Nachdem wir uns in der letzten Woche bereits mit 16 Tastern in einer gebuchten Verkostung auf eine Reise durch Schottlands Whisky Regionen begeben haben, steht in dieser Woche auch schon wieder unser nächstes reguläres Tasting an.

Wie sollte es anders sein, hat uns Corona leider weiterhin fest im Griff und ohne weitere Lockerungen können wir uns nach wie vor nur virtuell treffen. Dies ist aber für die Whisky-Taster aus Hannover mittlerweile eine Routineaufgabe. Für das offizielle März Tasting haben wir uns für ein Destillerie-Tasting der Brennerei Glen Moray entschieden. Nachdem wir im Februar ein wirkliches High Class, aber auch ausgesprochen teures, LineUp mit exzellenten Signatory Abfüllungen präsentierten, zeigen wir im März, dass man nicht zu tief in den Geldbeutel greifen muss, um einen leckeren Whisky ins Glas zu bekommen. Schauen wir uns an, was uns diese vielfach unterschätzte Destillerie, die ihre Geschichte auf eine Brauereivergangenheit aus 1831 aufbaut und 1897 in die Whiskyproduktion einstieg, zu bieten hat.

Bereits seit 1923 gehörte sie zum Dunstkreis der namenhaften Glenmorangie Destillerie. Dies änderte sich auch nicht durch den Verkauf an Louis Vuitton/Moet Hennessy (LVMH) im Jahr 2004, der auch Glenmorangie und Ardbeg umfasste. Da die Destillerie Glen Moray und ihre Produkte nicht ins Portfolio von LVMH passten, verkaufte die französische Luxusartikel-Firma die Destillerie einschließlich der Marken im Spätherbst des Jahres 2008 an den französischen Konzern „La Martiniquaise“.

Dieser Besitzerwechsel hat Glen Moray sehr gut getan. Die Destillerie ist zunehmend erfolgreich und es gibt Pläne, die Kapazität durch die Installation von weiteren Mash Tuns und Stills zu erweitern. Seit 2009 wird bei Glen Moray auch ein torfiger Whisky produziert. Er hat einen Phenolgehalt von 25 ppm und ist vor allem für die Blends des neuen Besitzers bestimmt. Ungefähr 10 % macht der torfige Whisky an der Gesamtproduktion aus. Wie die Hauptdestillerie ihrer ehemaligen Besitzerin Glenmorangie reift auch Glen Moray ihre Malts in Fässern zu Ende, in den vorher verschiedene alkoholische Getränke wie Sherry, Port, Chardonnay usw. lagerten. In dieser Beziehung leistete Glen Moray Pionier-Arbeit in der Glenmorangie-Gruppe. Sie hatte sich schon den Wood-Finishings verschrieben, bevor die Destillerie Glenmorangie mit dieser Endreifungs-Technologie begann.

Eine Nachreifung ist es auch, die den heutigen Abend abschließen wird. Da wir in den vergangenen Tastings bereits häufiger große Freude an Destillaten des unabhängigen Abfüllers Duncan Taylor hatten, freuen wir uns heute auf die 11-jährige Glen Moray Abfüllung aus der Dimensions Serie.

Die leckere Verkostungsreihenfolge:

Vol. % Bewertung
• Glen Moray Cabernet Cask 40
• Glen Moray Fired Oak 10 yo 40
• Glen Moray Peated 40
• Glen Moray 12 yo 40
• Glen Moray 15 yo 40
• Duncan Taylor Dimensions Duncan Taylor 54,1
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Zusammenfassend kann sagen, dass leckerer Whisky nicht unbedingt exorbitant teuer sein muss. Wir haben heute Abend von Glen Moray wirklich schmackhafte Destillate im Glas gehabt, die, trotzdem die Sorten mit nur 40 Vol. % in der Destillerie abgefüllt wurden, alles andere als flach waren. Das war eine wirklich positive Überraschung.

Der Tagessieger kam dann allerdings doch vom unabhängigen Abfüller Duncan Taylor, den wir als 6. Whisky dieses Abends genießen durften.

Dahinter landete der 15-jährige gefolgt vom 10-jährigen Fired Oak aus dem Portfolio der Glen Moray Destillerie.

Wie wirkten die Destillate im Einzelnen auf uns:

Glen Moray          Cabernet Cask                         40 Vol. %

Als Einstieg in den heutigen Abend wählten wir den Bourbon-Fässer gereiften und in Cabernet-Rotweinfässern gefinishten Cabernet Cask, der ohne Altersangabe abgefüllt wird.

