Dass dieses Whiskyjahr aufgrund von immer wieder auftretenden Corona-Beschränkungen ein besonderes Jahr war, haben wir in den vergangenen Tasting Notizen immer wieder erwähnt. Umso mehr freut es uns whisky-taster aus Hannover, dass wir für unser traditionelles Weihnachtstasting wieder in den schönen Salle Nollet im Mercure Hotel Hannover City einziehen durften. Und entgegen der letzten Jahre, sowie der Coronabeschränkungen, ist es umso erstaunlicher, dass wir diesmal an zwei Abenden das Weihnachtstasting veranstalten durften. So trafen sich aufgrund des großen Andrangs an zwei Abenden im Dezember insgesamt 38 Verkoster im schönsten Tasting-Saal Hannovers, um jeweils sieben leckere Destillate zu probieren. Da wir auch für das nächste Jahr bereits vor dem ersten Weihnachtstasting für den ersten Termin ausgebucht waren, haben wir uns dazu entschlossen auch im kommenden Jahr einen zweiten Termin im Dezember anzubieten, der auch bereits über die Webseite buchbar ist.
Immer wieder erwähnenswert ist der außergewöhnlich gute Service und das äußerst hochwertige & leckere Essen, das wir jedes Mal im Salle Nollet genießen dürfen. So servierte man uns am ersten Abend zunächst eine Vorspeise aus schottischem Räucherlachs mit Schmandgurken und Wasabicrunch und anschließend eine Hauptspeise mit Rinderfilet mit Whiskyjus. Als Nachtisch gab es am ersten Abend ein wirklich schottisches Highlight. Das ausgezeichnete Küchenteam des Mercure Hotels servierte uns einen Klassiker aus Schottland, einen Fried Marsbar mit warmer Whiskysauce.
Am zweiten Abend das Whiskytastings bekamen wir zur Vorspeise eine gebratene Blutwurst mit einem Apfel Birnen Kompott und Salat. Gerade die Kombination aus herzhaft und süß hat uns ausgesprochen gut gefallen. Zum Hauptgericht wurde eine Rehkeule mit Klößen und einer Cranberrysoße mit Rotkohl serviert. Den Nachtisch bildete an diesem Abend ebenfalls ein schottischer Klassiker. Es gab Cranachan – Whisky mit Sahne, Honig, Hafer und Himbeeren.
Wie bei jedem Weihnachtstasting verkosteten wir auch an diesen beiden Abenden jeweils 7 unterschiedliche Whiskys aus unterschiedlichen Regionen und gingen dabei über die schottischen Landesgrenzen hinaus. Wir starteten in Australien, um uns anschließend auf gewohntem Terrain von den Lowlands zur Speyside, weiter zur Insel Arran und nach Campbeltown zu bewegen. Zum Abschluss kehrten wir für den Abschlusswhisky in die Lowlands nach Glasgow zurück.
Die Lineups der beiden Weihnachtstastings unterscheiden sich nur im vierten Whisky, wobei an beiden Abenden ein GlenAllachie verkostet wurde:
Auch wenn die Lineups für diese beiden Abende nahezu identisch waren, haben wir dennoch ein komplett unterschiedliches Stimmungsbild bei unseren Verkostern in der Abstimmung erlebt. Am ersten Abend konnte der Three Wood von Auchentoshan gänzlich überzeugen und belegte den ersten Platz gefolgt vom Glenallachie Sherry/ Rioja Cuvee auf Platz 2 sowie dem Peated Whisky der Glasgow Destillerie auf dem dritten Platz.
