Nachdem absehbar war, dass die Corona-Beschränkungen nicht gelockert werden, haben wir uns schnell auf ein weiteres Online-Tasting vorbereitet. Als wir beim letzten Mal sogar einen Gast von der Grenze zu Luxemburg begrüßen durften, freuen wir uns, dass er auch diesmal wieder mit dabei ist und zusätzlich unser Radius sich bis Hamburg und Achim erweitert hat.

Mit 11 Whisky-Tastern begaben wir uns diesmal auf eine 5 Länderreise mit 6 leckeren Whiskys und gingen der Frage nach, ob die Destillate von außerhalb Schottlands mit denen aus dem Ursprungsland des Single Malt mithalten können.

Unsere Reise startete in der recht jungen Destillerie Glasgow 1770 in den schottischen Lowlands. Als nächste Station machten wir Halt in Irland mit einem Whisky der West Cork Destillerie. Um einmal etwas ganz anderes zu probieren, kommt der dritte Whisky des Abends als Roggenwhisky von der dänischen Stauning Destillerie. Nach der Pause führt uns unsere 5-Länderreise zunächst zurück nach Irland zur Waterford Destillerie von Mark Reynier ehe wir uns Richtung Asien verabschieden. Mit dem Amrut Fusion bekommen wir einen indischen Whisky aus Bangalore zur Verkostung und schließen mit einem Peated Elements Whisky der israelischen Milk & Honey Destillerie.

Vol. % Bewertung
• The Glasgow Distillery Co, The Original - Fresh & Fruity 43
• West Cork Bog Oak charred Cask 43
• Stauning Rye 2020 48
• Waterford Organic Gaia 1.1 50
• Amrut Fusion 50
• Milk & Honey Elements Peated 46
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Da wir uns auch heute im Online-Tasting wieder jeder selbst kulinarisch versorgen mussten, werden wir auch diesmal gleich mit der Whiskyberichterstattung anfangen.

Erstmalig hatten wir bei einem Tasting zwei erste Platze. So teilen sich der Stauning Rye 2020 aus Dänemark und der Amrut Fusion aus Indien den ersten Platz. Auf dem zweiten Platz folgt der Elements Peated von Mikl & Honey aus Israel und auf dem dritten Platz landet der Waterford Organic Gaia 1.1.

 

Glasgow 1770      The Original Fresh & Fruity       46 Vol. %

Den Start in unsere 5-Länderreise machen wir noch in Schottland, in der noch recht jungen Destillerie Glasgow 1770. Dem Namen nach ein eher altes Traditionsunternehmen, doch muss man bedenken, dass die Destillerie zwischen 1902, wo sie geschlossen wurde, und der Wiedereröffnung 2014 mehr als 100 Jahre keinen Whisky mehr produziert hat. Nach dem Verkauf 1903 wurden lediglich die Küferei sowie die Lagerhäuser noch weiter genutzt. Gegründet wurde die Destillerie, wie der Name erahnen lässt, 1770 unter dem Namen Dundashill und galt im 19. Jahrhundert als eine der größten Malt-Brennereien.

2012 wurde die Glasgow Distillery Company durch Liam Hughes, Mike Hayward & Ian McDougall erneut geründet. Nach dem Relaunch als Destillerie im Jahr 2014, wurde 2015 der erste eigene Whisky produziert und 2019 nach einer Erweiterung der Kapazitäten auch der heutige Einstiegswhisky „The Fresh & Fruity“ vorgestellt. Es handelt sich somit um einen eher jungen Whisky, der in First Fill Ex-Bourbonfässern reifte und ein Finish in frischen Weißeichenfässern bekam.

Wir finden ihn im Aroma fruchtig mit Zitrusnoten und meinen auch etwas Lakritz zu entdecken. Darüber hinaus werden Noten von Marzipan und lederartig wie Gerberei genannt. Alles in allem wirkt er aber mild, wie weiche Watte, leicht, angenehm und er wird mit Urlaub assoziiert. Offiziell steuert die Destillerie noch die Aromen von roten Beeren, Birne, Toffee & Vanille bei.