Kaum setzen wir das erste Destillat an die Nase, zeigt sich auch gleich, dass unsere Verkoster heute in Hochform sind. Einer unserer Verkoster meint direkt nicht nur Rotwein, sondern auch gleich Cabernetnoten zu riechen und spezifiziert damit die Rotweinnote sogar genau auf das Fass. Darüber hinaus werden Noten von Weinbrand genannt. Im fruchtigen Bereich empfinden wir ihn als frisch und entdecken Birne und Apfel. Er wirkt leicht geröstet und bringt eine Karamellnote mit sich. Offiziell wird er als süß beschrieben und durch Honig, Apfelgelee, Karamellbonbons und frischen Honigwaben näher detailliert.

Geschmacklich bietet er uns eine Mischung aus Schokolade und Vanille. Er hat auch eine leichte Pfeffernote im Gepäck. Vereinzeln werden uns Tabaknoten genannt.

Die Destillerie weiß den Geschmack als cremig mit Vanille, Pfeffer und Gewürzen zu beschreiben. Man nennt zusätzlich dunkle Schokolade und angekohlte Eiche.

Das Finish empfinden wir als eher kurz bis mittellang. die erwähnte Eiche aus den offiziellen Tasting Notes können wir bestätigen, die Gewürze dagegen eher nicht. Wir sind uns einig, dass dies ein leichter, aber wohlschmeckender Einstieg ist.

Glen Moray          Fired Oak 10 yo                        40 Vol. %

Das zweite Destillat des Abends und zugleich der drittplatzierte Whisky, der den Weg in unsere Gläser findet, reifte in Ex-Bourbon Fässern und bekam sein Finish in stark ausgebrannten Virgin Oak-Fässern. Bei der Frage nach der Erwartungshaltung, wenn man den Namen Fired Oak liest, werden uns Attribute wie Schärfe und Rauch zugerufen. Wir sind gespannt, ob sich dies in der Verkostung auch bestätigen wird.

Das Aroma schreiben wir mit Lakritz und auch hier haben wir wieder viel Toffee und Vanille in der Nase, wie bereits beim ersten Whisky. Der Fruchtbereich wird hier mit Birne beschrieben. Darüber hinaus wird dieses Destillat mit Weingummi assoziiert und jemand meint sogar eine gewisse Salzigkeit entdecken zu können. Einig sind wir uns dabei, dass wir Gewürze und Eichennoten riechen. Eine Schärfe, die man vielleicht aus der Erwartungshaltung ableiten konnte, zeigt sich zumindest in der Nase nicht. Die Fruchtnote Ananas aus den offiziellen Notes können wir nicht bestätigen, Karamellbonbons und Süße von Malzzucker erscheinen uns dagegen sinnvoll.

Geschmacklich trifft uns zu Beginn eine richtige Eichenwolke, die mit einer angenehmen Schärfe gekoppelt ist. Unsere Verkoster sind sich nicht ganz einig, welcher von beiden Whiskys bisher eine intensivere Schärfe mitbringt, aber insgesamt reden wir bei beiden von einer noch angenehmen Schärfe. Interessanterweise wirkt dieser Whisky süßer als der erste, auch wenn er mit dem Fired Oak vielleicht andere Erwartungshaltung generiert hat. Wir schmecken Karamellnoten und Orangen und die Lakritze, die wir bereits in der Nase vernahmen, kommt deutlich zur Geltung. Geschmacklich wirkt dieser leckere Whisky komplexer als der erste. Unsere Geschmacksnotizen werden noch offiziell durch Johannisbeermarmelade ergänzt, ansonsten waren wir schon sehr nah dran.

Das Finish ist länger als beim ersten Whisky und er bringt eine schöne Wärme mit. Darüber hinaus hat er ganz leichte Rauchnoten und er wirkt minimal trocken auf der Zunge. Die Destillerie fügt noch die Noten von dunkler Schokolade zum mittellangen Finish hinzu.

An dieser Stelle des Abends sind wir dann noch einmal theoretisch auf die Suche nach den Aromen der verschiedenen Fassbearbeitungen gegangen und haben uns die Bearbeitungen selbst aber eben auch daraus typisch resultierende Aromen angesehen.