Am zweiten Abend dagegen hatten wir einen anderen Tagessieger und bringt eine ganz besondere Konstellation auf das Siegertreppchen. Den ersten und den dritten Platz trennen lediglich 2 Punkte, wobei der dritte Platz sogar zweimal vergeben wird. Die Destillate aus den Brennereien von Benrinnes sowie GlenAllachie teilen sich mit einer hohen Punktzahl den dritten Platz. Mit nur einem Punkt Vorsprung landet der Port Wood Finish von Arran auf dem zweiten Platz wiederum nur mit einem Punkt geschlagen vom Tagessieger des zweiten Abends dem Glen Scotia Limited Edition 11 yo Double Cask Finish. Der Tagessieger der letzten Woche liegt eher abgeschlagen im Mittelfeld. Das war wirklich interessant zu sehen, wie unterschiedlich die gleichen Whiskys von 2 Gruppen bewertet werden.
Auch die wahrgenommenen Aromen weichen doch voneinander ab. Schauen wir uns das mal an:
Starward Left Field 40 Vol. %
Den Start an den beiden Abenden für die Weihnachtstastings macht ein recht junger Whisky aus der australischen Whisky Destillerie Starward. Diese Distillery, die im Stadtkern von Melbourne, einer Stadt mit einer sehr großen und stolzen Foodszene, angesiedelt ist, zeichnet sich durch die Reifung ihrer Whiskys in Weinfässern aus. Man bezieht die Fässer von hochwertigen Weingebieten aus der Gegend von Melbourne und Adelaide. Der Starward Whisky reift nur in etwa 3 – 4 Jahre, da man aufgrund des vorherrschenden Klimas auch davon spricht, dass man 4 Jahreszeiten an einem Tag erlebt. Diese klimatischen Bedingungen sorgen dafür, dass der Whisky innerhalb kürzester Zeit einen sehr guten Reifegrad erreicht, im Gegensatz zu schottischen Verhältnissen, wo der Reifeprozess deutlich länger benötigt. Man hätte eine längere Reifung ausprobiert, dies würde jedoch dazu führen, dass die Aromen übersteuert seien.
Dem Namen nach beschreibt der Starward Left Field etwas Unerwartetes. Die Bezeichnung kommt aus einem englischen Sprichwort, das sich aus dem Baseball ableitet und dort einen unerwarteten Spielzug beschreibt. Man deutet damit an, dass die Aromenvielfalt dieses Whiskys gewissermaßen unerwartet sind.
Die Aromen, die unsere Verkostergruppe am ersten Abend wahrnimmt, lässt sich durch fruchtige Rosinen gepaart mit Melone beschreiben. Darüber hinaus werden Aromen von Mandeln und Marzipan sowie dunklen Beeren beschrieben. Die Gruppe am zweiten Abend berichtet von Noten fruchtiger Kirsche und trockenem Rotwein sowie einer leichten Honignote. Des Weiteren werden die Aromen von Ananas genannt und es wird ihm eine Grappa-Ähnlichkeit attestiert. Wir beschreiben ihn als fruchtig angenehm.
Geschmacklich ist sich die erste Gruppe einig, dass er für so einen jungen Whisky ein wirklich schönes Aroma bringt. Wir beschreiben eine etwas bittere Holznote und dunkle Früchte sowie Weintrauben. Es werden auch Geschmacksrichtungen wie Kaffee und Kakaobohne genannt und es wird ihm eine Würzigkeit sowie etwas Pfefferschärfe attestiert. Die Süße, die man in der Nase noch wahrnehmen konnte, zeigt sich nicht ganz so deutlich im Geschmack. Er ist cremig und verweilt nur kurz auf der Zunge. Die zweite Gruppe beschreibt den Geschmack als sehr mild. Der Whisky wird als leichter Alkohol beschrieben. Ansonsten bekommen wir noch weitere Geschmacksrichtungen wie Buttergeschmack und er wird an einer Stelle etwas parfümiert beschrieben. Auch hier bekommen wir als Beschreibung weich und cremig genannt. Auch die zweite Gruppe spricht davon, dass der Geschmack abfällt und keinen Wumms erzeugt. Weiterhin bestätigt auch die zweite Gruppe, dass er im Geschmack nicht süßer ist als in der Nase
Das Finish ist eher mittellang und wird als zart und kurz beschrieben. Die Schärfe, welche die Destillerie offiziell nennt, können wir zwar bestätigen, die Ingwernote dagegen eher nicht. Auch die zweite Gruppe bezeichnet ihn als eher kürzeres Finish und als trocken & herb. Auf der Zunge ist er wenig zu bemerken. Man merkt ihn aber beim Schlucken, er gelangt aber nicht bis in den Magenraum.