Geschmacklich tat sich in den ersten Sekunden gar nicht so viel, er kommt eher langsam dafür aber lecker. Auf der Lippe entsteht ein Eindruck von Schärfe und es entwickelt sich der Geschmack von Karamell, Feige, ein Hauch von Vanille und das ganze angenehm eichenstark eingebunden. Die Destillerie beschreibt den Geschmack mit Marzipan, Keks und Honig.

Der Nachklang bleibt uns lange erhalten, wärmend mit einer angenehmen Schärfe und ein wenig Bitterkeit. Lakritze und Musskatnuss sind für uns mit im Spiel. Offiziell nennt man noch Ananas mit einem Hauch Pfeffer.

Wir sind uns einig, dass wir mit dem Fresh & Fruity einen tollen Start in den Abend erleben.

 

West Cork            Bog Oak Charred Cask             43 Vol. %

Für den zweiten Whisky des Abends begeben wir uns virtuell nach Irland zur West Cork Destillerie. Nachdem wir beim Sommerwhisky-Tasting bereits einmal West Cork probierten, haben wir diesmal das Destillat mit dem interessanten Namen „Bog Oak Charred Cask“ im Glas. Dabei handelt es sich um Virgin Oak Casks, die mit dem Holz von alten Mooreichen ausgebrannt worden sind. Diese Eichen sind mehrere hundert Jahre alt und wurden im Moor unter Abwesenheit von Sauerstoff und im sauren Milieu konserviert. Mit der Zeit wurden die Eichen dadurch härter und extrem dunkel. Im Geschmack soll sich durch dieses Verfahren eine West Cork typische Apfelnote, eine schöne Lakritzwürze, etwas Pfirsich und eine herbe Rauchigkeit ergeben. Riechen wir mal rein.

Vom Geruch her sind wir uns einig, dass dies ein außergewöhnlicher Tropfen ist, den wir so in der Form noch nicht im Glas hatten. Es wird von Moornoten berichtet und durchaus kontrastreich zwischen „alter Fuß“ und Landluft aber auch Weichspülerfrische diskutiert. Auf jeden Fall riecht er zusätzlich würzig und wir sind uns einig, dass er nach einiger Zeit wesentlich besser riecht als zu Beginn. West Cork selbst beschreibt die Aromen mit floralen Anklängen, die schnell von Steinobstnoten verdrängt werden und von erdigen Moosnoten sowie etwas Pfeffer und einer leichten Rauchnote abgelöst werden.

Geschmacklich kommt er für uns aber mild & abgerundet mit Noten von dunkler Schokolade und einer Orangenbitterkeit daher. Lakritz erschließt sich uns eher nicht, auf jeden Fall sind die Lakritznoten, falls vorhanden, geringer als beim ersten Whisky. Wir beschreiben ein voluminöses Mundgefühl. Aus der Destillerie bekommen wir noch grüne Apfelnoten genannt, die von etwas Pfirsich und würzigen Lakritznoten begleitet werden.

Der „Bog Oak Charred Cask“ ist für uns mittellang im Nachklang und im 2. Ansatz auch wärmend mit einer Chilinote, pfeffrig, vollmundig. Der erste Whisky des heutigen Abends war stärker auf der Zunge. West Cork nennt das Finish mittellang, herb mit Rauch.

 

Stauning               Rye 2020                                 48 Vol. %

Für einen unserer beiden Tagessieger der heutigen Verkostung wechseln wir nicht nur wieder das Ursprungsland und bewegen uns virtuell nach Dänemark zur Stauning Destillerie, sondern wir wechseln auch den Rohstoff und probieren einen Roggen Whisky.

