Nach unserem vollen Erfolg des virtuellen Signatory Tastings während der Corona Lockdown Zeit freuen wir uns, im September 2022 auch ein Präsenztasting mit den tollen Destillaten des unabhängigen Abfüllers Signatory durchführen zu können. Mit 20 Verkostern im wunderschönen Salle Nollet blieb mal wieder kein Platz frei.

Roulade vom schottischen Lachs mit Schmandgurken wurde uns als Vorspeise serviert und als Hauptgericht gab es Rinderfilet, Steckrübenpüree und Herzoginkartoffeln.

Der 1988 von Andrew Symington gegründete unabhängige Abfüller steht für tolle aussagekräftige Abfüllungen. Bereits das erste Signatory Tasting hat uns tolle Whiskys ins Glas gebracht und auch die Kommentare im Netz damals ließen darauf schließen, dass wir gut ausgesucht haben. So freuen wir uns diesmal über 7 Sorten, die wie probieren dürfen.

Das heutige Lineup ist mit 4 Vertretern aus der Speyside recht konzentriert in dieser Region zu verorten. Zweimal weichen wir auf verschiedene Gebiete der Highlands aus und zum Abschluss geht es auf die Insel Islay:

Vol. % Bewertung
• Mannochmore Signatory 8 yo 46
• Balmenach Signatory 12 yo 46
• Benrinnes Signatory 9 yo 46
• Ben Nevis Signatory 8 yo 48,1
• Mortlach Signatory 11 yo 46
• Ardmore Signatory 13 yo 59
• Caol Ila Signatory 11 yo 46

Anscheinend haben wir heute Abend eine kritische Masse an Rauchfreunden mit am Tisch. Den Tagessieg holt der 13-jährige Ardmore. Sehr knapp beieinander landen der 11-jährige Mortlach auf Platz zwei sowie der 9-jährige Benrinnes auf Platz drei.

Signatory              Mannochmore 8 yo                   46 Vol. %

Wir starten den Abend mit der Signatory Abfüllung eines 8-jährigen Destillats der Mannochmore Destillerie. Diese Brennerei hat mit Glenlossie noch eine Schwester-Destilllerie in unmittelbarer Umgebung. Beide Brennereien gehören zum Diageo-Konzern. Man findet die beiden Destillerien auf dem Weg nach Elgin nicht weit weg von der Benriach Brennerei. 1971 wurde die Brennerei als Unterstützung für Glenlossie gebaut, um der steigenden internationalen Nachfrage nach blended Whisky gerecht zu werden. 1996 nach einer Zeit der Stilllegung produzierte man mit dem „Loch Dhu“ einen kontrovers diskutierten Whisky mit äußerst dunkler Farbe.

Eine eigene Mannochmore Abfüllung gibt es nur als 12-jährige Flora und Fauna Abfüllung, wie man es von Diageo kennt.

Unser Startwhisky, der in einer Menge von 887 Flaschen verfügbar war, reifte 8 Jahre in Ex-Bourbon Fässern und bekam ein Sherry Cask Finish.

Sein Aroma zeigt auch gleich diese Sherrynoten. Zusätzlich zeigt er Noten süßlicher Vanille, Rum und Rosine. Er riecht noch recht jung, ist aber angenehm und wenig sprittig.

Die Destillerie beschreibt ihn als süß & fruchtig mit zarten Aromen von Zucker, der gerade zu karamellisieren beginnt; frischer Kontrast mit Noten von reifen Äpfeln.

Neben Mandel zeigt sich ein leicht beißender Sprit am Gaumen. Wir schmecken eher junge Eichenbitterkeit. Der Whisky ist wenig komplex, eher gerade heraus.

Als überwiegend fruchtig mit Aprikose & Pfirsich in Kombination mit feinen Röstaromen beschreibt die Brennerei das Gaumenerlebnis. Omas Vanillepudding mit Stückchen von reifen Birnen ein leichter Hauch von jungem Holz komplettiert die offiziellen Notes.

Den Nachklang empfinden wir als lang mit leichter Schärfe. Die Alkoholstärke wirkt höher als die 46%, mit denen er abgefüllt wurde.

Die Brennerei sieht den Nachklang mittellang, nicht ganz so süß, eher noch Aromen von Haselnüssen, dunklen Beeren und sanfte Anklänge von leicht herber Schokolade; würzige Eiche.

Signatory              Balmenach 12 yo                      46 Vol. %

Auch der zweite Whisky ist von einer Brennerei der Speyside. Balmenach liegt nicht weit weg vom River Spey. Die Destillerie gehört zu Inver House und wurde 1824 aus seiner vorherigen illegalen Brennaktivitäten in die legalen Vorgänge transformiert.

