Auch der erste Monat im neuen Whisky-Jahr steht leider immer noch unter Corona Vorzeichen. Aus diesem Grund müssen wir von unserem ursprünglichen Plan, die verschobenen Tastings vom letzten Jahr nachzuholen, auf unseren Plan B ausweichen. So haben wir auch für den Januar ein schönes Online-Tasting organisiert. Es ist sehr schön zu sehen, dass immer mehr Whisky-Taster sich zu zweit gemeinsam vor einen Rechner setzen, um nicht nur online mit anderen zu verkosten, sondern eben auch in einem Raum noch einmal über die verschiedenen Destillate sprechen zu können. Mehr geht unter Corona-Bedingungen zurzeit ja leider nicht.

Mit einer Mannschaft von wieder einmal 15 Whisky-Verkostern begaben wir uns auf eine Reise, die uns zunächst in den Lowlands, in der Glasgow Distillery starten ließ und uns in dann die Speyside zur Tamdhu Distillery führte. Danach machten wir einen kleinen virtuellen 10 Kilometer Spaziergang zur nahegelegenen Glenfarclas Distillery. Nach der Pause begaben wir uns auf die Isle of Mull, wo wir den zwölfjährigen aus dem Hause Tobermory verkosten dürften. Dies kann auch gleich als eine Art Bewerbung gesehen werden, denn im September diesen Jahres, wo wir uns hoffentlich wieder alle persönlich treffen dürfen, wird uns die Markenbotschafterin Chantalle Seidler die Destillate der Tobermory und Ledaig Destillerie vorstellt. Als nächstes begaben wir uns in die Region Campbeltown zur Glen Scotia Destillerie. Der finale Stopp führte uns auf Islay, wo wir eine Abfüllung des unabhängigen Abfüllers Duncan Taylor aus der Destillerie Bunnahabhain genießen durften.

Da auch die heutigen Destillerien wieder einige Besonderheiten aufweisen, nutzen wir die Gelegenheit und erweitern unser Whisky-Wissen. Beispielsweise klären wir die Frage, wie es beispielsweise Tobermory schafft, ein New Make, das mit Aromen von Gemüse, Lakritz, Moos und Metall beschrieben wird, trotzdem in einen so schmackhaften Whisky wie den 12-jährigen zu verwandeln. Wir beschäftigen uns mit der Fermentation und der Destillation, die ja auch durch den dritten Destillationsschritt der Glasgow Destillerie eine Besonderheit aufweist.

Unsere heutige Rundreise:

Vol. % Bewertung
• The Glasgow Distillery Triple Distilled 46
• Tamdhu 12 yo 43
• Glenfarclas Christmas Malt 2010|2020 46
• Tobermory 12 yo 46,3
• Glen Scotia 15 yo 46
• Duncan Taylor Dimensions Peated 6yo 54,8
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Das heutige Online Tasting bot wieder einmal eine schöne Vielfalt an verschiedenen Aromen und Geschmäckern, so dass wir am Ende in unserer Bewertung wieder aus dem Vollen schöpfen konnten. Den Tagessieger hatten wir heute bereits vor der Pause durch den Glenfarclas Christmas Malt im Glas. Mit nur einem Punkt Abstand gesellte sich der Glen Scotia 15-Jahre auf Platz 2 ganz knapp dahinter. Den dritten Platz machte der rauchigste Vertreter. Die Abfüllung von Duncan Taylor aus der Bunnahabhain Distillery von Islay kam mit geringem Abstand zu den beiden Erstplatzierten auf den dritten Rang. Die einzelnen Verkostung Erlebnisse beschreiben wir im Folgenden.

 

Glasgow 1770      Triple Distilled                           46 Vol. %

Den Start am heutigen Abend machte der Triple Distilled der noch jungen Destillerie aus Glasgow. Es handelt sich um ein „No Age“-Statement Whisky. Da die Destillerie aber erst im Jahr 2015 anfing, wieder eigenen Whisky zu produzieren, kann der Whisky noch kein hohes Alter haben. Die Glasgow Destillerie, die im Jahr 2014 nach ihrer über einhundertjährigen Pause neu eröffnet wurde, produziert erst seit dem Jahr 2015 wieder eigenen Whisky. Vor ihrer Stilllegung 1902 galt sie als eine der ersten offiziell lizensierten Destillerien Schottlands und während des 19. Jahrhunderts als eine der größten Brennereien für Malt Whisky. Der Relaunch der Destillerie im Jahr 2014 bedeutet zudem, dass in Glasgow seit über 100 Jahren das erste Mal wieder Whisky hergestellt wird. Nachdem wir im letzten Jahr bereits den Fresh & Fruity probieren durften, testen wir heute den Triple Distilled. Die Dreifachdestillation, die besonders weiche Aromen erzeugt und eigentlich eher von irischen Destillerien bekannt ist, ist ein interessantes Thema, das wir gleichzeitig auch noch näher beleuchten. Für die Destillerien in den Lowlands war die Dreifachdestillation früher durchaus üblich.

