Einen ganz besonderen Abend durften wir whisky-taster aus Hannover im Oktober genießen. Wir veranstalteten ein Distillery-Tasting der erfolgreichen Destillerie Milk & Honey aus Tel Aviv.

Bereits 2018 sind wir auf der InterWhisky in Frankfurt auf die Brennerei aufmerksam geworden. So deckten wir uns glücklicherweise gleich zu Beginn mit der extra für die Messe erschienenen Single Cask Abfüllung ein. Es dauerte nämlich gerade einmal zwei Stunden, da war diese schöne Abfüllung bereits vergriffen. Schon damals lernten wir den Eigentümer Gal Kalkshtein sowie den Master Distiller Tomer Goren und den Vice President für International Sales Tal Chotiner kennen. Auf der InterWhisky 2020 intensivierten wir dann den Kontakt. Nachdem wir uns bereits auf der Messe einen hervorragenden Eindruck von den leckeren Destillaten machen konnten, verabredeten wir das Distillery-Tasting.

Und so haben sich unsere drei Kontaktpersonen alle drei auf einem Freitagabend über 3 Stunden virtuell zu uns gesellt und zusammen konnten wir sieben leckere Sorten aus Israel probieren.

Die Destillerie befindet sich mitten in Tel Aviv. Das Gebiet, in dem sich die Brennerei befindet, startete eigentlich als Industriegebiet, entwickelte sich aber relativ schnell weiter. Die Expansionsmöglichkeiten für M&H sind jedenfalls eingeschränkt und man darf gespannt sein, wie es bei dem derzeitigen Erfolg und Hype in den nächsten Jahren mit M&H weitergeht.

Neben dem Fachwissen sind es sicherlich auch die Umstände und Gegebenheiten vor Ort, die diese innovative Destillerie besonders machen. Wie gut man diese Gegebenheiten nutzt, zeigen die Auszeichnungen „Craft Producer oft the year 2021“ sowie „Brand Innovator 2022“ bei den Icons of Whisky Awards.

In Tel Aviv herrschen definitiv andere Bedingungen als in Schottland. Das bisherige Wissen über Whiskyproduktion aus nördlichen Gefilden musste an die klimatischen Bedingungen angepasst werden. Alles verhält sich anders. Wer könnte hier besser beraten als der mittlerweile leider verstorbene Dr. Jim Swan, der 5-6 Jahre zuvor der Kavalan Destillerie in Taiwan zu einem regelrechten Boom für Whisky aus südlichen Gefilden verhalf. Es lag also nichts näher als ihn in die Planung und Gestaltung der Brennerei einzubeziehen. Passend kam von ihm der Ausspruch: “This is your playground. Play with it“. Nur viermal war Jim Swan vor Ort in Tel Aviv, der Rest der Kommunikation lief über Mail und Telefon.

Gegründet wurde das Unternehmen 2012 unter anderem von Gal Kalkshtein, dem heutigen Miteigentümer und CEO von M&H. Es freut uns daher besonders, dass auch er uns in unserem Tasting virtuell besucht.

2015 startete man mit der Destillation. Zur damaligen Zeit war es die einzige israelische Whisky Destillerie. Vom allerersten Whisky wurden von 391 Flaschen die ersten 100 bei whiskyauctioneer.com gehandelt und man erzielte laut Tal einen Durchschnittspreis von 500 Pfund. Laut eigener Aussage unserer virtuellen Gäste aus Tel Aviv ist der Whisky, den die drei heute produzieren, sehr viel besser.

Der M&H Classic, den wir heute auch probieren werden, wurde Ende 2019 auf den Markt gebracht. Er ist zunächst in Paris, Hamburg und Amsterdam vorgestellt worden und dann stand die Welt aufgrund des Corona-Virus still. Es war leider ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt.

Bevor wir uns den Produktionsprozess anschauen, ist es an der Zeit, den Master Distiller Tomer Goren etwas näher vorzustellen. Bereits seit 20 Jahren destilliert er zuhause. Direkt im Anschluss an die Schulzeit besaß er 2 Bars. Er braute zuhause Bier und ihm war schnell klar, dass es dabei nicht bleiben soll. Aus der heimischen Destillation heraus,  plante er bereits eine eigene Brennerei als er von einem Job bei Milk & Honey erfuhr. Seitdem leitet er die Destillation bei M&H.

