Nachdem wir bereits Anfang Juni endlich unser Arran Distillery Tasting als erste Präsenzveranstaltung nach langer Zeit durchführen durften, freuen wir uns, dass wir auch das verschobene Weihnachtstasting des letzten Jahres im Juli nachholen durften. Natürlich passt der Name nicht und so haben wir es kurzerhand in das Schatzkammer-Tasting umbenannt. Aufgrund weiter bestehender Corona-Beschränkungen mussten wir das Tasting auch teilen und so wird es am 24. September das gleiche Tasting noch einmal für die zweite Gruppe geben.

Das Schatzkammer-Tasting fand wie auch unsere Weihnachtstasting im Salle Nollet im Mercure Hotel Hannover-City statt und so sind wir nach unserem Arran Tasting vor zwei Wochen erneut in diesem wunderschönen Raum.

Wir bedanken uns beim Mercure-Team für den super Service und das leckere Menü. Auf beides freuen wir uns schon immer Wochen vorher.

Dieses Mal überraschte uns das Küchenteam zur Vorspeise mit einem Duo von Jakobsmuschel und Garnele auf pikantem Apfel-Zucchini Chutney und Vanille.

Im Hauptgang wurden wir mit einem rosa gebratenem Rinderfilet mit Thymianbutter, Black Pudding, Estragonkarotten und Kräuterkartoffeln verwöhnt.

Zum Dessert gab es eingelegte Whisky-Ananas mit Marzipaneis und Himbeersauce.

Schauen wir einmal an, was die Schatzkammer so für uns zu bieten hatte:

Vol. % Bewertung
• Mackmyra Vinterglod 46,1
• Balblair 15 yo 46
• GlenAllachie 12 yo Madeira Wood Finish 48
• Ballechin Sherry Cask 9yo 46
• Signatory Vintage Glenburgie 24 yo 47,1
• Edradour 2008 Natural Cask Strength 57,8
• The Spirits Alchemist Glenshiel The Alkahest 57,8
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Wie für Tastings im Salle Nollet üblich durften wir den Sieger des Abends aus 7 Destillaten ermitteln. Dabei passte der Vinterglöd, wie der Name irgendwie schon erahnen lässt, nicht so ganz in die Sommerzeit, obwohl er einen wirklich interessanten Geschmack entfaltete. So kürten wir am Ende eines tollen Abends mit super Gästen und toller Stimmung die 24-jährige Glenburgie-Abfüllung von Signatory Vintage mit einigem Abstand zum Sieger. Auf Platz 2 und 3 kamen nur durch einen Punkt getrennt der Edradour in Fassstärke und der 12-jährige GlenAllachie Madeira Wood Finish.

Etwas detaillierter betrachteten wir die Destillate wie folgt:

Mackmyra            Vinterglöd                                 46,1 Vol. %

Unsere erste Flasche aus der Schatzkammer ist der Mackmyra Vinterglöd (Winterglut) und kommt somit aus Schweden. Schwedischen Whisky von Mackmyra gibt es seit über 20 Jahren. Im Jahr 1999 begannen 8 Freunde mit der noch experimentellen Destillation. Die Destillerie öffnete 2002 in Mackmyra Bruk unweit von Gävle. Seit 2006 wird auch der erste Single Malt Whisky in größeren Mengen hergestellt, welcher 2008 als erstes General Release auf den Markt kam.

Der Vinterglöd ist eigentlich inspiriert von der schwedischen Wintertradition, in den kalten Monaten des Jahres Glühwein zu trinken. Er reifte in 1st fill American Oak Fässern sowie in PX Sherry Casks und darüber hinaus in schwedischen Glühweinfässern.

Es strömen uns Aromen von Apfel & Rosine entgegen, dazu Zimt & Lebkuchen, Marzipan und Vanille. Er riecht nach Honig und ein wenig wie Orangenmarmelade. Die schwedische Destillerie weiß diese Aromen als fruchtig, würzig mit Marmelade & Orangenzesten und braunem Zucker zu ergänzen.

Der Geschmack ist tatsächlich ganz anders, als man es aus den bekannten Nachreifungen kennt. Der Glühwein, der zuvor in den Fässern war, hat die Holzstruktur so verändert, dass sich ein bisher für uns interessanter, aber unbekannter Geschmack ergibt. Er ist mild im Mund und zugleich würzig und schmeckt ein wenig nach Rumrosinen und Schokolade. Vereinzelt wird berichtet, dass der Geruch besser war. Mackmyra beschreibt die würzigen Töne noch detaillierter mit zunächst würzig süß (Eiche / kandierte Früchte), dann würzig mit Tabak, Ingwer und Mandeln.

Wir halten den Nachklang für eher kurz und wärmend während die Destillerie ihn für langanhaltend und würzig mit einem Mix aus Früchten, Eiche sowie weihnachtlichen Gewürzen beschreibt.

