während Corona die beste Idee, das Wasser des Lebens zu genießen. Alles, was der Whisky nicht schaffe, würde bei diesem Tasting dann sicher der Rauch erledigen, wusste er zu spaßen.

Um uns während des Tastings mit einer ordentlichen Grundlage zu versorgen, bot Ilja diesmal entweder Salat mit gebratener Hähnchenbrust oder Burger mit Fries an sowie ein Schokodessert als Nachtisch.

Doch was hat Markus uns denn eingeschenkt? Ein großartiges LineUp:

Vol. % Bewertung
• Glenfiddich Fire & Cane 43
• Glenfiddich Caoran 40
• Balvenie 17 yo 48,7
• Balvenie Peat Week 14 yo 48,3
• Balvenie Week of Peat 14 yo 48,3
• Ailsa Bay Release 1.2 48,9
• Glenfiddich 2003 Peated Malt 1st Fill Sherry 54,7
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Als Tagessieger kürten wir den 17-jährigen Peated Cask von The Balvenie, gefolgt vom Fire & Cane von Glenfiddich, der als erstes verkostet wurde. Auf den dritten Platz verkosteten wir The Balvenie – Peat Week 14 yo, wobei alle weiteren Whiskys ziemlich gleichauf nur kurz dahinter lagen. Wie zuvor erwähnt, hätten es alle heutigen Destillate verdient, auf das Treppchen zu kommen.

Das Besondere am heutigen Tasting ist der Torfrauch in Whiskys von Destillerien außerhalb der für Torf berühmten Insel Islay. Mit Glenfiddich und Balvenie bewegen wir uns in der Speyside. Während der Islay-Torf sehr schwer ist und der Rauch recht medizinisch wirkt und Assoziationen z.B. mit  verbranntem Gummi hervorrufen kann, ist der Highland-Torf anders.

Bild: Islay Torf vs. Highland Torf

Der Highland-Torf ist wesentlich lockerer, eher wie Tabak. In ihm sind eher unvollständig zersetzte Anteile von Kräuterbüschen, Heidekraut und Baumstümpfen enthalten und er generiert eine subtile Süße. Highland-Torf wird auch als woody, earthy, smoky beschrieben, was durch einen höheren Anteil an nicht-phenolischen Inhalten entsteht ohne die salzig-maritimen Aromen, die man beim Islay Torf wahrnimmt.

Durch die Nutzung von Torf zur Trocknung des Gerstenmalzes gelangen aromarelevante Endprodukte der Verbrennung in und an das Malz. Hierzu gehören vor allem Phenole wie das Phenol selbst, aber auch Guajakol sowie Kresole. Dies sind Abbauprodukte des Lignins, das im Torf enthalten ist und durch die Nutzung zur Trocknung in das Malz einziehen und sich zum Teil wie ein Ölfilm um die Schalen herum legen.

Jede dieser aromarelevanten Molekülgruppen liefert ihren individuellen Anteil für den Geschmack und das Aroma. Gumminoten beispielsweise, aber auch Schwefel bringt man mit Kresolen in Verbindung. Guajakol dagegen bringt Rauchigkeit, während Ethyl-Guajakol als süß und würzig gilt.

Dass die Zusammensetzung des Torfs eine Rolle für die entstehenden Aromen spielt, wurde zuvor bereits erwähnt. Zusätzlich spielen aber auch Temperaturen eine Rolle. So weiß Markus Heinze zu berichten, dass bei Torfausflügen von Balvenie beispielsweise gewässerter Torf bei der Trocknung mit Torffeuer zum Einsatz kommt.  Dadurch werden nur geringere Temperaturen erreicht und einige als unangenehm wahrgenommene Aromen werden gar nicht erst gebildet. Phenole und Kresole beispielsweise entstehen bei höheren Temperaturen während bei niedrigen Temperaturen eher Guajakol entsteht. So kann die Destillerie über die Temperatur des Torffeuers auch die Aromen des Malzes steuern.