Unser zweiter Whisky reifte über 12 Jahre in Ex Bourbon Fässern und bekam ein Sherry-Fass-Finish. Es gab insgesamt 756 Flaschen.

Das Aroma startet mit typischen Ex-Bourbon Noten. Man kann grasige Noten und Heu riechen. Außerdem erreichen Noten von Lemongras, blumige Noten, Birne und grüner Apfel unsere Nasen. Aus den offiziellen Notizen werden süße Zitrusnoten genannt, die an Fruchtbonbons erinnern. Weitere Aromen von Buttertoast, Cashewkernen und Vanille werden auch aufgelistet.

Unsere Geschmackswahrnehmungen starten mit Toffee, dunkler Schokolade und Kakao. Auch eine Bitterkeit ist zu schmecken. Er hat eine leicht kühlende und mentholige Wirkung. Herbe Eichennoten beschreiben wir ebenfalls. Der Whisky legt sich schön auf den Gaumen. Auch offiziell beschreibt man ihn ähnlich: am Gaumen ölig. Außerdem sieht man in der Destillerie deutliche Fruchtnoten von Mandarinen und Trauben sowie ein Hauch von Bienenwachs.

Das Finish ist für uns lang. Er entwickelt dabei noch süße Honigelemente. Mandelkekse und Milchkaffee nennt man in der Brennerei.

Signatory              Benrinnes 9 yo                         46 Vol. %

Der dritte Whisky ist auch gleich der drittplatzierte des Abends. Die 9-jährige Abfüllung kommt von einer weiteren Diageo Destillerie in der Speyside. Sie liegt bei Aberlour und ist nur 1,5 Meilen von der GlenAllachie Destillerie entfernt.

Die 9 Jahre der Refung verbrachte das Destillat in einem Refill (Ex-Sherry) Butt. Bei Verkaufsstart gab es 785 Flaschen.

Kirsche, Lakritze, Apfel, Zitrus und Rosine strömt in unsere Nase. Die Destillerie beschreibt die Aromen durch süße rote Früchte und Schokolade, dazu Honig und Karamell.

Wir sind der Meinung er schmeckt anders als er riecht. Wir schmecken Grasnoten und einen ganz leichten Rauchtouch. Schokolade, Karamell und etwas Holzigkeit schmecken wir auch. Der Benrinnes ist ein „easy to drink“ Whisky.

Weich und rund auf der Zunge, zunächst wieder süß mit Trockenfrüchten und erneut Schokolade, dann würzig mit Eiche und Leder beschreiben die offiziellen Notizen den Geschmack.

Der mittellange bis lange Nachklang bietet einen Geschmack, der gerne bleiben darf. Die Brennerei hält den Nachklang für mittellang und leicht trocken zum Ende hin.

Signatory              Ben Nevis Vintage 2013 – 8 yo  48,1 Vol. %

Mit dem vierten Whisky bewegen uns raus aus der Speyside in die Highlands zur Ben Nevis Destillerie nach Fort William.

Die Brennerei existiert bereits seit 1825 und gehört heute zur japanischen Asahi Group, zu Nikka Distillers.

2070 Flaschen gab es von dem 8 Jahre in 2 Sherry Finish Butts & 2 Refill Hogsheads gereiften Destillat.

Aus dem Glas strömen uns samtige Rosinen sowie Calvados- und Schokoladennoten entgegen. Offiziell beschreibt man allerdings Zimtschnecken mit Erdbeermarmelade. Süße von Rosinen, Nelkenpfeffer und Zimt, sowie gezuckerter Espresso lägen darunter.

Probiert man ihn, so machen sich zunächst ein dunkler Schokoladengeschmack und Ingwerschärfe breit. Man merkt die 48,1%. Wir sind uns einig, keinen klassischen Sherrygeschmack festzustellen. Er bietet ein weiches Mundgefühl, Bitterkeit und wir beschreiben ihn als „Nutella-like“.

Intensives Beerenkompott und Rosinen, Himbeer-Brause und würzige Malzaromen kommen am Gaumen auf, dazu auch Zartbitterschokolade, meinen die offiziellen Verkostungsnotizen.

Wir finden ihn mittellang und die Destillerie ergänzt Cappuccino und gebrannten Mandeln im Nachklingen.

Signatory              Mortlach 11 yo                          46 Vol. %

Der zweitplatzierte Whisky des Abends kommt von der Mortlach Destillerie in der Speyside, bei der wir whisky-taster.de auch einen Stopp gemacht haben auf unserer Speyside-Reise 2021. Von dieser Brennerei haben wir bereits etliche leckere Abfüllungen probieren dürfen.