Ein interessanter Geschmack, den man vermutlich während der Glühweinzeit sehr viel besser genießen kann, wenn die auch Umgebung auf Winter eingestellt ist. In den Sommer passt er leider nicht, aber das war bei dem Namen Vinterglöd auch nicht zu erwarten.

Balblair                 15 yo                                       46 Vol. %

Der zweite Griff in die Schatzkiste brachte uns den 15 jährigen Balblair ins Glas. Die Brennerei aus den nördlichen Highlands ist eine der ältesten schottischen Destillerien und wurde bereits im Jahre 1790 gegründet und blieb über zwei weitere Generationen im Familienbesitz. Balblair ist einer der wichtigsten Bestandteile des Ballantine’s Blend.

Der 15-jährige reifte in Ex-Bourbon Fässern sowie spanischen Sherry Fässern, wodurch er einerseits fruchtige und Vanillenoten bekommt und durch Schokolade- und Gewürznoten ergänzt wird.

Wir riechen Honig & Rosine und Kirsche, die wir durch Kirschblüte oder Amarena Kirsche weiter beschreiben. Des Weiteren riecht er malzig und wir vernehmen Nelke.

Balblair selbst beschreibt den Duft mit saftiger Orangenzeste, Himbeer-Sahnetorte, Ideen von französischem Süßwein, feinen Gewürzen und roten Früchten.

Geschmacklich hat er für uns deutliche Eichennoten, Schokolade & Toffee. Die Himbeere kommt eher nicht durch, dafür schmecken wir eine dezente säuerliche Note. Eventuell handelt es sich dabei um den von der Destillerie beschriebenen Geschmack von Brausestangen. Ergänzend fügt Balblair rote Grütze, Himbeermarmelade, voll & cremig, Schokoladennoten sowie dezente Ananas hinzu.

Der Nachklang hält länger als das erste Destillat des heutigen Abends und wir bezeichnen ihn als mittellang, speichelanregend und würzig. Die Destillerie ergänzt für den Nachklang dagegen noch weitere Geschmackskomponenten wie gezuckerte Sahne, Vanille und Grapefruit.

Es handelt sich um ein sehr leckeres Destillat, dass es jedoch bei der Punktevergabe schwer hatte, sich bei der ebenso starken Konkurrenz durchzusetzen.

GlenAllachie         12 yo Madeira Wood Finish       48 Vol. %

Der dritte Whisky des Abends kommt von unserem Facebook-Freund Billy Walker und seiner GlenAllachie Destillerie aus der Speyside. Nachdem Billy uns schon einmal ein komplettes LineUp in die Feder diktiert hatte und uns auch sonst schon häufiger mit Rat zur Seite stand, wenn es um bestimmte Nachreifungsfragen ging, nahmen wir heute die 12-jährige Madeira Wood Nachreifung aus unserer Schatzkammer.

Der drittplatzierte Whisky des heutigen Abends reifte in Ex-Bourbon Fässern und Billy Walker bewies einmal mehr sein großes Können in der Nachreifung, als er das Destillat in Madeira Barriques vollenden ließ. Es handelt sich dabei um ein Madeira-Fass, in dem zuvor Malvasia Madeira lag. Malvasia sorgt für die berühmtesten Madeiras. Die sehr süße weiße Rebsorte kommt eigentlich aus Griechenland und wird aufgrund der Süße gerne als Tafelweintraube verwendet.

Das Aroma beschreiben wir durch Aprikose & Toffee, zusammen mit Rosinen und Orangenschale. Außerdem werden Ananas, Honig, Steinobst und Spekulatius genannt. Aus der Destillerie von Billy Walker ergänzt man die Aromen durch volle und reife Früchte mit einem Hauch süßer Würze von Muskat, Piment, Heidehonig, Vanille und Orangenschalen.

Im Geschmack ist der 12-jährige sehr weich, würzig mit Eichentönen sowie etwas pfeffrig. GlenAllachie ergänzt dies um den Geschmack von mildem Honig, Rosinen und Mokka.

Das Finish ist das bisher längste der heutigen Verkostung. Er bleibt dabei schön würzig und entwickelt eine gewisse Trockenheit. Offiziell erfährt man zusätzlich von einer Spur von Zedernholz und saftiger Orange.

Wir hatten mit dem drittplatzierten Whisky mal wieder ein hervorragendes Destillat aus dem Hause Billy Walker im Glas.

Ballechin              Sherry Cask 9yo                       46 Vol. %

Noch vor der Pause bekommen wir einen Rauchvertreter zum Probieren. Der 9-jährige Balechin, der in Sherry Fässern reifte ist eine Einzelfassabfüllung aus dem Fass 340, aus dem es genau 867 Flaschen gab.