Auchentoshan Three Wood 43 Vol. % ❶
Der erste schottische Whisky der Weihnachtstastings ist an beiden Abenden aus der Lowland Destillerie Auchentoshan, die für ihre dreifach Destillation bekannt ist. Während dieser Whisky am ersten Abend mit deutlichem Abstand Tagessieger wurde bewertete die zweite Gruppe dieses wirklich leckere Destillat eher im Mittelfeld und sah Geschmacksvorteile bei anderen verkosteten Sorten.
Der Three Wood lagerte wie der Name erahnen lässt in drei verschiedenen Fässern. Auch wenn er ohne Altersangabe auf dem Etikett verkauft wird, erfährt man bei der Recherche, dass er zunächst 10 Jahre in Ex-Bourbon Fässern lagerte, dann ein zweijähriges Sherryfinish in Olorosofässern und zusätzlich ein halbes Jahr in PX Fässern.
So beschrieb unsere Verkostergruppe am ersten Abend die Aromen mit deutlichen Sherrynoten, Rosinen, Pflaumen und richtig reifem Kompott. Auch Datteln und dunkle Schokonoten werden genannt.
Bei der zweiten Gruppe ergeben sich Aromen-Nennungen von Karamell, Pflaumenmus, Vanille, dunkle rote Früchte, Johannisbeere und Holunder sowie Blutorange und Piniennoten.
Geschmacklich beschreibt die zweite Gruppe, den im Mittelfeld angesiedelten Whisky, mit Vanille, Heunoten und bauernhofähnlichen Noten sowie Schokoladengeschmack. Er hinterlässt ihrer Meinung nach ein Kribbeln auf den Lippen und hat nach hinten heraus eine gewisse Schärfe.
Die erste Gruppe, die diesen Whisky zum Tagessieger kürte, beschreibt den Geschmack mit tollen Orangennoten, die so richtig durchkommen. Außerdem schmecken wir Schokolade und Zimt, Kaffee sowie Karamell. Eichennoten sowie eine Ingwerschärfe wird ihm attestiert und es werden Nuss- bzw. Walnussnoten genannt.
Im Finish sind sich beide Gruppen einig und sprechen von mittellang bis lang mit anhaltender Würze.
Benrinnes 15 yo Flora & Fauna 43 Vol. % ❸
Der dritte Whisky der diesjährigen Weihnachtsedition unserer Tastings, bringt uns jeweils die 15 Jahre alte Flora & Fauna Abfüllung, eine Sherryfass Vollreifung von Benrinnes ins Glas.
Die Destillerie aus der Speyside gehört zum Diageo Konzern und produziert wie die sehr viele der Diageo-Destillerien hauptsächlich für Blended Whiskys.
Die Serie Flora & Fauna kommt genau aus diesen Brennereien, die vorrangig für Blended Scotch produzieren und sind äußerst selten als eigenständige Abfüllungen erhältlich.
Der 15-jährige Benrinnes wurde von der ersten Tastergruppe eher unauffällig bewertet, während die Gruppe am zweiten Abend diesen Whisky auf Platz drei wählte, zusammen mit dem an dem Abend verkosteten 12-jährigen GlenAllachie Spanish Oak.
Am ersten Abend beschreiben wir das Aroma des Benrinnes mit süßen Birnenaromen, Mandelaroma sowie leichte Anis- & Walnussnoten. Etwas dunkle Schokolade und eine leichte Säuerlichkeit wurden ebenfalls genannt.