Stauning ist die einzige aktive Destillerie in Dänemark. 9 Freunde erfüllten sich 2005 mit der Brennerei im gleichnamigen Ort in der Kommune Ringköbing-Skjern im dänischen Westjütland einen Lebenstraum. Das Klima ist optimal für gute Gerste und auch die Qualität des Wassers ist hervorragend. Man verarbeitet lokales Getreide, Malz und Torf und verwendet kleine Pot Stills.

Ab 2009 wurden jährlich 6.000 Liter Rohspirit erzeugt. Im Laufe des Jahres 2012 wurde die Produktion auf ca. 15.000 Liter mehr als verdoppelt. Nach einer Erweiterung der Produktionsanlagen im Jahr 2018 wuchs das Volumen auf 75.000 Liter.

Im März Jahr 2011 gab Stauning die ersten Flaschen zum Verkauf frei „Stauning Rye – First Impression“. Im Juni 2012 gab es den ersten Single Malt in einer peated und einer unpeated Version (jeweils rund 750 Flaschen).

Seit 2015 ist Diageo mit 40 % an Stauning beteiligt. Mittlerweile kann man auf 24 Brennblasen zurückgreifen und es gibt 3 Produktionslinien: peated, unpeated und Rye.

Für den heutigen Rye 2020 wurde 51 % Roggen- und 49 % Gerstendestillat in amerikanischen Weißeichenfässern gelagert.

Für uns ergibt sich daraus ein fruchtiges Aroma mit jeder Menge Zitrus. Er riecht kräftig und auch intensiver als die beiden Vorgänger. Ein tiefer Zug zwickt etwas in der Nase und er wirkt alkoholstark mit Würzigkeit und langer Vanillenote. Das in den Tastingnotes erwähnte Weingummi beschreiben wir eher als Erdbeeraroma. Offiziell wissen die Dänen ihre Aromen mit flüssigem Roggenbrot mit Backgewürzen, subtilen Vanillenoten, Weingummi und Pfeffer zu beschreiben.

Der Roggen kommt bei uns geschmacklich auf jeden Fall stark zum Vorschein und er schmeckt wirklich außergewöhnlich aber gut mit einer dezenten Pfeffernote. Für uns eignet er sich auch toll zum Dessert. Stauning beschreibt den Geschmack mit sanften Aromen nach Trockenfrüchten, reifen Kirschen und pfeffriger Eiche, ausgeglichen durch Vanille- und Zitrusschalen.

Der Tagessieger bleibt auf unseren Zungen, ist wärmend und trocken und läuft lang runter. Er fühlt sich ein wenig wie trockener Weißwein im Mund an, süffig aber mit einer alkoholischen Note. Offizielle wird der Nachklang als langes und komplexes, pfeffriges Finish beschrieben mit einem langen, weichen, süßen und fruchtigen Finale.

 

Waterford             Organic Gaia 1.1                      50 Vol. %

Nach einer schönen, kommunikativen Pause schenken wir uns den 3. Platz ins Nosingglas. Mit dem „Organic Gaia 1.1“ bekommen wir einen mit 50 Vol.% abgefüllten Whisky aus Irland zur Verkostung, der, obwohl er aus Irland stammt, nur zweifach destilliert wurde. Die Destillerie verzichtet auch bewusst auf das sonst in Irland übliche „e“ in „Whisk(e)y.

Der Grund liegt darin, dass die noch sehr junge Waterford Destillerie in Irland einiges anders macht als andere Destillerien. Die Destillerie ist sehr modern. Sie basiert auf einer ehemaligen Brauerei der Guinness Brauerei, die erst im Jahr 2003 für sagenhafte 40 Millionen Euro modernisiert wurde, ehe sie dann nur 10 Jahre später geschlossen und verkauft wurde. Die Gesellschaft Renegade Spirits kaufte die Anlagen. Die Renegade Spirits Holding gehört unter anderem einem gewissen Mark Reynier, der einige Jahre zuvor 2001 bereits die Bruichladdich-Destillerie auf Islay wiederbelebt und groß gemacht hat. Mark Reynier kann selbst auf eine lange Weinerfahrung zurückblicken und so verwundert es nicht, dass er dort etablierte Konzepte nun auch in der Whiskyproduktion etablieren möchte. Dazu gehören das „Terroir“, also Standortfaktoren, die für das resultierende Getränk die Einzigartigkeit ausmachen, aber auch die Nachverfolgbarkeit und der biologische Anbau der verwendeten Rohstoffe,. Bereits bei Bruichladdich wurden Abfüllung aus spezieller lokaler Gerste und Bio-Abfüllungen wie die „Islay Barley“, „Scottish Barley“ oder „Bare Barley“ und „The Organic“ erfolgreich auf den Markt gebracht.