Wie viel Phenole es am Ende bis in die Flasche geschafft haben, hängt von der Phenol-Konzentration (PPM – „Parts per Million“) des Malzes ab. Dies wird dann allerdings während des Maischens teils abgewaschen und teils im Reifeprozess im Fass auch wieder abgebaut.

Schauen wir uns an, wie der Highland-Torf Einzug in unser heutiges LineUp hielt und wie er sich im Destillat macht:

Glenfiddich           Fire & Cane                              43 Vol. %

Der heute zweitplatzierte Whisky kam zuerst ins Glas und schmeckte uns ausgesprochen gut. Der Fire & Cane bietet sowohl Rauch als auch Süße, was bereits im Namen durch „Cane“ für (Zucker)-Rohr deutlich wird.

Dieser Whisky gehört zur Experimental Serie, die 2015 in Form von 6 Whiskys im Hause Glenfiddich gestartet wurde. Aktuell ist es der einzige getorfte Whisky der Destillerie „Tal der Hirsche“ (Glenfiddich). Die Experimental Serie spiegelt ein wenig die Kreativität des Gründers William Grant wieder. Dieser war selbst bis 1886 bei der Mortlach Destillerie unterwegs, ehe er dann ein Jahr später 1887 seine eigene Destillerie Glenfiddich gründete, die nur einen Steinwurf von der Mortlach Destillerie entfernt gebaut wurde. Er war bekannt für die Kreativiät, die er ins Whisky-Business brachte. Unter anderem experimentiert man heute damit, alte Fässer wieder hervorzuholen, in denen beispielsweise zuvor beispielsweise getorfter Whisky lagerte.

Der Fire & Cane ist das 4. Experiment der Serie. Die wieder hervorgeholten Ex-Torf-Fässer boten dem einen Teil dieses Whiskys einen Platz zum Reifen, während der andere Teil in normalen Ex-Bourbon Fässern reifte. Zur Vermählung beider Teile bekam der Fire & Cane noch für ein paar Wochen ein Finish in lateinamerikanischen Rumfässern. Diese hatte man mit Bedacht ausgewählt, da das Rumaroma dem Rauch sehr gut Paroli bieten kann und ihn gut begleitet. So erklärt sich auch der Namensteil „Cane“ für (Zucker)-Rohr, der als Ausgangsstoff für die Rumproduktion verwendet wird.

Das Aroma des Fire & Cane bietet eine leichte süße Rauchigkeit, aber auch Fruchtnoten. Die Süße wird mit Toffee umschrieben.

Im Geschmack ist der Rauch noch dezenter als der Duft vermuten lässt. Auch bringt er den Geschmack von grünen Früchten hervor, was recht typisch für Glenfiddich ist. So hat Markus uns bei einem unserer vorherigen gemeinsamen Tastings mal das New Make, die Whisky DNA, von Glenfiddich mitgebracht und da vernimmt man die Apfel- und Birnennoten ganz deutlich. Es ist auch immer wieder spannend festzustellen, dass beispielweise Fruchtaromen bereits im New Make entstehen, obwohl gar keine Fruchtanteile im Fermentationsprozess von der Hefe oder anderen Mikroorganismen verstoffwechselt werden.

Im Nachklang stellt sich der Fire & Cane langanhaltend, süß und rauchig dar. Unserer Meinung nach ist es ein sehr schöner Whisky, der mit 43 Vol.% heute auf den 2. Platz bewertet wurde.

Glenfiddich           Caoran Reserve 12 yo              40 Vol. %

Auch das zweite Destillat des Abends kommt aus dem Tal der Hirsche, der Glenfiddich Destillerie.

Der Name Caoran kommt aus dem Gälischen und die englische Bezeichnung befindet sich ebenfalls mit „Peat Ember“ auf dem Etikett. Die deutsche Übersetzung hierzu lautet „Torfglut“.