Die deutliche Birnennote wird auch beim zweiten Weihnachtstasting genannt. Darüber hinaus nennt die zweite Gruppe auch rote Früchte und Rhabarbernoten. Schokoladennoten werden ebenfalls genannt, aber auch helle Trauben. Eine Zusammenfassung beschreibt ihn als mild, floral und erinnere an Obstgeist.
Die Geschmacksbandbreite des Benrinnes reicht am ersten Abend von leichter Bitterkeit über altes Gummi, Gewürznelken und Lakritze bis hin zu muffigem Holz. Er wird als recht scharf und würzig und insgesamt ungewöhnlich und etwas schwierig beschrieben.
Die zweite Gruppe entdeckt etwas Rauch und attestiert ihm auch eine gewisse Schärfe, die zunächst mit weißem Pfeffer beschrieben wird. Nach einem anfänglich säuerlichen Geschmack entwickelt sich eine Süße und das Mundgefühl ist ölig lang.
Der Nachklang wird in Gruppe 2 als lang mit einer wiederkehrenden Aromenluftblase beschrieben. Die erste Gruppe sieht ihn mittellang und nach hinten raus etwas blass.
GlenAllachie 2009 Sherry & Rioja Cuvee 56,1 Vol. % ❷
Ausschließlich Gruppe 1 am ersten Abend kommt in den Genuss des GlenAllachie 2009 Sherry & Rioja Cuvee aus der Speyside Destillerie von Billy Walker. Die Destillerie, die fußläufig nur 2,4 km von der vorherigen Benrinnes Destillerie entfernt liegt, haben wir whisky-taster aus Hannover im September auf unserer Speyside Tour persönlich besucht. Wir kamen in den Genuss einer exklusiven Führung durch den Master Distiller und Eigner Billy Walker persönlich sowie seinen Operations Manager Richard Beattie, wobei wir in die oder anderen Experimente eingeweiht wurden und aus etlichen Fässern in der Abfüllstation und dem speziellen Billy Walker Lagerhaus aber eben auch aus Samples im Experimentierraum kosten durften.
Für den ersten Abend haben wir uns für den 2009 Sherry & Rioja Cuvee entschieden. Dieser reifte zunächst im American White Oak Barrel und bekam sein Finish in Sherryfässern sowie Rioja Barriques.
Dieser exklusiv für das erste Weihnachtstasting verfügbare Destillat wurde von der Gruppe auf den zweiten Platz gewählt.
Das Aroma beschreiben wir durch Karamell- und Honignoten mit viel Süße. Dunkle Früchte sowie Mango und Banane wird genannt. Es ist eine leichte Chilischärfe zu erahnen und es werden Noten von Mandeln und Marzipan-Schokoladentalern genannt.
Der Geschmack startet mit einem starken Antritt. Kaffee und Kakobohnen werden zuerst genannt, aber auch Schokolade. Tabaknoten sowie Leder seien ebenfalls dabei. Eine lichte Bitterkeit und Eichenwürze komplettieren die Nennungen.
Das Finish wird als lang und speichelflussanregend beschrieben, wobei die Noten vom Riojafass nicht deutlich wahrnehmbar waren.
GlenAllachie 12 yo Spanish Oak 48 Vol. % ❸
Beim zweiten Weihnachstatsting kam der 12-jährige Spanish Oak von GlenAllachie zum Einsatz. Dieser reifte 10 Jahre in amerikanischen Ex-Bourbon Weißeichenfässern und bekam ein 18 monatiges Finish in spanischen Eichenfässern. Es gab 6.600 Flaschen von diesem Whisky.
Die zweite Gruppe wählte dieses leckere Destillat auf den dritten Platz, gemeinsam mit dem 15 jährigen Benrinnes.
Im Aroma meinten wir Gummi und Leder zu entdecken sowie Gummibärchen und Orange. Auch Karamell- und Honignoten wurden genannt. Banane, die mit der Zeit immer stärker wurde, sowie Assoziationen mit Duftkerzen komplettierten die Aromenpalette.