M&H verarbeitet jeden Tag zwei Batches mit je einer Tonne Gerste. Nun sind die klimatischen Bedingungen für den Gersteanbau in Israel nicht die besten, sodass eine lokale Versorgung ausscheidet. Das Klima eignet sich zum Beispiel nicht für die Concerto-Sorte. Die Sorten, die in Israel wachsen können, sind aufgrund des geringen Stärkeanteils eher für die Viehzucht zu gebrauchen.

M&H bezieht stattdessen seine Gerste zu etwa 40% aus UK. Das getorfte Malz kommt zum Teil aus Tschechien und ein weiterer Teil der Gerste kommt aus Deutschland. Doch auch hier experimentiert man eine Menge mit lokalen Farmern und so hofft man, schon bald auch lokale israelische Gerste für die Whiskyproduktion verwenden zu können. Das getorfte Malz wird jedes halbe Jahr für zwei Wochen verwendet, um die getorften Sorten zu produzieren. Außerdem wird auch mit weiteren Gerstensorten wie rauchig, aber nicht torfig herumprobiert.

Die erste Besonderheit stellen die Mashtuns dar. Man benötigte eine besonders effektive Vermischung von Wasser und Malz, damit trotz der ehrgeizig geplanten Ausbeute die richtige Menge produziert werden kann. In Israel wird am Wochenende nicht gearbeitet, deshalb war es wichtig, die Mashtuns besonders effizient zu gestalten. Zusammen mit Dr. Jim Swan entwickelte man diese mit einem besonderen Einfallswinkel für Wasser und Gerste, so dass bereits in der Luft ein entsprechend effizientes Vermischen der Inhaltsstoffe startet und eine entsprechende Menge an Zucker bereits in diesem Schritt gelöst wird. Anders als in Schottland üblich, benötigt man anschließend nur noch zwei Wassergaben mit den Temperaturen 63,5 Grad und 75 Grad. Insgesamt verfügt M&H mittlerweile über sechs Washbacks.

Das Wasser für den Whisky wird aufwendig aufbereitet, um gutes und vor allem konsistent gleichbleibendes Wasser zu ermöglichen. Es wird zunächst demineralisiert, um es dann entsprechend den eigenen Vorstellungen wieder zu mineralisieren (Umkehrosmose). Auch dieses Rezept wurde von Dr. Jim Swan erstellt.

Die Fermentation liegt zwischen 60 und 72 Stunden. An den Tagen von Sonntag bis Dienstag liegt die Fermentationsdauer bei 60 Stunden während man, abermals aufgrund der Arbeitszeit, zwischen Mittwoch bis Freitag 72 Stunden fermentiert.

Aktuell wird eine Hefe aus Belgien verwendet, aber Experimente gibt es auch mit anderen Sorten. Eine Besonderheit ist bei M&H die Temperaturkontrolle während der Fermentation. Diese ermöglicht besonders fruchtige und florale Noten aus der Hefe.

Die Wash-Still mit einem 9.000 Liter Fassungsvermögen ist eine britische Anlage, die man zu einem sehr guten Preis und in gutem Zustand in Rumänien erwarb. Hier werden die Low Wines mit etwa 32 Volumenprozent hergestellt.

Die Spirit-Still ist ein Produkt der deutschen Firma Carl. Die 3.500 Liter fassende Potstill wurde extra anhand der Spezifikation von Dr. Jim Swan gebaut. Aufgrund der Bedingungen vor Ort und dem angestrebten Resultat konzipierte er einen um 45 Grad nach unten geneigten Lyne Arm. Verglichen mit den Cut-Points in Schottland, verwendet M&H nur die Bereiche zwischen 80% bis runter auf 70%, während die Brennereien im Mutterland des Whiskys auch viel weiter runter gehen bis 55% oder 60%. Der Grund dafür ist wieder einmal das heiße Klima. Für die relativ kurzen Reifezeiten möchte man nicht so viele Feints im New Make haben, deshalb der Cut Point, aber eine ölige Konsistenz im New Make ist gewollt, deshalb der nach unten geneigte Lyne Arm.

Bis zu einer Million Flaschen pro Jahr peilt man an. Mit 73% im New Make wird noch einmal auf 63,5% bis 65% heruntergeregelt, ehe man das New Make in die Fässer füllt. 3.500 Fässer lagern aktuell in 2 Warehouses. 850 Fässer befüllt man aktuell pro Jahr.