Balechin ist ein Markenname der Edradour Destillerie und steht dort für die Torfabteilung.

In der Destillerie wird noch mit echter Handarbeit hergestellt und produziert wird immer noch in den traditionellen Farmgebäuden.

Durch den heutigen Besitzer Andrew Symington, der die Destillerie 2002 kaufte, startete man in die bis heute anhaltende Erfolgsspur. Gleichzeitig gehört Andrew Symington, über den wir bereits in unserem Signatory Vintage Tasting im Februar ausführlich bericheteten, auch noch die Firma Signatory (unabhängiger Abfüller). Er erfüllte sich seinen Traum, eine eigene Destillerie zu besitzen. So gesehen haben wir heute sogar drei Destillate im Glas, an denen Andrew Symington beteiligt war. Dabei handelt es sich um den jetzt hier verkosteten 9-jährigen Sherry Cask von Ballechin und darüber hinaus werden wir noch den Edradour probieren und auch der Glenburgie kommt vom unabhängigen Abfüller Signatory.

Das Aroma startet wie erwartet mit Torf, aber mit einer angenehm leichten Torf- und schönen Rauchnote. Toffee und Karamell riechen wir auch. Ebenso vernehmen wir Kirsche und dunkle Schokolade. Aus dem Hause Ballechin erfahren wir noch von rauchigen und würzigen Noten, intensive Sherry-Aromen, Noten von Nelken und dunkler Schokolade.

Der Geschmack beginnt süß und entwickelt dann eine dezente bittere Note und es wird von Bittermandel gesprochen. Auch etwas Schärfe wird genannt, was die Destillerie durch eine Spur Ingwer beschreibt. Der ebenfalls offiziell genannte sanfte Zigarettenrauch ist für uns eher ein Zigarrenrauch.

Zumindest die Rauchfans unter uns sind sich einig, dass er für eine nur 9-jährige Reifung ein wirklich guter Whisky ist. Die Nicht-Rauchfans vergleichen ihn allerdings mit einem Stück Holzkohle im Mund. Diese unterschiedliche Wahrnehmung und somit Spaltung ist jedoch in jedem Tasting zu vernehmen, an dem sowohl die Torfliebhaber als auch die Taster teilnehmen, die eher die sanfteren nicht rauchigen Noten bevorzugen.

Aus der Destillerie erfahren wir bezogen auf den Geschmack noch folgende Notizen: cremig + intensiv auf der Zunge, dunkle Fruchtnoten mit Orangen + Rosinen.

Den Nachklang beschreiben als mittellang bis lang. Ballechin beschreibt das Finish als langanhaltend mit einem Mix aus Frucht, Rauch und Kakao.

Bis hierhin sieht man die Whiskys 3 und 4 vorne und wir sind gespannt, was uns nach der Pause noch erwartet.

Signatory Vintage Glenburgie 24 yo                      47,1 Vol. %

Nach der Pause erwartet uns direkt der heutige Tagessieger im Glas. Abermals ist Andrew Symington für die Abfüllung verantwortlich. Durch seine Tätigkeit als unabhängiger Abfüller bekommen wir den 24-jährigen Glenburgie als Abfüllung von Signatory zur Verkostung.

Glenburgie bedeutet übersetzt „Tal der Festung“. Die Destillerie wurde im Jahr 1810 gegründet und liefert den Hauptanteil des Whiskys in die Blends Ballantines und Teachers.

Es gibt keine Standardrange, sondern nur unabhängige Abfüllungen, wie auch in diesem Fall.

Für 15 Monate bekam dieser 24-jährige Whisky ein Finish in einem Oloroso Sherry Fass. Es handelt sich um die Cask No. 6, aus dem es 763 Flaschen gibt.

Das Aroma entfaltet für uns Noten von Pflaume, Birne, Aprikose, Rosinen und Datteln sowie Karamell. Einige dieser Noten liest man auch in den Notes der Destillerie. Hier nennt man den Whisky sehr aromatisch und fruchtig mit Aprikosen und braunem Zucker, feine Nussnote, die von Rosinen und einer ausgewogenen Eichennote getragen wird.

Im Mund wirkt er auf uns sehr schön fruchtig mit einem sehr sanften Antritt. Die Eichennoten beschreiben wir mit älterer Eiche und wir entdecken eine dezente würzige Schärfe. Offiziell erfahren wir von gebackenen Äpfeln, Blutorangen, dunklem Obst, beeriger Süße, Zimt, Piment, Rosinen, Aprikosen, Ananas, floralen Aromen sowie Waldhonig.

Der Nachklang ist langanhaltend und trockener werdend und wird offiziell ergänzt durch braunen Zucker, Zartbitterschokolade und Muskat.

Wir hatten einen Tagessieger im Glas, der mit weitem Abstand gewonnen hat. Ein leckeres Destillat, sehr zu empfehlen.