Vor allem die schöne Eichenwürze fällt im Geschmack sofort auf. Sie wird ergänzt durch Orange sowie Süßholz und Lakritze, auch Milchkaffee fand der ein oder andere passend.
Den Nachklang beschreiben wir als lang.
Arran Port Wood Finish 50 Vol. % ❷
Zum fünften Whisky finden die Lineups der Weihnachtstastings wieder zusammen. Von der Inselbrennerei der Insel Arran verkosten wir mit dem Port Wood Finish einen über 8 Jahre in American White Oak Fässern gereiften und mit einem zusätzlichen Finish in Tawny-Portwein-Fässern versehenen Whisky.
Die guten Kontakte zur weltweiten Markenbotschafterin Mariella Romano ermöglichte uns auch das gleichzeitige Servieren eines hervorragenden Portweins des entsprechenden Portweinguts, von dem die Destillerie ihre Fässer zur Reifung bezieht.
Die Kombination aus beiden Getränken stellte sich als Volltreffer und hervorragende Unterstützung der Suche nach den Whiskyaromen sowie ihrer Herkunft heraus.
Die Taster vom zweiten Abend wählen diesen tollen Whisky auf Platz zwei und beschreiben die Aromen mit Zitrone und Kaffeenoten. Er wird auch mit Feuerzangenbowle sowie weihnachtlichen Gewürzen verglichen. Auch wird ihm eine Milde mit wenig Alkoholstärke trotz seiner 50 Volumenprozent attestiert. Er könne seine Herkunft nicht verleugnen und zeige echte Parallelen zum gleichzeitig servierten Portwein.
Die erste Gruppe riecht grünen Apfel sowie Rosinen und Zimt und eine Aromenwelt, die sehr nah dran am Portwein ist. Außerdem beschreibt man Zitronengrasaromen, Mandeln und cremigen Bratapfel.
Außerdem findet die erste Gruppe den Port Finish im Geschmack noch besser als in der Nase mit toller Schokoladennote und dickem Eichengeschmack. Außerdem kamen noch Nennungen von Mandarine und einer ordentlichen Portion Würze.
Im Mund wirkt der zweitplatzierte Whisky für die zweite Gruppe etwas alkoholstärker, was ja auch der Realität auf dem Etikett entspricht. Er prickelt etwas und es werden noch Geschmack von Karamell und Ingwer oder Pfeffer genannt.
Die Finishbeschreibung der ersten Gruppe besteht aus Nussigkeit und einem relativ langen Nachklang. Auch am zweiten Abend wird als sehr lang im Bauch beschreiben. Der Nachklang sei lang mit deutlicher Würze.
Glen Scotia Limited Edition 11 yo Double Cask 56,1 Vol. % ❶
Den vorletzten Whisky bekommen beide Tastinggruppen der Weihnachtstastings aus der Campbeltown Destillerie Glen Scotia zum Probieren. Die Destillerie von Master Distiller Iain McAlister, der uns zum Smoke Signs Tastings noch eine persönliche Grußbotschaft geschickt hat, wurde gerade zur Destillerie des Jahres gekürt. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle an Iain und sein Team.
Wir dürfen eine 11-jährige limited Edition einer Double Cask Abfüllung mit 56,1 Vol. % probieren. Gereift ist die Sonderabfüllung 11 Jahre lang in First Fill Bourbon Barrels sowie PX and Oloroso Sherry Hogsheads.
Auch hier unterscheiden sich die Bewertungen der beiden Verkostergruppen komplett. Während der Whisky am ersten Abend unauffällig mitlief, kürte die zweite Gruppe den Glen Scotia zum Tagessieger. Es ist wirklich interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Bewertungen der gleichen Destillate an verschiedenen Abenden ausfällt.
