Wie schnell sich Zeiten doch ändern können. Im Februar ist immer noch Corona-Lockdown und man hat sich einigermaßen daran gewöhnt. Doch mittlerweile freuen wir uns auf die Online-Tastings, die wir statt unserer persönlichen Treffen als Alternative anbieten. Diesmal war die Begeisterung vorab nicht nur innerhalb unserer angemeldeten Whiskyfreunde groß, die uns mit ihrer Teilnahme immer wieder in unserer Sortenauswahl bestätigen. Für unser Signatory-Vintage-Tasting bekommen wir sogar außerhalb unserer Tasting-Gemeinde sehr viel Lob vorab im Netz. Über hundert positive Facebook Bewertungen von Whisky-Enthusiasten zeigen uns, dass wir das heutige Line-up mit großer Sorgfalt ausgesucht haben. Wir freuen uns, dass wir unseren Verkostern aus Hannover und mittlerweile auch aus anderen Ecken Deutschlands einen qualitativ äußerst hochwertigen Abend zusammenstellen konnten.

Mittlerweile zählen auch Gäste von weither, z. B. aus der Nähe der luxemburgischen Grenze, zu unseren treuen Stammgästen für unsere online Verkostungen. Auch Lüneburg & Bremen waren heute Orte, an denen wir virtuell probierten. Das Line-up überzeugte auch in unserer Community. Und so kamen an diesem zweiten Freitag im Februar 18 Whisky Taster virtuell zusammen, um die Destillate des unabhängigen Abfüllers Signatory von Andrew Timing zu verkosten und zu diskutieren.

Neben den Informationen über die unterschiedlichen Destillerien, die für die einzelnen Whiskys verantwortlich sind und dem mittlerweile obligatorischen Whisky-Wissen, das wir bei jedem unserer Tastings einbauen, haben wir für dieses Tasting auch etwas Whisky Literatur und Whisky Unterhaltung mit einfließen lassen. Thematisch war wie immer alles sehr schön eingebettet in die Gegebenheiten und geschichtlichen Hintergründe der beteiligten Destillerien. Unseren Verkostern gefiel die Mischung aus Wissen der Whisky-Produktion, dem geschichtlichen Hintergrund sowie der Literaturrecherche sehr gut. 

Im Einzelnen verkosteten wir uns durch die folgenden Sorten:

Vol. % Bewertung
• Signatory Miltonduff Vintage 2009 46
• Signatory Edradour 2009 2020 46
• Signatory Linkwood 2006 Small Batch Edition #9 48,1
• Signatory Ardmore 2009| 2020 46
• Signatory Caol Ila 2010 Small Batch Edition #7 47,1
• Signatory Ledaig 2011 Cuvée No 5 60,7
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Wie bereits weiter oben angedeutet, bekamen wir sehr viel positives Feedback vorab zu den ausgewählten Sorten. Besonders der an Nummer 3 ausgeschenkte Linkwood Vintage 2006 in der Small Batch Edition Nummer 9 sowie der nach der Pause an Nummer 5 im Glas befindliche Caol Ila Vintage 2010 in der Small Batch Edition 7 hatten es der Netzgemeinde angetan. So wundert es nicht, dass wir in unserer Abstimmungsrunde am Ende des Tages nicht so sehr von dieser Vorabeinschätzung abweichen. Genau diese beiden exzellenten Whiskys machten die ersten beiden Plätze mit weitem Abstand unter sich aus. Dabei kam der Caol Ila ganz knapp mit 2 Punkten Unterschied auf den ersten Platz, gefolgt von dem Linkwood Vintage 2006. Auf den dritten Platz, aber schon mit deutlichem Abstand, schaffte es überraschenderweise der direkt nach der Pause eingeschränkte Ardmore Vintage 2009. Das hat uns insofern überrascht, weil die Auswahl nach der Pause doch auch einiges an Rauch im Glas versprach und Rauch nicht jedermanns Sache ist bei der Whiskyverkostung. Doch auch hier scheint die Auswahl der Rauchigkeit unseren heutigen Verkostern sehr gut gefallen zu haben. Das bestätigt sich dadurch, dass zwei der Rauch-Vertreter es in der Bewertung unter die ersten 3 Plätze geschafft haben.