Edradour              2008 Natural Cask Strength      57,8 Vol. %

Auch beim vorletzten Whisky und dem heutigen zweitplatzierten Destillat hatte Andrew Symington wieder seine Hände im Spiel. Vom 2008 Natural Cask Strength, mit 57,8 Volumenprozent recht alkoholstark, gab es 712 Flaschen. In diesem Fall bekommen wir einen Whisky aus der Edradour Destillerie, der Schwestermarke zum bereits verkosteten und eher torfigen Ballechin.

Das Aroma beschreiben wir mit Holz- und Karamellnoten sowie Rosinen, reifen matschigen Birnen oder gebackenen Birnen, Honig, floral und er riecht ein wenig wie eine Blumenwiese. Offiziell heißt es zu diesem Destillat: würziges und süßes Bouquet, Noten von Milchschokolade, warmen Karamell, Eichenholz und Malz.

Geschmacklich entwickelt sich recht spät eine alte Eichennote und Karamell. Außerdem gibt es würzige und pfeffrige Noten. Die Destillerie schreibt über eine Bestätigung der Aromen des Bouquets am Gaumen. Weiterhin spricht man von saftigen Beeren und braunem Zucker.

Im Nachklang stimmen wir mit der Destillerie überein und beschreiben ihn als langanhaltend. Dazu sei er würzig-süß.

Der zweitplatzierte Whisky des Abends schaffte es mit einem Punkt vor den drittplatzierten GlenAllachie.

The Spirits Alchemist  Glenshiel The Alkahest       59,7 Vol. %

Das letzte Destillat des Abends ist eine Besonderheit. Es handelt sich um einen Whisky, der von einem deutschen unabhängigen Abfüller gefinisht wurde. Sebastian Büssing, der Markenbotschafter von Loch Lomond, ist unter dem Namen „The Spirits Alchemist“ auch als unabhängiger Abfüller unterwegs. Sebastian war bereits für ein Loch Lomond Tasting bei uns und hat uns für diesen Whisky extra eine Videobotschaft geschickt und seine Nachreifung selbst vorgestellt.

Das ursprüngliche Fass hat Sebastian von einer Destillerie aus der Speyside gekauft. Mit seinem Tipp, dass es sich dabei um eine Brennerei mit bauchigen Flaschen und einem „R“ am Anfang handelt, kommt man sehr schnell darauf, wo das Fass herkommt. Da er diesen Namen jedoch nicht verwenden darf, nennt er ihn „Glenshiel – The Alkahest“. Alkahest beschreibt der Spirits Alchemist passend als die Flüssigkeit, die aus dem Stein der Weisen gewonnen werde. Sie beschreibt die Flüssigkeit des Lebens, Wasser des Lebens, eine passende Beschreibung für Whisky.

Das besondere an diesem Whisky ist die Nachreifung bei Sebastian. Zunächst reifte er in einem First Fill Bourbon-Fass. Das Finish geschah in einem Fass, welches zuvor 24 Stunden mit Torf, Fassdaubenstücken und Walnuss-Schalen geräuchert wurde.

Dies findet sich dann auch im Aroma wieder. Er hat eine ganz dezente Rauchnote und wirkt eher dezent, Torf lässt sich nicht wahrnehmen. Er riecht süß nach matschiger Birne und nach Zitrone. Zusätzlich riechen wir Aromen von Gewürznelken und Ingwerschärfe. Sebastian beschreibt das Aroma als schmeichelnde, milde Rauchnote, angebrannte Sägespäne, geröstete Nüsse, geräucherter Speck, üppige Fruchtaromen, Müsli, warme Vanille und Butterkekse.

Die Birne hält sich unserer Ansicht nach auch im Geschmack. Er schmeckt cremig und würzig mit Karamell- und Kräuternote. Sebastian weiß dies um üppige Noten von Birne, Orange, Mandarinen, Nussaromen, leichte Kräuter- und Grasaromen, Vanille, angebranntes Getreide und Räucheraroma mit Kräutern (Heu) zu erweitern.

Der Nachklang entwickelt nach hinten raus eine Süße und ist eher lang. Auch eine dezente Rauchnote entwickelt sich. Sebastian beschreibt ihn als mittallang, würzig, mit Eichenaromen, Frucht, warm-süßlicher Vanille, herbem Espresso und leichten Nussaromen.

Es war wieder einmal ein wundervoller Whiskyabend im Salle Nollet. Es gab wie immer einen super Service, ein geniales 3-Gängemenü, und 7 super leckere Destillate in dem schönsten Verkostungsraum Hannovers. Die-whisky-taster machen nun eine kurze Sommerpause, ehe es dann am 3. September mit der Markenbotschafterin Chantalle Seidler und den Destillerien Tobermory und Ledaig im Klubhaus Bemerode weitergeht.