Der Whisky benötigt nach dem Einschenken einen Moment der Aromenentfaltung und so lauschen wir derweil Markus‘ informativen Ausführungen.

Dieser Whisky, so weiß Markus zu berichten, geht auf David (Dave) Stewart, den Master Blender & Malt Master von William Grant & Sons und damit Balvenie und Glenfiddich zurück. Dave, der sich seit 2016 MBE (Member of the Order of the British Empire, die unterste der 5 Stufen des britischen Ritterordens The Most Excellent Order of the British Empire), nennen darf, startete seine Whisky-Karriere 1962 im Alter von 17 Jahren in der Balvenie Distillery.

Als Dave alte Fässer aus den 30er und 40er Jahren hervorholte, stellte er einen schönen Rauchgehalt fest und überlegte sich, diese Fässer wieder zum Leben zu erwecken. Durch die Wiederverwendung hat er einen Whisky mit einem für die 40er Jahre typischen Geschmack geschaffen.

Der mit milden 40 Vol. % im Jahr 2005 abgefüllte Whisky lagerte über 12 Jahre in Fässern aus amerikanischer und europäischer Weißeiche. Als Basis wird der Special Reserve Whisky verwendet, der dann nach den 12 Jahren in den alten rauchigen Fässern gefinisht wird.

Im Aroma bietet der Caoran Reserve recht wenig Rauch, deutlich weniger als der Fire & Cane. Er liefert dafür aber eine schöne Süße und Fruchtigkeit und bietet geschmacklich sehr viel Cremigkeit.

Der Rauch ist dezenter auf der Zunge und er bietet eine Süße sowie Noten dunkler Schokolade und eine leichte Würze.

Markus beschreibt sein Finish als „gentle Taste“. Der Caoran Reserve, der ja schon einige Zeit in der Flasche verbracht hat, nachdem er 2005 abgefüllt wurde, bietet eine wunderbare Komplexität und Geschmeidigkeit.

The Balvenie        Peated Cask 17 yo                   48,7 Vol. %

Vor der Pause der heutigen Verkostung haben wir das Privileg einen besonders tollen Whisky probieren zu dürfen, der „sweet spice & smoke“ als Zusatz auf seinem Etikett aufweist. Der heutige Tagessieger, der 17-jährige Peated Cask aus dem Hause The Balvenie ist offiziell nicht mehr zu bekommen und selbst wir hatten Schwierigkeiten ihn zur Verfügung stellen zu können. Wir wurden dann doch noch privat fündig und mussten auch den entsprechenden Preis für diese Rarität zahlen.

Die Destillerie The Balvenie liegt in direkter Nachbarschaft zur Glenfiddich Destillerie und gehört auch zur gleichen Familie Grant. Markus weiß zu berichten, dass Dufftown bis ins Jahr 1817 Balvenie hieß und für „Siedlung des Glücks“ steht.

Da William Grant sehr großen Erfolg mit seiner Glenfiddich Destillerie erzielte, wollte er die Umgebung vor Nachahmern schützen, da während dieser Zeit äußerst viele Destillerien wie Pilze aus dem Boden schossen. So pachtete William Grant kurzerhand das Land neben seiner bisherigen Destillerie und eröffnete 1892 die Balvenie Distillery unweit der Burg Balvenie Castle. Das auf dem neu gepachteten Gelände befindliche Gutshaus „the new Balvenie House“ wurde als Grundlage beim Bau der Brennerei verwendet und so sind die ursprünglichen Steine des Gutshauses noch heute im legendären Warehouse 24 verarbeitet, in dem die Raritäten der Balvenie Brennerei ihr Zuhause haben.

Im Hause Balvenie brüstet man sich stolz mit dem Slogan „the most handcrafted Distillery“. Man meint damit, noch alle Produktionsschritte selbst auszuführen mit eigener Mälzerei, Kupferschmiede und Küferei. Außerdem vertritt man die Ansicht, dass man Erfahrung einem Computer nicht beibringen kann und setzt somit auch während der Produktion auf Erfahrung und Handarbeit. In der eigenen Mälzerei arbeitet man zu gewissen Zeiten auch mit Torfrauch, was allerdings nur 15-18% der Gesamtmenge ausmacht.