Doch schauen wir uns die einzelnen Destillate einmal genauer an:

Signatory              Miltonduff Vintage 2009            46 Vol. %

Der erste Whisky des heutigen abends kommt von der in der Speyside beheimateten Destillerie Miltonduff aus der Nähe von Elgin. Die 1824 von Andrew Peary und Robert Bain gegründete Destillerie ist nicht so sehr für seine Single Malt Abfüllungen bekannt, sondern ist einer der Hauptlieferanten für den sehr bekannten Blend Ballentine’s. Die in ihrer Historie zum Hiram Walker Konzern aus Kanada gehörende Destillerie hat zwischenzeitlich auch mit sogenannten Lomond Stills gearbeitet und zu der Zeit den Whisky unter dem Namen Mosstowie vermarket. Diese Stills sind zwar nicht mehr im Einsatz und mittlerweile abgebaut und dienen an anderer Stelle der Gin Herstellung, dennoch hielten wir es für eine gute Idee die Funktionsweise der Lomond Stills unseren Verkostern einmal näher zu bringen.

Der zehnjährige Vintage 2009 aus der Destillerie Miltonduff kommt aus 2 First Fill Bourbon Barrels zu uns ins Glas. Vom Aroma her steigt uns Vanille in die Nase, die wir allerdings als er weniger süß, wie in den offiziellen Tasting Notes beschrieben, wahrnehmen. Darüber hinaus vernehmen wir fruchtigen Apfel & Zitrus bzw Zitrone, Mandeln und einer unserer Tester spricht von Calvados Aroma. Zusätzlich bemerken wir eine gewisse Lakritzwürze, die vermutlich dem Malz aus den offiziellen Tasting Notes entspricht. Die von der Destillerie eingebrachten leichten Heu Noten und auch das frisch gebackene Brot mit Butter können wir eher nicht feststellen.

Geschmacklich stellt er sich zunächst als recht süß dar mit Noten von Toffee und einige sprechen auch von Keks. Er wird dann langsam bitterer, hat eine gewisse Cremigkeit und Öligkeit und entwickelt Orangenaromen. Der eine oder andere meint auch Pflaume wahrzunehmen. Die Öligkeit wird offiziell noch mit frischen Fruchtnoten untermalt und weiterhin werden Aprikosen und Nektarinen so wie Apfelkuchen mit Streuseln und Vanillesoße genannt.

Den Nachklang erleben wir als kurz oder vielleicht mittellang. Darüber hinaus vernehmen wir etwas Schale von Äpfeln und Vanille. Die süßen Noten von Haferkeksen haben wir nicht im Nachklang und auch die frisch geriebene Zitronenschale wird bei uns eher durch die Schale von Äpfeln beschrieben.

Der Miltonduff Vintage 2009 ist sehr schöner Einstieg in den heutigen Abend.

Signatory              Edradour Vintage 2010             46 Vol. %

Das zweite Destillat des Abends, das den Weg in unsere Gläser findet, kommt von der Edradour Destillerie aus den Highlands. Diese Destillerie ist gleichzeitig Eigentum unseres heute vorgestellten unabhängigen Abfüllers Signatory. Über den Eigentümer von Signatory und somit auch der Destillerie Edradour Andrew Symington werden wir Im Laufe des Abends noch mehr erfahren. Die Destillerie startete in einem eher illegalen Status, ehe 1837 eine Gruppe von Farmern in der Region Perthshire die offizielle Produktion startete. Edradour Whisky fließt auch in etliche Blends, darunter House of Lords und King‘s Ransom. Diese beiden Varianten waren unter anderem Ladung eines Schiffes, das im Zweiten Weltkrieg Waren über den Atlantik bringen sollte. Die S.S. Politician, die auf ihrem Weg nach Jamaika an der Innenseite der Äußeren Hebriden auf Grund lief, beherbergte unter anderem 50.000 Kisten Whisky. Diese Ladung hatte es der Bevölkerung der Inseln in Zeiten der „Trockenheit“ – Lebensmittel waren stark eingeschränkt und der Whisky-Vorrat zu der Zeit fast vollständig aufgebraucht – sehr angetan und so machte man sich über die Ladung her und versuchte, den unverzollten Whisky in „Sicherheit“ zu bringen. Wir nutzen den Abend, um etwas über die geschichtlichen Gegebenheiten aber auch die daraus resultierenden Bücher und Filme mit Namen „Whisky Galore“ zu erfahren.