„Terroir“ wird im Whisky-Business, das fast ausschließlich auf Effizienz und Output ausgelegt ist, durchaus kontrovers diskutiert. In einem Umfeld, in dem der Geschmack konstant gehalten werden muss und beim Blenden sogar viele verschiedene Destillate vermählt, ist man weit entfernt von Individualität. So verwundert es nicht, dass namhafte Whiskygrößen wie Becky Paskin „Terroir“ im Whisky eher mit der Erfahrung sowie den Fähigkeiten des Distillers gleichsetzen, dem sogenannten „Social-Terroir“.

In seiner neuen irischen Destillerie kreierte Mark Reynier das Wortspiel „TÉIREOIR“, welches die irische Bezeichnung für Irland mit dem im Weinanbau bekannten „Terroir“ verbindet. Durch die Arbeit mit nachverfolgbaren Anbaufeldern von ausgewählten und streng voneinander getrennten Lagern für die Gerste, ist man in der Lage Single-Farm-Abfüllungen zu produzieren, die man mit einem auf der Flasche befindlichen Code in seinem Ursprung aber auch in seinen Produktionsschritten 1:1 nachverfolgen kann.

Man hat die Gerste – wo und wie sie angebaut wird – in den Mittelpunkt des Handelns gestellt, wo der ihrer Meinung nach echte Whisky-Geschmack zu finden ist. Eine natürliche Weiterentwicklung dieser Philosophie: nicht nur Single Farm Origins, sondern auch, was biologisch angebaute Gerste leisten kann, wenn sie die richtige Plattform erhält.

Für uns Whisky-Taster kommt heute der Organic Gaia 1.1, der in Ex-Bourbon-, französischen Süßweinfässern sowie Virgin Oak lagerte. Gaia ist der Name der Göttin von Yore, einer Personifikation der Muttererde. Ein passender Name für den ersten Whisky aus zertifizierter, biologisch angebauter irischer Gerste.

Er riecht auf jeden Fall anders und eigen, etwas nach Brauerei. Dazu gesellen sich Noten von roten Früchten und würzige Noten. Nach einem gewöhnungsbedürftigen Start entwickelt er sich dann sehr gut, aber etwas eigenwillig. Waterford selbst beschreibt die Aromen mit feinen Noten von Orangenzeste, Pfirsich und Feige. Die fruchtigen Eindrücke mischen sich mit Anklängen von Seegras und feuchtem Heu. Salzkaramell verbindet sich mit Rosenwasser und zarten Pfefferminznoten, die von einem erdigen Grundton begleitet werden, von Nelken, Pfeffer, Kirschen, Quitten, Birnen, Aprikosen.

Beim ersten Schluck erinnert er an Sherry Cask und Bananenbrei kommt ebenfalls beim Schlucken durch. Wir schmecken viel Karamell mit ausgewogener Schärfe. Er wirkt pikant und prickelt etwas im Mund. Mit seinen 50 Vol. % bringt er eine deutliche alkoholische Schärfe, ist kräftig mit einer schweren Süße. Offiziell wird ihm ein wuchtiger Antritt mit weißem Pfeffer und Nelken zugeordnet. Feigen und Öligkeit werden genannt. Dann kommen Kirschen und Butterkeks dazu sowie saftige Birnen.