Vom 17-jährigen Peated Cask gab es 6.000 Flaschen und er wurde 1993 destilliert und 2010 abgefüllt. Der Whisky mit 48,7 Vol. % reifte zunächst 17 Jahre lang in klassischen Ex-Bourbon Fässern. Anschließend erfolgte eine Teilung und die eine Hälfte bekam eine Nachreifung in Ex-Bourbon Fässern, die zuvor extrem rauchigen Whisky enthielten (daher der Name Peated Cask) und die andere Hälfte reifte noch einmal in Virgin Oak Fässern nach, ehe beide wieder zum 17-jährigen Peated Cask vereint wurden. Die Fässer, die zuvor den getorften Whisky enthielten, konnte man wiederverwenden. Sie stammen zum Beispiel aus dem Jahr 2001, als man intensiv getorftes Getreide destillierte und ins Fass gab. Anschließend wurde der Whisky dann in andere Fässer umgefüllt und diese jetzt leeren Fässer wurden frei für andere Abfüllungen.

Von der Nase her handelt es sich nicht um einen typischen Balvenie. Verglichen mit den Vorgängern am heutigen Abend wirkt er schärfer, was natürlich auch dem höheren Alkoholgehalt geschuldet ist. Darüber hinaus duftet er herrlich süß und tropisch. Wir vernehmen Kiwinoten und es wird von Johannesbeere  und Tabak berichtet.

Geschmacklich ist er nicht ganz so süß wie der Duft vermuten ließ. Er wirkt geradezu zurückhaltend aber mit einer schönen Schärfe und Vanillenoten und süßem Honig. Geschmacklich ist Zitrus mit dabei, was dann schon wieder eher dem typischen Balvenie-Taste entspricht. Der Zimt bzw. Muskat aus den offiziellen Tastingnotes wird in unserer Runde nicht genannt.

Das Finish wird als fein mit süßer Würze beschrieben, was auch wir so unterschreiben können. Es handelt sich um einen wunderbaren Tagessiegerwhisky, der leider kaum noch zu bekommen ist.

The Balvenie        Peat Week 14 yo                      48,3 Vol. %

Der Peat Week 14 yo ist unser heutiger drittplatzierter Whisky des Abends. Was zunächst als Experiment „Peat Week“ startete, war der Startschuss für eine neue Serie mit Namen „Stories“, von der wir später noch den 14 jährigen „Week of Peat“ probieren dürfen.

2001 bestellte und experimentierte Ian Millar, der Distillery Manager von Balvenie, einfach mal mit intensiv getorftem Malz, ohne dass die Apparaturen der Destillerie in irgendeiner Weise darauf vorbereitet gewesen wären. Aber Ian Millar wollte nach Erfahrungen, die er auf einem Islay Trip machte, Torf mal wieder ausprobieren. So war es nicht verwunderlich, dass dieses Experiment die Mitarbeiter polarisierte. Man traf sich interessiert, um zu schauen, wie sich das Torf-Experiment machte. Die Meinungen schwankten zwischen „stinking stuff“, der zuhause für Ärger sorgte, weil der Torfgeruch nicht mehr aus der Kleidung zu bekommen war, bis hin zu „super Idee, müssen wir machen“. Vor allem erzählte man sich Geschichten und so reifte die Idee der Serie „Stories“, zu der unser 5. Whisky des Abends gehört.

2002 entschloss man sich mit dem „Peat Week“ zum Auftakt der anschließend jährlich erscheinenden Serie „Week of Peat“ Reihe. Für die Produktion des getorften Whisky nutzt man das jährliche Wartungsfenster der Destillierapparate, die zu dieser Zeit ohnehin gereinigt und gewartet werden müssen. Zu dieser Zeit kann man somit gut mit Torf arbeiten ohne die sonstigen Produktionsabläufe zu stören oder zu beeinflussen.