Nachdem Andrew Symington bereits in seiner Zeit als unabhängiger Abfüller mit seinen Kunden sehr viele Besuche in der Edradour Destillerie durchführte und die Eigentümer regelmäßig mit Anrufen terrorisierte, ob diese schöne Destillerie nicht zum Verkauf stünde, war es 2002 dann soweit. Der Eigentümer Chivas kommt direkt auf Andrew Symington zu und man unterbreitete ihm ein Kaufangebot, das er annahm. Seitdem verfügt der unabhängige Abfüller Signatory auch über eigene Destillerie. Im Laufe der Zeit kam dann auch eine rauchige Variante, die unter dem Label Ballechin firmiert auf den Markt.

Der Edradour Vintage 2010 mit 46 Volumenprozent ist ein zehnjähriger Whisky, der über den ganzen Zeitraum in Sherryfässern reifte. Daher rührt auch die außergewöhnlich dunkle Farbe des Whiskys, die als Mahagoni beschrieben wird.

So wundert es auch nicht, dass wir im Aroma zunächst eine deutliche und schwere Sherry Note wahrnehmen. Einer unserer Verkoster meint Aromen von Marsala wahrzunehmen und die Gruppe ist sich einig, dass es sich hierbei vom Geruch her um einen schönen Weihnachtswhisky handeln könnte. Offiziell wird durch die Tasting Notes natürlich der Sherry bestätigt. Darüber hinaus werden Gewürznelken, Noten von Lakritze und ein Hauch Eiche genannt.

Im Geschmack nehmen wir neben der Sherrynote Bitterschokolade wahr. Passend zu dem vorher genannten Weihnachtstouch vernehmen wir Zimt, dazu etwas Schärfe und etwas Lakritze. Offiziell ergänzt wird dies durch Karamell & cremige Vanille sowie Noten von Nüssen.

Unsere Verkostergruppe beschreibt den Nachklang als relativ kurz mit einer gewissen Schärfe und eher nicht fruchtig. Die Eiche, die in den offiziellen Tasting Notes genannt wird, können wir bestätigen. Vereinzelt nehmen wir Röstaromen bzw. verbranntes Holz wahr. Es handelt sich unserer Meinung nach um einen sehr typischen und leckeren Sherry Whisky.

Signatory              Linkwood Vintage 2006             48,1 Vol. %

Der heute zweitplatzierte Whisky des Abends, der auch schon im Vorfeld sehr im Internet gelobt wurde, kommt von der in der Speyside beheimateten Linkwood Destillerie. Sie befindet sich ebenfalls in Elgin in der Nähe der Miltonduff Destillerie. Gegründet wurde sie bereits 1821. Doch man hielt sich mit dem offiziellen Produktionsstart zurück bis zum Excise Act 1823. Zu verschiedenen Zeiten gab es Neubauten innerhalb der Destillerie, sodass man zwischenzeitlich von Linkwood A und Linkwood B sprach. Teile der älteren Produktionsstätte wurden zwischenzeitlich von Diageo für Forschung und Entwicklung genutzt. 2012 erfolgte dann der Abriss der älteren Gebäude. Die Abfüllung von Linkwood, die man als Single Malt Abfüllung kennt, firmiert als 12-jähriger in der Flora und Fauna Reihe von Diageo. Ansonsten sind Single Malts eher in unabhängigen Abfüllungen von Gordon & MacPhail aber eben auch hier als Signatory Abfüllung zu bekommen. Ansonsten fließt die Mehrheit des Destillats in Blends zum Beispiel in Johnny Walker und Whitehorse.