Glen Moray          Peated                                     40 Vol. %

Beim letzten Whiskey vor der Pause haben wir ein für die Speyside nicht unbedingt typisches Destillat im Glas. Es handelt sich um einen in Ex-Bourbon Fässern gereiften peated Whisky. Im Aroma bringt er allerdings nur leichten Torfrauch mit sich. Es handelt sich sicherlich nicht um einen typischen Islay Whisky. Wir reden hier von ungefähr 25 ppm. Von den Noten her können wir Vanille, Rosinen und etwas Gras beziehungsweise Heu nennen. Auch dieser Whisky hat eine leichte Schärfe und auch eine sehr schöne Süße. Wir nehmen Zitrusfrüchte und etwas Säure war, die an säuerliche Erdbeeren erinnert und das könnte man vermutlich mit dem Rhabarber verknüpfen, der in den offiziellen Tasting Notes genannt wird. Das darüber hinaus genannte Leder bestätigen wir nicht.

Geschmacklich sagen unsere Taster, die den rauchigen Whiskys nicht so zugetan sind, dass es sich um einen grenzwertig torfigen Whisky handelt, der aber trotzdem noch gut trinkbar ist. Er wirkt schön frisch und hat Zitrusnoten mit dabei. Der Rauch ist sehr schnell präsent. Es schmeckt süß und die Karamellnote ist wie bei seinen Vorgängern ebenfalls vorhanden. Die erste Sekunde ist auf jeden Fall sehr schön süß und der Rauch entwickelt danach eine gewisse Dominanz, so dass es ein wenig dauert, daran vorbei zu schmecken.

Das Finish beschreiben wir als lang und würzig und bestätigen damit die offiziellen Notes. Er ist angenehm und wirkt nicht so scharf wie vermutet, kommt aber auch nur mit 40 Volumenprozent aus der Flasche.

Glen Moray          12 yo                                       40 Vol. %

Der mehrfach bei den World Whisky Awards mit Silber prämierte zwölfjährige Glen Moray macht den Anfang für den zweiten Teil des Abends. Gereift ist dieses Destillat in Ex-Bourbon-Fässern.

Das Aroma des zwölfjährigen Glen Moray wirkt fruchtig aber eher zurückhaltend. Die Süße und der Karamellgeruch ist allgegenwärtig. Wir vernehmen Zitrusnoten, die wir mit Orangen näher spezifizieren können und vereinzelt wird Pfirsicharoma genannt. Er riecht wenig scharf und wir können damit die offizielle Ingwermarmelade nicht so ganz bestätigen. Aus der Destillerie bekommt man noch die Noten von Brombeeren ergänzt.

Geschmacklich hat er dann doch eine angenehme Schärfe im Gepäck. Wir schmecken Brombeeren als Süße, allerdings erst nach Nennung der offiziellen Tasting Notes. Es kommt etwas Schokolade durch. Zur Süße gesellen sich Honignoten und die Schärfe wird noch einmal mit Pfeffer näher beschrieben. Aus dem Fruchtbereich können wir Orangen und Birnen hinzufügen. Er ist insgesamt widersprüchlich, da die eine Hälfte der Taster ihn als nicht so weich, die andere Hälfte ihn aber doch als weich bezeichnet. Einig ist man sich, dass er eine schöne Wärme mitbringt, dass er aber auch sehr abgerundet und gehaltvoll ist. Vereinzelt wirkte er etwas klebrig. Glen Moray fügt zu süß, weich und wärmend noch geröstete Eiche, Sommerfrüchte und Toffee bei.

Das Finish wird von uns eher als kurz bis mittellang beschrieben. Eichennoten kommen ganz deutlich heraus, begleitet von einer angenehmen, aber geringen Schärfe. Die Destillerie beschreibt den Nachklang angenehm, süß und lang mit Eiche.

Auch im zweiten Teil des Abends beschäftigen wir uns noch einmal mit dem Herstellungsprozess und nehmen in unserer mittlerweile dritten Session die Pot Stills auseinander. Passend zu gerade neu entstehenden Destillerien ist es ein interessantes Thema, was einen nicht geahnten Einfluss auf Aroma und Geschmack des New Makes bewirkt.

Glen Moray          15 yo                                       40 Vol. %

Der vorletzte Whisky ist auch gleichzeitig der zweitplatzierte am heutigen Abend. Es handelt sich um den in Ex-Bourbon- und Oloroso-Sherryfässer gereiften 15-jährigen.