Bei der von uns probierten Abfüllung handelt es sich um die 2002 Vintage-Abfüllung, die 14 Jahre lang in American Oak Fässern reifte. Es handelt sich um eine limitierte Auflage von 3.000 Stück.

Ein weiteres Stück Whisky-Wissen streut Markus zum Thema Eichenfässer ein. Die Verwendung von amerikanischer Eiche bei der Reifung dauert prinzipiell länger als bei europäischer Eiche. Durch ein entsprechendes Toasting des amerikanischen Fasses lässt sich die Reifung aber beschleunigen. Die europäische Eiche, die natürlich auch aufgearbeitet wird, ist reicher an Tanninen, was wiederum ein ganz anderes Geschmacksprofil erzeugt. Wie auf der Abbildung sichtbar, ist die europäische Eiche deutlich dunkler als ihr amerikanisches Gegenstück.

Bild: amerikanische und europäische Eiche

Der in amerikanischen Eichenfässern gereifte Peat Week 14 yo wirkt vom Aroma schon einmal deutlich intensiver als bei seinen Vorgängern des heutigen Abends, da hier direkt mit getorftem Malz gearbeitet wurde. Es ist ein wenig Honig und Karamellduft zu vernehmen und Süße.

Im Geschmack kommen auch wieder Zitrusnoten durch, leichter Torfrauch und Vanillenoten sind zu schmecken. Das Finish wird als lang mit rauchigen Aromen und cremiger Vanille mit einer tollen Komplexität beschrieben.

 

The Balvenie        Week of Peat 14 yo                  48,3 Vol. %

Unser 5. Destillat des Abends ist der Week of Peat 14 yo mit 48,3 Vol. %. Er ist wie beim Vorgänger beschrieben der jährlich erscheinende Torfausflug der Balvenie Destillerie und gehört seit dem zur Stories Serie, bei der immer ein Mitarbeiter eine Geschichte zum Whisky zu erzählen hat.

So erzählt zum Beispiel Kelsey McKechnie die Geschichte des 12-jährigen „sweet toast of american oak“ und Dave Stewart berichtet in seiner Geschichte „a day of dark barley“ über die Verwendung von dunkel geröstetem Malz, mit dem eigentlich Schwarzbier hergestellt wird, in diesem 26 Jahre alten Whisky.

Speziell für den Travel Retail Market sind noch drei weitere Stories heraus gegeben worden. Mit dem „Creation of Classic“ gibt es einen NAS Whisky als Homage an David Stewart. Dann gibt es noch eine Erweiterung der Week of Peat Abfüllungen mit dem 17-jährigen sowie die Story „The second red Rose“, ein 21-jähriger Whisky, im Shiraz-Fass gefinisht. Diese letzte Story ist inspiriert durch eine Dame Namens Mary Douglas. Sie lebte im Balvenie Castle und zahlte dem König eine Miete von einer Rose jährlich.

Die „Story“ Week of Peat, in der hier verkosteten 14-jährigen Variante, wird wie oben erwähnt vom Distillery Manager Ian Millar erzählt. Grundlage ist sein Ausflug auf die Insel Islay. Das verwendete Malz ist mit 30 PPM getorft, in etwa die Hälfte davon landet letztlich noch im Destillat.

Auch dieser Balvenie-Whisky wirkt wie sein Vorgänger rauchiger als die beiden ersten Glenfiddich-Whiskys. Er hat eine subtile Rauchnote im Duft und bringt ebenfalls Karamell und Honig mit.

Geschmacklich gleicht er dem Vorgänger ebenfalls mit typischen Zitrusnoten, Eiche, Vanille und Honig. Sein Finish wird als sanft und rauchig mit cremiger Vanille beschrieben.