Das Finish ist eher lang und warm, mit deutlicher Eiche und Bitterkeit, zu Anfang etwas süß. Ergänzend weiß man den Nachklang in der Destillerie als lang und ölig mit einer ausklingenden Süße, gekochte Birnen und Portwein zu beschreiben.

 

Amrut                   Fusion                                      50 Vol. %

Für den vorletzten Whisky des Abends treten wir eine lange, aber lohnenswerte virtuelle Reise nach Indien an. Immerhin bekommen wir von der Amrut Destillerie mit dem „Fusion“ den zweiten punktgleichen Tagessieger eingeschenkt.

Die Amrut Destillerie, die ihren Ursprung in etwa zur Zeit der indischen Unabhängigkeit hat, war der Lieferant für Spirituosen der indischen Armee. In Indien trinkt man tendenziell eher blended Whiskys und so verwundert es nicht, dass erst 2004 der erste Single-Malt von Amrut in Schottland angeboten wurde.

Aufgrund der im südlichen Indien vorherrschenden heißen Temperaturen und geringen Luftfeuchtigkeitsverhältnissen hat es man es bei der Reifung mit einem enormen Angels‘ Share Anteil zu tun. Diesen, den Verdunstungsanteil des Destillats aus dem Fass beschreibenden Begriff, haben wir diesbezüglich auch noch einmal gemeinsam genauer unter die Lupe genommen und unsere Taster mit weiteren interessanten Informationen versorgt. In Indien beträgt der Angels‘ Share ganze 11-12% pro Jahr, während man in Schottland in etwas bei 2 % liegt. Der dadurch beschleunigte Reifungsprozess lässt sich grob so zusammenfassen, dass ein Jahr Reifung in Indien einem Äquivalent von 3 Jahren Reifung in Schottland entspricht. Wir sind also gespannt, auf das Destillat, das allerdings ohne eine Altersangabe kommt.

Bei Amrut wird noch vieles in Handarbeit erledigt (u.a. das Kleben der Etiketten), was auch die hohe Anzahl an Mitarbeitern erklärt. Die Gerste kommt aus den nördlicheren Gebieten aus Punjab und Rajasthan und hat damit schon 2.500 km an Wegstrecke hinter sich, wenn sie an der Destillerie ankommt. Die dort angebaute Gerste ist eine Sorte mit 6 Reihen, anstelle der heute in Schottland am häufigsten verwendeten 2-reihigen Gerste.

Der Name „Fusion“ lässt schon erahnen, dass hier etwas zusammengeführt wurde. So handelt es sich bei diesem Whisky um ein Destillat, dass aus 25% getorfter schottischer und 75% ungetorfter indischer Gerste destilliert wird. Das getorfte Getreide importiert man also aus Schottland. Reifen durfte der Whisky in Ex-Bourbon Fässern. Der „Fusion“ ist international sehr anerkannt. In der Whisky Bible von Jim Murray 2010 mit 97 von 100 möglichen Punkten prämiert. Zusätzlich wurde er als „World Whisky of the Year“ bei den Malt Advocates Whisky Awards 2011 prämiert.

Aus dem Glas steigt uns ein tropisch, torfiger Geruch in die Nase. Er wirkt auch fruchtig, was wir aber nicht genauer spezifizieren. Amrut steuert noch die Aromen reichhaltige malzige Noten, Zitrusnoten, exotische Fruchtnoten und Gewürze, abgerundet durch einen Hauch Torfrauch bei.

Beim Geschmack entfalten sich Noten von Bitterschokolade, die gut in tropischen Torf eingebettet sind. Vanillig wirkt er auf uns eher nicht. Seine Öligkeit, Cremigkeit, Toffee-, Mango Chutney- und Fleischnoten beschreiben die meisten in unserer Runde als Genuss und es wird sogar Mußestunde genannt.

Die Destillerie spricht beim Geschmack von Eiche und Torf, die hervorragend mit der Schokolade und dem Kaffee harmonieren. Eine fruchtige Note von Papaya und Mango schwebt über allem.