Im Aroma nehmen wir zunächst blumig fruchtige Noten gepaart mit Honig wahr. Er wird auch als frisch fruchtig mit Zitrusaromen beschrieben. Einige unserer Tester meinen auch Kirsche wahrzunehmen und er wird im Allgemeinen als weich und mild beschrieben. Lakritz, das laut der offiziellen Tastingnotes im Aroma enthalten sein soll, bleibt uns Whisky-Tastern eher verborgen. Die Kirsche, die wir genannt haben, wird offiziell als saftige Schwarzkirschen bezeichnet. Weiterhin werden noch Mandeln genannt. Die würzige Vanille der Notes sind nachvollziehbar, Teeblätter eher nicht.

Gereift ist der Whisky in amerikanischen Weißeichenfässern, was sich auch in der gold-gelben Farbe wiederspiegelt. Geschmacklich, da sind wir uns einig, ist der erste Whisky des Abends anders als er riecht. Wir nehmen Toffee Noten wahr, die mit den offiziellen Tasting Notes, beschrieben durch Milchkaffee, am ehesten Ähnlichkeiten aufweisen. Darüber hinaus berichten wir von Obst und wir beschreiben ihn als angenehm bitter aber auch überraschend süß mit weichem Karamell. Ihn begleitet eine pfeffrige Schärfe. Die Destillerie beschreibt den Geschmack als cremig und elegant mit reifen Birnen und warmen Vanille-Käsekuchen. Dahinter verbirgt sich Chili-Schokolade, die bei uns eher durch die pfeffrige Schärfe beschrieben wurde.

Den Nachklang des ersten Whiskys beschreiben wir als kurz aber intensiv. Über die ersten ein bis 2 Sekunden entwickelt er eine gewisse Schärfe, die anschließend schnell verfliegt. Man merkt den Whisky nicht den Hals runter laufen. Die Schärfe bleibt dagegen kurz im Mund. Es bleibt eine süße Honignote. Eichennoten gehören ebenfalls zu unserem Nachklangerlebnis. Offiziell wird das Finish als klar und rein mit der Süße von hellem Honig und Vanille beschrieben.

 

Tamdhu               12 yo                                       43 Vol. %

Als zweiten Whisky des Abends bekommen wir seit langer Zeit Mal wieder ein Destillat der Speyside Destillerie Tamdhu zur Verkostung. Wir hatten in der Vergangenheit bereits einen Whisky dieser Destillerie, das ist allerdings Jahre her. Der zwölfjährige Whisky reifte ausschließlich in Sherryfässern und stellt somit eine Besonderheit dar, da wir ansonsten immer zunächst eine normale Eichenfass-Reifung haben und erst dann ein Finish in z.B. in Sherryfässern. Der komplette Produktionsprozess ist auf die ausschließliche Reifung in Sherryfässern ausgelegt und man erfährt, dass es entsprechende Kooperationen in Spanien mit Sherry- sowie Sherryfassherstellern gibt, die den Nachschub an Fässern sichern. Dieser Whisky hat also in seinem ganzen Leben ausschließlich Sherryfässer gesehen, was eine gewisse Erwartungshaltung mit sich bringt.

Das Aroma des zwölfjährigen überrascht ein wenig, da er nicht so dominante Sherrynoten mitbringt, wie wir es aufgrund der Fasslagerung erwartet hätten. Er ist deutlich runder als der erste Whisky und wir beschreiben ihn mit Toffee Aroma und süßen Honignoten. Er wirkt fruchtig mit Orangenaroma, das offiziell als Orangeat beschrieben wird. Wir meinen auch Rosinen, die die Destillerie als süße Trauben beschreibt, sowie Zimtnoten wahrzunehmen, was durch die offiziellen Notes bestätigt wird. Einzig die Walnussnoten können wir nicht entdecken.

Geschmacklich kommt dunkle Schokolade zum Vorschein. Mit der fruchtigen Orangen-Beschreibung aus dem Aroma gepaart, ergibt sich daraus dunkle Orangenschokolade. Ergänzend können wir die Obstsorten Pflaume und Pfirsich beisteuern. Pflaume wird auch durch die Destillerie bestätigt. Die in den offiziellen Tasting Notes beschriebenen Erdbeerenoten können wir eher nicht nachvollziehen.