Dieser äußerst leckere Whisky Signatory Vintage Linkwood 2006 Small Batch Edition Nummer 9 ist ein dreizehnjähriger Single Malt, der mit 48,1 Volumenprozent in die Flasche kommt. Er stammt aus 2 Refill Hogshead Fässern und bekam ein Sherry Butt Finish. Insgesamt gibt es nur 1.481 Flaschen davon.

Das Aroma stellt sich für uns zunächst als Karamell mit einer Kräuternote dar. Wir meinen auch Birne beziehungsweise süße Früchte und Pfirsich zu riechen. Auch Beeren, zum Beispiel Brombeeren, werden genannt und einige sprechen von Obstlikör. Das Stichwort Rosinen fällt ebenfalls. Wir sind uns einig, dass er vom Aroma her sehr vielfältig und aussagekräftig ist. Der Edradour als sein Vorgänger war dagegen eher schwieriger zu beschreiben. Offiziell bekommt der Linkwood starke Sherry Aromen zugesprochen, die von Honig begleitet werden. Im fruchtigen Bereich ist man offiziell eher bei hellfruchtigen Aromen, die den Linkwood-Brennereicharakter widerspiegeln sollen.

Im Geschmack meinen wir die etwas höheren Volumenprozent zu merken. Wir schmecken süße Birne und Honig sowie Röstaromen und gebrannte Mandeln. Bei den Obst Aromen bzw. Fruchtaromen sind wir uns einig, dass diese weniger deutlich hervor kommen wie im Geruch. Vereinzelt werden eine Gartenkräuterwürze genannt und auch Kirsche. Damit treffen wir auch die offiziellen Tasting Notizen der Destillerie, die mit dunklen Früchten wie Kirschen und Johannisbeeren beschrieben werden. Darüber hinaus werden dunkle Schokolade sowie Mokka und leichte Eichentöne genannt.

Der Nachklang gestaltet sich für uns als sehr lang und komplex mit Röstaromen, die von den offiziell genannten Mokkanoten herrühren dürften. Er wirkt schokoladig mit roten Früchten allerdings nicht zu sehr und er ist insgesamt weniger scharf als der Edradour, obwohl er mehr Volumenprozent mitbringt. Offiziell wird dieser Whisky auch als lang verbleibend mit Gewürzen wie Spekulatius und weißem Pfeffer beschrieben. Die dunkle Schokolade und die rot fruchtigen Noten werden bestätigt.

Als Zwischenstand vor der Pause lässt sich sagen, dass der Linkwood ganz klar den bisherigen Spitzenplatz vor dem Edradour einnimmt. Obwohl auch der Miltonduff uns ausgesprochen gut geschmeckt hat.

Signatory              Ardmore Vintage 2009              46 Vol. %

Nach der Pause kommt der heute drittplatzierte Ardmore Vintage 2009 ins Glas. Die Destillerie Ardmore, die seit 1898 dem Unternehmen William Teacher & Sons gehört, ist auch für die Versorgung des Teacher Blends verantwortlich. Insgesamt hat Ardmore eine eher rauchige Aromenvielfalt zu bieten. 2006 wurden Teachers, Laphroaig und auch Ardmore an Beam Global verkauft und landeten somit im Portfolio des Zusammenschlusses von Beam Suntory. Beheimatet ist diese Destillerie in den Highlands, etwas unterhalb der Speyside.

Der zehnjährige Signatory Vintage 2009 von Ardmore kommt mit 46 Volumenprozent ins Glas und lag zuvor in zwei verschiedenen Fässern, die vorher Isla Whisky reifen ließen. Neben dem verwendeten peated Malt ist dies die zweite Quelle für den Rauch Im Glas.