Er bekommt durch die Reifung in Sherryfässern einen etwas anderen Touch als seine Vorgänger an diesem Abend. Er ist kräftiger als der zwölfjährige und hat ein wenig Rauch. Er ist eher niederschwellig in der Rauch Skala. Toffee ist auf jeden Fall wieder mit an Bord. Aus dem Fruchtbereich können wir Pfirsich, Aprikose, Grapefruit und Zitrusnoten allgemein beisteuern. Ähnlich klingt es auch aus den offiziellen Notes mit Sherry und Toffee mit leichtem Rauch.

Geschmacklich ist es ein wirklich wundervoller Tropfen. Man merkt ihm an, dass er zu den reiferen Jahrgängen gehört. Er hat eine tolle Schokoladen- und Vanillenote und eine gewisse Nussigkeit. Darüber hinaus entwickelte er eine leichte Pfefferschärfe und hat Eichennoten mit dabei. Rauch vernehmen wir eher nicht. Es wird die Note von Butterkeksen genannt. Er ist sehr schön rund und bringt seine Sherrynoten schön zur Geltung. Der Whisky sei voll und süß, mit dunkler Schokolade mit Eichen- und Weinaromen erklärt die Destillerie. Die Weinaromen bleiben uns eher verborgen.

Das Finish beschreiben wir als lang und würzig und bestätigen damit die offiziellen Notes, die noch süße Akzente ergänzen.

Duncan Taylor      Dimensions Glen Moray                54,1 Vol. %

Den Tagessieger am heutigen Verkostungsabend schenken wir uns zum Schluss ins Glas. Es handelt sich um einen 11-jährigen Glen Moray Whisky vom unabhängigen Abfüller Duncan Taylor.

Duncan Taylor ist in der Speyside in Huntly ansässig, wohin die Firma 2002 zog, nachdem sie zuvor durch Euan Shand übernommen wurde, der vorher bei diversen Destillerien tätig war, unter anderem Glendronach. Seinen Ursprung hat Duncan Taylor allerdings schon 1938 in Glasgow, wo das Unternehmen ursprünglich Händler und Makler von Scotch Whiskyfässern war.

Bekannte Blends von Duncan Taylor sind Black Bull und außerdem noch Auld Reekie und The Big Smoke.

Produktionslinien beim Single Malt umfassen zum Beispiel Battlehill und Dimensions, aus der wir den heutigen Tagessieger verkosten dürfen.

Der 11-jährige Dimensions Glen Moray ist im Sherry Cask gereift und es gibt nur 198 Flaschen davon. Schon während der Verkostung wurden Links ausgetauscht, wo man den wohl noch bekommen könne.

Das Aroma unseres heutigen Tagessiegers beschreiben wir als nussig und spezifizieren näher durch Mandelaroma. Er bringt auch eine Fruchtigkeit mit. Er erinnert uns an Rumnoten und wir meinen Rosinen ausmachen zu können. Das in den offiziellen Tasting Notes als mineralisch beschriebene Aroma können wir so nicht nachvollziehen. Man ergänzt aber noch weiter durch Grünteearomen und frische Trauben sowie dunkle Kirschen. Das offizielle Vanilleeis haben wir nicht genannt.

Im Geschmack entwickelt sich von der ersten Sekunde an ein wahnsinnig tolles Aromenfeuerwerk von Kaffee und Karamell aber auch von dezenter Pfefferschärfe. Er wirkt fast wie ein Grappa und hat also Trauben beziehungsweise Weinbrandnoten mit an Bord. Die Süße von Früchten kommt sehr schön durch und die im Geruch beschriebene Mandelnote wird hier als nussig und gebrannte Mandeln näher spezifiziert. Duncan Taylor bezeichnet ihn als wild und würzig auf der Zunge mit Pfeffer, Mineralien und frischen Fruchtnoten. Er sei sehr komplex mit Noten von Kaffee, Eichenholz und Karamell. Wieder wird von Grüntee gesprochen.

Beim Finish besteht kein Zweifel. Es ist definitiv lang. Es ist warm und schön intensiv. Offiziell beschrieben als zunächst trocken mit Eiche und Kräutern, dann süß und fruchtig.

Als Fazit halten wir fest, dass man mit Glen Moray Whiskys endlich mal wieder eine Range gefunden hat, die erschwinglich ist und trotzdem ausgezeichnete Aromen und Geschmack entfaltet. Auch wenn es nur der 15-jährige sowie der Fired Oak aufs Treppchen schaffen konnten, kann man doch die anderen Destillate auch sehr empfehlen. Ein tolles Preis-Leistungsverhältnis.