Im Nachklang kommt die Kaffeenote durch und bleibt uns auch eine Weile erhalten. Offiziell wird beim Finish von lang und würzig gesprochen.

 

Milk & Honey        Elements Peated                      46 Vol. %

Der zweitplatzierte Whisky kommt zum Abschluss unserer 5-Länderreise ins Glas. Wir begeben uns noch einmal auf virtuelle Reise und finden uns in Tel Aviv in Israel bei der Milk & Honey Destillerie ein. Auf der Inter Whisky 2019 kamen wir bereits einmal in den Genuss, ein anderes Destillat von Milk & Honey zu probieren und freuen uns deshalb schon auf dieses Abschlussgetränk.

2012 wurde die Milk & Honey Destillerie in Tel Aviv von Gal Kalkstein gegründet. Mit 300 Sonnentagen und Temperaturen von 16 bis 40 Grad haben wir es mit einem ähnlichen Angels‘ Share wie bei der Amrut Destillerie aus Indien zu tun.

Beraten wurde man bei der Errichtung der Destillerie von Dr. Jim Swan, der unzähligen weiteren Whisky-Brennereien auf der Welt unterstützte, u.a. Penderyn und Kavalan.

Man orientiert sich in der Herstellung und in der Lagerung sehr stark an schottischen Standards, allerdings reift der Whisky aufgrund des feuchten und heißen Klimas in Israel auch deutlich schneller als auf der britischen Insel. Milk & Honey ist die einzige Destillerie in Israel und hat in kurzer Zeit schon sehr viele internationale Preise abgeräumt.

Aktuellstes Projekt der Milk & Honey Destillerie ist die Elements-Serie, mit der man mit unterschiedlichen Abfüllungen verschiedene Ausprägungen des Single Malts aus Israel vorstellen möchte, beispielsweise Sherry-Fass-Finish, Peated und Malts mit Rotwein-Finish.

Die getorfte Gerste wird halbjährlich mit 40 ppm verarbeitet und zwischen 60 und 72 Stunden fermentiert. Die Core Range besteht aus Ex-Bourbon, Ex-Weinfässern, Ex-Sherry und Ex-Islay-Fässern.

Für den „Elements Peated“ wurden Ex-Bourbon-Fässer verwendet sowie Fässer von Islay genutzt, die mit rauchigen Aromen und salzigen Geschmacksrichtungen getränkt waren und dann mit Single Malt gemischt. Der „Elements Peated“ bringt die fruchtigen Noten des New Make in die typischen Islay-Torfnoten der Fässer ein.

Den Duft beschreiben wir als lieblich, fruchtig, überreife Orange mit salziger Honignote und etwas mentholmäßig. Er ist nicht erdig und wenig rauchig. Milk & Honey beschreibt das Aroma als herrlich frisch. Ein ausgeprägter rauchiger, erdiger Duft (den wir nicht wahrnehmen) öffnet sich zu einer einzigartigen und ausgewogenen Mischung aus Vanille- und Eichennoten, mit einem Hauch von Zitrone als Abschluss.

Der Geschmack wird von uns als ölig warm beschrieben. Zunächst ist er rauchig dann nimmt die Rauchnote ab. Der Rauch ist deutlicher wahrnehmbar als in der Nase, bleibt aber trotzdem moderat & dezent. Wieder einmal werden Assoziationen mit Werthers Echte genannt. Die Destillerie ergänzt durch Vanillesüße, der eine zarte Torfnote folgt. Eine leichte Schärfe begleitet Ingwer- und Zitronenaromen.

Diese Schärfe begegnet uns auf der Zunge beim recht langen Finish. Dem stimmen auch die offiziellen Noten zu und ergänzen mit den Mund umhüllenden Torf, mit zarten Eichen- und Zitronenaromen, die auf der Zunge verweilen.

Ein verdienter zweiter Platz in einem Tasting mit 6 Destillaten aus 5 Ländern und ganz unterschiedlichen Charakteren.