Ein weiterer Aspekt im außergewöhnlichen Klima Israels ist der hohe Angels Share, also der Teil, der pro Jahr aus dem reifenden porösen Eichenfass diffundiert. Da man aber in Tel Aviv der Meinung ist, die Engel seien alle in Jerusalem, spricht man hier nur vom Devils Share. Je nach Jahreszeit ändert sich die Trockenheit der Umgebung und der Alkoholgehalt nimmt darüber zu oder ab, je nachdem ob mehr Wasser oder Alkohol aus dem Fass entweicht. 10-11 % beträgt der Devils Share in Tel Aviv.

Genau dieses heiße Klima mit der Trockenheit sorgt für eine extrem schnelle Reife des Whiskys. Aufpassen muss man laut Tomer deshalb auf Off-Flavors von zu viel Eiche z.B.

Nun wird es aber langsam Zeit für die Betrachtung der verkosteten Destillate von M&H. Mit dem hebräischen Wort „Le’chajim!“ für „Slàinte“ schauen wir uns nachstehend das heutige Lineup an:

Vol. % Bewertung
• Milk & Honey Young Single Malt 46
• Milk & Honey Classic 46
• Milk & Honey Elements - Sherry 46
• Milk & Honey Art & Craft - Ex-Islay IPA Cask 53,2
• Milk & Honey Pomegranate Wine Cask 60,3
• Milk & Honey Dead Sea 56,2
• Milk & Honey Single Cask 58,5

Der Sieger des Abends ist der absolut ungewöhnlich gereifte Pomegranate Wine Cask. Der in einem Granatapfelweinfass gereifte Whisky gewann mit einigem Abstand. Auf Platz 2 dahinter platzierte sich der zum Schluss verkostete Single Cask. Platz 3 dahinter, aber interessanterweise mit nur 1 bis 2 Punkten Abstand zu allen anderen verkosteten Abfüllungen, belegte der Elements Sherry. Die Dichte der weiteren Platzierungen deutet darauf hin, dass wir einfach sieben richtig gute Whiskys vom experimentierfreudigen Milk & Honey Team präsentiert bekamen.

Milk & Honey        Young Single Malt                    46 Vol. %

Den Nachweis der besonders schnellen Reifung erbringt der erste am heutigen Abend verkostete Whisky. Wobei, streng genommen darf er nicht Whisky genannt werden, denn er hat nur eine etwa 10-monatige Reifezeit hinter sich und erfüllt damit nicht die Richtlinien der schottischen Whiskyregulierung.

Sein Aroma ist sehr schön frisch. Wir riechen eine Pfefferschärfe, rote Früchte und eine ausgeprägte schöne Holznote. Aus Israel liest man eine offizielle Aromenbeschreibung als feine, intensive Vanille Aromen, in einer angenehmen Süße, begleitet von Zitrusnoten.

Im Geschmack zeigen sich Karamell, leichte Bitterkeit. Wir sind uns einig, dass diese Abfüllung super und sehr rund schmeckt für nur ein Jahr Reife.

Die Brennerei beschreibt den Geschmack durch einen mittelschweren Körper, erneut dominiert die Vanille die Geschmacksnoten, im Zusammenspiel mit cremigem Honig. Dazu gesellen sich süße Noten von getrockneten Früchten.

Den Nachklang finden wir langanhaltend zusammen mit leichten Holzaromen. Auch offiziell heißt es lang und würzig, mit viel Holz und schwarzem Pfeffer.

Ein schöner Start in den Abend.

Milk & Honey        Classic                                     46 Vol. %

Das zweite Getränk des Abends ist die Classic Abfüllung. Dieser ungefähr dreieinhalb Jahre alte Whisky wurde vom Whiskyadvocat zu einem der 20 besten Whiskys weltweit ausgezeichnet.

Master Distiller Tomer stellt ihn uns als “Table Whisky” vor. Man stellt die Flasche auf den Tisch und schon sei sie leer.

Die Fasszusammensetzung mit Ex Bourbon Fässern, 20% STR Fässern (shaved, toasted, recharred Rotweinfässer), sowie 5% Virgin Oak ist die gleiche, wie beim Young Malt. Nur eben 3 Jahre später abgefüllt.

Sein Aroma besteht für uns aus Vanille vom Ex-Bourbon, dominantem Karamell, frischem Apfel und einer ganz leichten Anisnote. Das Team von Tomer beschreibt das Aroma mit sanfter Vanillesüße, gefolgt von leichten Eichen- und florale Noten.

„Easy drinking“, so startet unsere Geschmacksbeschreibung. Er ist ausgesprochen lecker und wirkt älter als 3 Jahre. Wir schmecken etwas Lakritz und im Gegensatz zum Vorgänger sind hier etwas die Kanten rausgenommen.