Die 11-jährige Signatory Abfüllung bekam ein Sherry Cask Finish und es gab 879 Flaschen.

Unsere Nasen entdecken eine schöne Kombination von dunklen Beeren, Rosinen und Nuss. Er riecht sehr angenehm und hat noch weitere Aromen von Kirsche, Zuckerrohr mit dabei. Den grünen Tee können wir auf Zuruf bestätigen, nachdem die offiziellen Notes bekanntgegeben werden. Darüber hinaus meint Mortlach einen Geruch von Sherry, Kirschen, Vanillesauce, Haselnüssen, grüne Stachelbeeren und etwas Zimtzucker zu entdecken.

Geschmacklich nennen unsere Verkoster Mandel, Nuss und Orangenmarmelade. Er prickelt etwas auf der Zunge. Offizielle Geschmacksnotizen sehen saftige Orangen und Kirschen, würziger Zimt und Eiche, aber nicht bitter, Stachelbeeren, etwas Johannisbeere, Vanilleeis.

Er klingt für uns mittellang bis lang nach. Ähnlich sieht das auch die Brennerei und beschreibt das Finish mittellang mit würziger Eiche ohne Bitterkeit sowie Cappuccino.

Signatory              Ardmore 13 yo                          59 Vol. %

Der Tagessieger führt uns zurück in die Highlands zur Ardmore Destillerie, die durchaus rauchig unterwegs ist. Auch von Ardmore hatten wir bereits mehrere leckere Abfüllungen im Glas. Erbaut wurde die Brennerei 1898 von Adam Teacher, um dem Glasgower Blending-Unternehmen seines Vaters eine eigene Destillerie für den Teacher’s Blend mit ins Portfolio zu bringen. Sie liegt in Aberdeenshire etwa 30 Meilen von Aberdeen entfernt.

Wir haben einen 13 Jahre in Bourbon Barrel gereiften rauchigen Whisky im Glas, der in nur 217 Flaschen abgefüllt wurde.

Der Tagessieger bekommt von uns recht ungewöhnliche Aromen für einen Tagessieger zugeschrieben. Wir riechen Blauschimmel, ländliche Atmosphäre, Räucherspeck, Quitte, Zitrus, Seetang und „abgebrannte Hütte“, doch es gefällt uns wirklich ausgezeichnet. Ardmore ist etwas zurückhaltender in der Aromabeschreibung und schreibt von einem Beiklang von Rauch und Barbecue am Strand.

Am Gaumen finden wir ihn erstaunlich mild, trotz seiner 59 Volumenprozent. Wir schmecken einen schönen und überraschend süßen Rauch. Darüber hinaus nehmen wir den Geschmack von Bacon und Roquefortkäse.

Mit Vanille, Mandeln, Orangenschalen, intensiv, vielschichtig, Tropenfrüchte, Honig, geräucherter Schinken, zimtige Würze klingt es etwas anders aus der Brennerei.

Mittellang bis lang und dabei süßer werdend, ist unsere Beschreibung des Nachklangs. Langanhaltend, rauchig, getoastete Eiche, erdig, geröstete und kandierte Nüsse ergänzt man bei Ardmore.

Signatory              Caol Ila 11 yo                           46 Vol. %

Für den Abschlusswhisky begeben wir uns noch für einen Abstecher auf die Insel Islay. Die Caol Ila Destillerie, einmal mehr eine Destillerie des Diageo Konzerns, ist für den 11-jährigen Whisky aus einem Refill Sherry Butt verantwortlich. 849 Flaschen gab es von ihm.

Die Brennerei Caol Ila liegt nördlich von Port Askaig in einer geschützten Bucht, umgeben von der Landschaft der Hebriden. Sie ist die größte Brennerei auf Islay, die jährlich mehr als 2 Millionen Liter Whisky herstellt, und kann auf eine lange Tradition in der Whiskyherstellung zurückblicken, die bis ins Jahr 1846 zurückreicht.

Wir beschreiben das Aroma unseres letzten Whisky des Abends als ledrig süß mit Honig und Zitrus. Aufgrund seiner Herkunft von Islay haben die nicht so torfaffinen Verkoster diesen letzten Whisky eigentlich schlimmer erwartet.

Von Islay hört man von frischen Früchte und etwas Zitrus, dann der Caol Ila-typische, leicht salzige Torfrauch als Aromabeschreibung.

Torfrauch und pfeffrige Schärfe mit roten Beeren zeigt sich im Geschmack. Es fehlt etwas das Besondere an diesem Destillat. Zitrusfrüchte und würzig, Torfrauch, heißt es von der Insel.

Für uns mittellang, für die Destillerie langanhaltend intensiv, Torfrauch, erdig und malzig, fällt die Beschreibung des Finish aus.