Gerade weil die zweite Hälfte des heutigen Tastings als ausgesprochen rauchig angepriesen wurde, sind wir überrascht, dass wir mit dem Ardmore Vintage 2009 den drittplatzierten Whisky des heutigen Abends präsentieren dürfen. Das Aroma gestaltet sich nämlich als leicht und angenehm rauchig, nicht zu stark. Wir sind positiv überrascht. Zusätzliche Aromen, die wir wahrnehmen sind Aprikose und etwas salziges Seegras bzw. Seeluft. Wir vernehmen darüber hinaus eine gewisse süße Bourbon Vanillenote. Es freut uns sehr, dass wir von diesem Rauch nicht gleich erschlagen werden. Er riecht sehr verheißungsvoll. Offiziell spricht man von erdigen Torfnoten mit Vanilleschoten und fruchtigen Aromen

Auch vom Geschmack sind wir positiv überrascht. Selbst unsere Whisky Verkoster, die dem Rauch nicht so sehr zugeneigt sind, mögen diesen Whisky ausgesprochen gerne. Er startet süß und kommt dann ins Rollen. Er liegt lange und sanft auf der Zunge und wir beschreiben ihn als schmackhaften Einstiegsraucher. Es ist eine ganz milde Schärfe zu vernehmen und vor allem eine schöne Süße. Aus der Destillerie erfahren wir, dass Torf und Phenole am Gaumen stark zur Geltung kommen und es wird altes Leder genannt. Über allem soll ein Hauch exotischer Früchte und Gewürze liegen.

Den Nachklang empfinden wir als sehr lang und schön. Man freut sich sogar wie lange der im Mund erhalten bleibt. Offiziell erfahren wir von wärmendem Finish mit geflämmter Orangenschale und sanftem Torfrauch.

Signatory              Caol Ila Vintage 2009                47,1 Vol. %

Für den Tagessieger des heutigen Abends begeben wir uns auf die Insel Islay zur Distillerie Caol Ila. Die Destillerie, die 1846 von Hector Henderson gegründet wurde, sorgt für einen wirklich wundervolles Raucharoma am heutigen Abend. In ihrer Historie hat sie bis 2015 auch ungetorfte Varianten produziert. Diese Produktion wurde leider eingestellt. Ungetorfte Caol Ila Sorten sind aus diesem Grund, wenn man sie noch bekommt, extrem teuer.

Der Caol Ila Vintage 2010 in der Small Batch Edition 7 ist ein neunjähriger Whisky, der mit 47,1 Volumenprozent abgefüllt wurde. Seine Reifung erfolgte in 3 Refill Hogshead sowie 2 Refill Sherry Butts und es gibt insgesamt nur 586 Flaschen davon.

Im Aroma bemerken wir zunächst einen sehr schönen süßen Rauch. Er wirkt auch nussig. Insgesamt ist er weniger rauchig im Aroma als sein Vorgänger. Die Aromen werden als klebrige Süße von Zitrus und Orangen beschrieben. Unsere Verkoster beschreiben ihn als komplex und äußerst interessant. Es werden rote Früchte und deutlichere Sherry Noten als bei dem Ardmore genannt. Das Meersalz, das in den offiziellen Tasting Notes genannt wird, bestätigen wir erst nachdem wir davon Kenntnis erlangen. Offiziell wird er beschrieben als überraschend frischer Obstsalat mit Zitronensaft. Erst dann wird der Islay typische Torfrauch genannt. Er wird darüber hinaus als schwer & ölig mit geröstetem Getreide und leicht angebrannten Haferkeksen beschrieben.

Geschmacklich entwickelt sich der Rauch interessanterweise recht spät. Er wirkt pfeffrig, lässt sich aber dennoch als sehr weich beschreiben. Passend zu den Salznoten beschreiben wir ihnen als maritim. Selbst Verkoster in unserer Runde, die gar keine rauchigen Whiskys mögen, sind begeistert von diesem tollen Getränk. Offiziell wird ihm ein schöner Antritt attestiert mit schwarzem Pfeffer und Zimt, der sich dann mit Blaubeeren und Rosinen verbindet und es werden rote Äpfel genannt. Der Torfrauch wird als malzig süß beschrieben und mit etwas kalter Asche verglichen.