 

Ailsa Bay              Release 1.2                              48,9 Vol. %

Der letzte Whisky vom offiziellen Teil kommt aus dem Hause Ailsa Bay und passt eigentlich nicht in das Thema des heutigen Abends. Die moderne Destillerie, die William Grant & Sons 2007 auf dem Gelände der Girvan-Brennerei neu erschufen, liegt nämlich in den Lowlands und nicht, wie dem Tasting-Titel zu entnehmen, in der Speyside. Zuvor war auf dem Gelände bis 1976 die Ladyburn Distillery angesiedelt.

Die Ailsa Bay Destillerie kann fünf verschiedene Malt Whisky herstellen und wurde gebaut, um unter anderem das Aroma der Balvenie-Whiskys in den blended Whiskys des Familienunternehmens zu ersetzen. Damit kann der Bestand an Balvenie Whisky rein für diese Marke verwendet werden. Die hochmoderne Destillerie verfügt über 24 Washbacks sowie 16 Potstills. Im Jahr 2016 kam mit dem Release 1 der erste Whisky auf den Markt.

Was man von rauchigen Whiskys bereits kennt, ist die Angabe „Parts per Million (PPM)“ für die Spezifikation des Rauchgehalts im Malz. Der Master Blender von Ailsa Bay, Brian Kinsman, hat sich darüber hinaus ein Verfahren ausgedacht, mit dem man den Süßegehalt ebenso beschreiben kann. Diese Angabe heißt „Sweet Parts per Million“ und wird SPPM abgekürzt. Auch bei der Reifung versucht man bei Ailsa Bay durch sogenanntes Micro-Maturation (Reifung) – die Verwendung möglichst kleiner Fässer – die Abgabe von Aromen an den Whisky zu beschleunigen. Für eine Zeit von etwas mehr als einem halben Jahr reift das Destillat zunächst in Hudson-Ex-Bourbon-Fässern in Größen zwischen 25 und 100 Litern. Anschließend kommt der Whisky zur weiteren Reifung in amerikanische Eichenfässer.

Der uns zur Verkostung gereichte Release 1.2 ist 12 Jahre gereift. Sein Rauchgehalt wird mit 22 PPM angegeben, wobei es sich dabei jeweils um die Rauchkonzentration des Malzes handelt. In der Flasche landet am Ende auch hier in etwa die Hälfte. Der neue erfundene SPPM wird mit einer Süße von 19 angeben.

Dieser Whisky wirkt zunächst einmal gar nicht so rauchig. Er duftet schön süß nach Vanille und Eichentönen. Im Geschmack ist sein Rauch aber intensiver und er schmeckt noch süßer. Das wirkt geschmacklich noch entspannter als in der Nase. Er bringt eine Cremigkeit und Toffeenoten und auch Fruchtnoten mit.

 

Special Markus Heinze Add-on

Glenfiddich           2003 Peated Malt 1st Fill Sherry 54,7 Vol. %

Ein Tasting mit Markus Heinze wäre nicht vollständig, wenn es zum Schluss nicht noch ein Schmankerl außer der Reihe von ihm gäbe. So brachte er uns an diesem Abend ein so nicht zu erwerbendes Fass Sample zum Probieren mit, ein Glenfiddich 2003 Peated Malt 1st Fill Sherry Cask mit 54,7 Vol. %.

Wir nehmen schöne Sherrynoten wahr. Darüber hinaus gibt es Noten europäischer Eiche und Trockenfrüchte. Der Sherry entwickelt eine wunderbare Süße. Aus dem Holz begegnen uns Würzigkeit und süßer Holzzucker.

Wir bekommen ein sehr schönes Gegenspiel von temperamentvoller Süße und Tanninen europäischer Eiche geboten, eingefangen in speckigem Rauch. Ein schöner Abschluss des Abends.

Wir sind schon gespannt und freuen uns schon auf das nächste Tasting im nächsten Jahr, wo Markus uns dann zum 5. Mal besuchen wird.