Nach offizieller Meinung bringt der 12-jährige noch reife Früchte wie Kirschen und braunen Zucker mit. Der von uns beschriebene Schokoladengeschmack erscheint offiziell als vollmundige Nussnoten mit unverkennbaren Nelkengewürznoten mit Zartbitterschokolade.

Den Nachklang beschreiben wir als mittellang aber er entwickelt sich. Die beschriebene Ingwernote nehmen wir nur am Rande wahr. Zusätzlich soll das Finish schwer mit herben Kakaonoten und frisch-süßen Brombeeren sein.

 

Glenfarclas           Christmas Malt 2010 | 2020       46 Vol. %

Noch vor der Pause bekommen wir mit dem 10-jährigen Christmas Malt 2010 von Glenfarclas den heutigen Tagessieger zur Verkostung. Der Name der Abfüllung generiert eine gewisse Erwartungshaltung. So sind wir gespannt welche weihnachtlichen Aromen und Geschmacksnuancen wir in diesem Destillat entdecken können. Interessanterweise wirkt er eher nicht weihnachtlich. Wir haben keinerlei Aromen wie Spekulatius, Dominosteine oder Lebkuchen in der Nase. Das Einzige, was ein wenig weihnachtlich wirkt, ist die Zimtnote, die uns in die Nase strömt. Darüber hinaus berichten unsere Verkoster über Zitrusfrüchte und Pflaumen und insgesamt viel Fruchtigkeit, die aber nicht genauer beschrieben werden kann. Das letzte erkannte Aroma wird durch Mandeln beschrieben.

Glenfarclas selbst beschreibt das Aroma mit süßen Rosinen und wuchtiger Eiche. Der Geruch eines alten Weinkellers soll dem folgen, der sich mit frisch aufgebrochenen schwarzen Pfefferkörnern und sahnigem Toffee zu einer wohligen Melange von winterlichen Aromen vereint.

Als wir beginnen über den Geschmack zu diskutieren vernehmen wir aus dem ein oder anderen Wohnzimmer ein „Mmmmhhh“-Geräusch. Das deutet bereits darauf hin, dass uns dieser Whisky außerordentlich gut schmeckt. Immerhin haben wir hier unseren heutigen Tagessieger im Glas. Er ist sehr schön weich und süß und bringt eine ganz tolle Karamellnote mit sich. Schwer und tiefgründig am Gaumen mit Orangenschalen, trockenen Datteln und Rosinen erfährt man als offizielle Aromenbestandteile. Auch feinste Gewürze von Nelken, über Zimt mit Pfeffer seien zu finden. Röstnoten von Kaffee und frisch gerösteten Nüssen werden abschließend genannt.

Den Nachklang, den wir als schön weich beschreiben, nehmen wir eher kurz bis mittellang wahr. Offiziell dagegen soll er lange nachklingen mit der Süße von Demerara-Zucker und feiner Würze von Muskat und Zartbitterschokolade.

 

Tobermory           12 yo                                       46,3 Vol. %

Der erste Whisky nach der Pause kommt von der Tobermory Distillery von der Isle of Mull. Es handelt sich um die zwölfjährige Standardabfüllung die in Ex-Bourbon, Virgin Oak Finish-Fässern reifte.

Der ein oder andere Taster berichtet bereits beim Nosing über tolle Seaside-Aromen. Einige unserer Tester haben eine ausgesprochene Vorliebe für Inselwhiskys und die haben sich bereits auf das maritime Aroma dieses 4. Whisky gefreut. Er wirkt salzig und bringt Lakritznoten mit. Darüber hinaus entwickelt er aber auch Zitrusnoten mit Orangenaroma und auch grüne Äpfel sind mit im Spiel. Der Apfel wird sogar noch näher durch Apfelringe beschrieben. Auch ein Hauch von Vanille ist wieder mit von der Partie.

Tobermory weiß das Aroma als frische Fruchtnoten von reifem Pfirsich über grünen Apfel bis hin zu saftiger Birne zu beschreiben. Weiterhin soll man einen Hauch von braunem Zucker und Zimtgebäck entdecken sowie griechischen Joghurt und frische Gerste.

Geschmacklich scheint der Apfel eher einer Birne zu weichen. Auf der Zunge entwickelt sich eine dunkle, aber fruchtige Schokoladennote, die langsam abnimmt Das Salz, das wir bereits mit der Nase wahrnehmen konnten, entwickelt sich auch im Gaumen sehr deutlich. Zusätzliche offizielle Nuancen von Malz mit einer Spur Öl oder Steinobst beschreiben wir so nicht.