So beschreibt die zweite Gruppe den Tagessieger im Aroma mit Marzipan und Rosenaroma, Amarenakirschen sowie einer gewissen Bittermandelnote. Außerdem wird etwas medizinisch und jodig beschrieben und wird mit einem Schwarztee verglichen, der aus einem mehrfach verwendeten Teebeutel gebrüht wurde.
Gruppe 1 dagegen nennt Zwetschge und Obstbrand sowie Honig & Vanille und Kuchen auf einem Bauernhof. Marzipan und Bittermandel werden auch hier genannt neben einer generellen Süße und Fruchtigkeit.
Den Geschmack beschreibt Gruppe 1 mit Zimt und einer insgesamt etwas ungewöhnlichen Würznote und nennt weiterhin Spekulatius, Nelke und Kardamom. Das Finish als würzig und mittellang beschrieben.
Die Gruppe, die den Glen Scotia zum Tagessieger wählte, nennt Geschmacksnoten von Kidneybohnen, Pflaume und er wirke wie ein Likör. De Whisky schmeckt etwa so wie Salz riecht. Er habe eine angenehmere Stärke als der Portwood Finish vorher und sei von einem maritimen Touch begleitet. Durch die Beigabe von Wasser werde er breiter und blumiger. Auch hier wird das Finish mittellang bis lang beschrieben.
Glasgow 1770 Peated 46 Vol. % ❸
Den Abschluss für beide Weihnachtstatstings der Edition 2021 bereitete die peated Variante der Glasgow 1770 Destillerie. So kommen dann auch unsere Torffans auf ihre Kosten. Der Whisky reifte in Virgin Oak Fässern und wurde in PX Sherryfässern gefinisht. Im Malz hat er noch einen Phenolgehalt von 50 PPM.
Gruppe eins wählte den Abschlusswhisky auf Platz drei, während er bei Gruppe 2 im Mittelfeld blieb.
Bei der ersten Verkostung konnte man Aromanennungen von Torf und Orange aufschnappen. Er wurde mit einem runtergebrannten Lagerfeuer verglichen und auch Leder wurde gefunden. Weiterhin gab es Vergleiche mit Schinken vom Barbecue bzw. Schwarzwälder Schinken.
Gruppe 2 fand eher süßen Rauch mit herben torfigen Noten und verglich die Aromenwelt mit Bitumen. Es wurde auch Vanille und Salmiak genannt. Der Geruch wurde schärfer als 46% angegeben.
Er sei runder im Geschmack als er rieche, so hört man vom ersten Weihnachtstasting. Er schmecke recht sanft und sei doch kein dickes Torfbrett. Verbranntes Malz, Toffee und Salz werden im Geschmack genannt sowie Eichenholz. Ist der Rauch erstmal verschwunden, so erahne man noch Sherry- und Rosinen sowie etwas Leder.
Die zweite Gruppe beschreibt zunächst Kohle, Torfig- und Holzigkeit mit einer gleich zu Anfang startenden Süße. Auch hier werden Grillaromen von verbranntem Speck genannt und nach hinten raus entwickle sich noch Grapefruit und Pfeifentabak.
Das Finish wirkt wie kalter Aschenbecher und wird als mittellang beschrieben.
Zwei tolle Abende gehen zu Ende mit einem nahezu identischen Lineup und doch mit zwei völlig unterschiedlichen Bewertungen. Beide Abende waren sowohl aus Whiskysicht, aber auch aus Sicht der wie immer perfekten kulinarischen Begleitung aus der Spitzenküche des Mercure Hotels, wunderbar. Die Idee, Whiskys zu servieren, die man hinterher auch selbst organisieren kann, kam sehr gut an.
Nun ist erst einmal Weihnachtspause ehe wir am 14. Januar gleich wieder im Mercure mit unserem Reisebericht zur Speyside-Tour 2021 starten und uns eine Woche später mit der Markenbotschafterin Susanne Appold im Klubhaus Bemerode mit schwedischen Single Malts der Mackmyra Destillerie beschäftigen.