Der Nachklang ist für uns warm und lang und auch etwas nussig. Der Rauch ist präsent verschwindet aber auch langsam. Offiziell klingt er mit süßem Malz und schwelendem Lagerfeuer aus. Wir sind uns einig, dass dieser Whisky ausgesprochen lecker ist.

Signatory              Ledaig Vintage 2011 Cuvée #5     60,7 Vol. %

Der letzte Whisky des Abends ist ebenfalls ein Rauchvertreter und kommt aus der Destillerie Tobermory von der Isle of Mull. Die rauchige Variante wird in dieser Destillerie unter dem Label Ledaig vermarktet. Die Destillerie selber wurde bereits 1798 gegründet, Produktionsfähigkeit wurde allerdings erst 1823 hergestellt. Sie wurde 1878 stillgelegt und im 19. Jahrhundert war sie eher selten im Betrieb. In der Vergangenheit bemühte man sich nicht so sehr um die Qualität des Whiskys und so war es ein Glücksfall, das sich im Jahr 1993 mit Burn Stewart Distillers ein neuer Eigentümer fand, der die Qualität deutlich verbesserte. Wir Whisky-Taster Hannover werden in diesem Jahr im September auch noch einmal ein Tobermory & Ledaig Tasting mit der Markenbotschafterin Chantalle Seidler veranstalten, bei dem wir uns die beiden Varianten der Destillerie noch einmal genauer vornehmen werden.

Bei dem Signatory Vintage 2011 von Ledaig Cuvée Nummer 5 mit 60,7 Volumenprozent handelt es sich um einen 8-jährigen rauchigen Whisky. Er reifte in spanischen Fässern und bekam ein Finish in Madeira Casks. Insgesamt gibt es 706 Flaschen davon.

Im Aroma vernehmen wir wenig überraschend eine Seenote, allerdings recht wenig Torf. Wir vergleichen den Geruch ein wenig mit Mon-Cheri und meinen eine Weinbrandnote feststellen zu können. Aus dem Frucht Spektrum werden Ananas, Johannisbeere und Himbeere genannt, wobei in den offiziellen Tasting Notes eher von Weintrauben gesprochen wird. Darüber hinaus vernehmen wir Pfeffer und der Rauch lauert eher im Hintergrund. Offiziell spricht man dagegen von kräftigem Torfrauch, der die auch von uns genannte Ananas sowie Weintrauben geschmeidig ummantelt. Geschmacklich ist er einigen unseren Verkostern zu scharf. Bei den 60,7 Volumenprozent ist es durchaus legitim, diesen mit ein paar Tropfen Wasser zu verdünnen, um damit etwas Schärfe aus dem Destillat zu nehmen. Der ein oder andere tut dies auch und stellt fest, dass er zwar weniger scharf wird, sich in den Aromen aber gar nicht so sehr verändert. Er hat deutlich mehr Rauch im Geschmack als in der Nase und er verfügt über süße Fruchtnoten und Erdbeere. Offiziell attestiert man diesem Destillat rauchige Noten und Früchte in einer perfekten Symbiose. Auch offiziell wird von Erdbeere gesprochen und darüber hinaus von weißer Schokolade, die insgesamt ein Yogurette erinnern soll.

Im Nachklang gestaltet er sich für uns als recht fruchtig. Offiziell wird er als angenehmen sanft nachklingend mit Raucharomen und etwas Pfirsich und Erdbeere beschrieben. Auch dieser Whisky kam bei unseren Verkostern am heutigen Abend sehr gut an.

Es war schwierig, heute einigen Whiskys überhaupt keine Punkte geben zu dürfen. Wir sind uns einig, dass wir 6 herausragend gute Destillate probieren durften. Trotzdem mussten am Ende natürlich drei Whiskys gekürt werden und wie eingangs beschrieben landeten sowohl der Linkwood Vintage 2006 als auch der Caol Ila Vintage 2009 doch mit recht großem Abstand auf den ersten beiden Plätzen.