Den Nachklang beschreiben wir als süß lakritzig und als mittellang, was Tobermory durch sanfte Holznoten gepaart mit Karamellbonbons und saftigen Datteln und Orangen zu ergänzen weiß.

Damit können wir uns bereits jetzt auf schöne Destillate der Tobermory Destillerie freuen, die zusammen mit der rauchigen Variante unter dem Namen Ledaig im September 2021 durch die Markenbotschafterin Chantalle Seidler bei uns in Bemerode in einer Verkostung vorgestellt werden.

 

Glen Scotia          15 yo                                       46 Vol. %

Der vorletzte Whisky des heutigen abends führt uns auf unserer virtuellen Reise in die Region Campbelltown. Wir dürfen mit dem 15-jährigen von Glen Scotia den heutigen zweitplatzierten Whisky genießen.

Für das Aroma hören wir zunächst von Karamell und Beeren. Die Beeren werden näher durch Brombeere beschrieben. Darüber hinaus wird uns Pfirsich zugerufen, was bei näherer Betrachtung vermutlich der Aprikosenmarmelade aus den offiziellen Tasting Notes nahekommt. Es werden reife Früchte beschrieben und Apfel Noten. Aber auch die gewissen maritimen Seaside-Aromen und Salzigkeit sind wieder mit Im Glas.

Die Apfelnoten werden offiziell als frischer Apfelkuchen mit Zimt beschrieben und die maritimen Noten beschreibt man als kühle Gischt.

Der Geschmack entfaltet süßliche aber auch bittere Schokoladen Noten, die zunächst einmal eine Schärfe auf der Zunge hinterlassen. Wir beschrieben beschreiben ihn als super komplex. Er hat eine angenehme Karamell- und Vanillenote und er schmeckt besser, da sind wir uns alle einig, als er riecht. Wir meinen auch eine angenehm milde, dezente Rauchnote wahrzunehmen. Die Schärfe detaillieren die offiziellen Notes als Schärfe von Ingwer und angenehmen Zimt. Den Abschluss soll eine subtile Trockenheit bilden.

Der Nachklang ist lang und süß. Er wechselt mit einer startenden Würzigkeit auf eher süße Noten was auch durch die Destillerie so bestätigt wird.

 

Duncan Taylor      Dimensions 6yo Peated            54,8 Vol. %

Der letzte und heute drittplatzierte Whisky des Abends kommt vom unabhängigen Abfüller Duncan Taylor. Es handelt sich dabei um ein Destillat aus der Dimensions Serie, genauer gesagt um den sechsjährigen peated Whisky der Destillerie Bunnahabhain von Islay.

Die dem Namen nach zu erwartende torfige Note wurde bereits sehnsüchtig von unseren Rauchfans erwartet. Und so überrascht es wenig, dass dieses Destillat im Aroma zunächst deutliche Teer-, erdige und rauchige Noten entwickelt. Wir bekommen Assoziationen von Ledersessel und Kamin aber auch geräucherten Schinken von unseren Verkostern zugerufen. Riecht man am Rauch vorbei, sofern man das schafft, so nimmt man Zitrusnoten wahr, welche die Destillerie als Limetten und Orangen spezifiziert. Zusätzlich wird eine Süße von Waldhonig ergänzt und dem Whisky insgesamt eine maritime Note zugeschrieben.

Geschmacklich entwickelt er interessanterweise eine Süße, die auch eine Zeit lang erhalten bleibt. Wir sind uns einig, dass dieser Whisky der erst 6 Jahre alt ist, großen Respekt verdient. Für unsere eher rauchabgeneigten Taster schmeckt dieser Whisky dennoch besser als er riecht. Weiterhin beschreiben auch einige Teilnehmer eine gewisse Entwicklung im Geschmack, dass er beim 2. Und 3. Schluck noch deutlich besser schmeckt als beim ersten Schluck, wo der ein oder andere doch zunächst einmal vom Rauch erschlagen war. Für die Rauchliebhaber unter uns stellt sich der 6-jährige Bunnahabhain als wirklich erstaunlich heraus. Wir beschreiben eine sehr schön in Rauch eingebundene Karamellsüße mit leicht pfeffrigen Noten.

Offiziell wird die Süße als Süße von Birnen und reifen Äpfeln ergänzt. Dazu sollen Pfeffer, Gewürze und Noten von Grapefruit enthalten sein.

Das Finish empfinden wir als eher lang mit süßem Rauch während es offiziell als mittellang intensiv mit viel Kraft und Rauch beschrieben wird.