Die Destillerie beschreibt einen leichten Körper, Süße von Vanille, Karamell und Honig, ausgeglichen durch holzige Noten und leichte Schärfe von schwarzem Pfeffer.

Das Finish ist für uns rund und mittellang mit angenehmer Bitterkeit. Kurz, aber delikat meint man in Tel Aviv. Die Eichennoten verweilen am Gaumen mit einer schönen leichten Würzigkeit.

Milk & Honey        Elements Sherry                       46 Vol. %

Die Sherry-Variante aus der Elements Serie steht bei uns nicht nur an dritter Stelle im Lineup, er belegt bei uns auch den dritten Platz in der Tageswertung. Für die Elements Serie hat man sich bewusst entschieden trotz weiterer Geschmackskomponenten den Hausstil beizubehalten. Neben der hier eingeschenkten Sherry-Variante gibt es noch die peated sowie die israelische Rotwein Variante.

Der 3,5 bis 4 Jahre gereifte Whisky wurde mit dem Category Award 2020 der World Whisky Awards ausgezeichnet.

Laut Tomer wollte man bewusst einen „balanced Whisky” kreieren, keine Sherrybombe. Wer eher auf Sherrybomben steht, sollte zur Sherry-Abfüllung der Apex Serie greifen.

Zu 50% werden für die Sherry Elements Abfüllung die gleichen Fässer wie für den Classic genutzt. Zusätzlich dazu verwendet man koschere Sherry Fässer aus Jerez. Es ist ein echter Mehrwert für die Destillerie, koscheren Whisky im Portfolio zu haben.

Allerdings ist das nicht ganz einfach. Es sei einfach, koschere Fässer zu bekommen, die zuvor koscheren Wein aus Israel oder Cognac enthielten. Diese seien gut verfügbar. Da es aber keine entsprechenden Sherryfässer dazu gibt, entschloss man sich zur Zusammenarbeit mit einer Bodega in Jerez, um unter koscheren Bedingungen Sherry herzustellen und ein eigenes Seasoning aufzubauen. Hier reift der Sherry für ein Jahr, ehe die Fässer nach Israel geschickt werden. Durch diese Zusammenarbeit unter koscheren Bedingungen hat man eine äußerst gute Qualitätskontrolle, man kennt sozusagen „Mutter und Vater des Fasses“. Kosteneffizient ist das Verfahren allerdings nicht.

Neben den Fässern des Classic wird weiterhin ein Blending aus 25% PX für dunkle Schokoladenaromen, Kakao sowie dunklen schweren Früchten und Oloroso für Cremigkeit, Süße und auch ein wenig saurer Noten hinzugefügt.

Für Master Distiller Tomer Goren stellt der Elements Sherry einen Whisky dar, wie er sein sollte. Statt einer Explosion an Aromen, zeigt er schön das Ergebnis von Blender- und Fassarbeit im Vergleich zum Classic. Dies ist unter den klimatischen Bedingungen nicht ganz einfach und man kann schnell überpowern. Bei diesem Destillat ist jedoch der Brennereicharakter schön erhalten geblieben.

Sein Aroma besteht aus Zitrone, Vanille und ein wenig Frucht. Dominante Noten von roten Früchten, überdeckt von sanfter Eiche, Karamellduft und Zitronenfrische lautet die Beschreibung in den offiziellen Notes.

Der Geschmack offenbart eine leichte Holznote, leckeres Karamell, schöne Schokonoten. Er ist wärmend, kräftig mit einer milden Schärfe. Die Destillerie beschreibt einen mittleren Körper, leicht fruchtige Sherry-Süße, reiche Früchte und dunkle Schokolade, gefolgt von sanften Eichennoten.

Für uns ist der Nachklang länger als der Classic. Lang, die Noten von Zartbitterschokolade verbleiben noch eine Weile am Gaumen, gefolgt von Tabak- und Eichennoten heißt es aus Israel.

Milk & Honey        Art & Craft – Ex-Islay IPA Cask  53,2 Vol. %

M&H ist ja als Craft Destillerie und Brand Innovator ausgezeichnet. Dies zeigt sich in der täglichen Arbeit von Tal & Tomer bei ihrem „never ending“ Kaffee. Hier besprechen sie neuste Ideen, die dann auch häufig sofort begonnen werden, da die beiden entscheiden und nicht erst eine Anzahl von 50 Leuten oder mehr zustimmen muss. Es sind die klimatischen Bedingungen der schnellen Reife, die es ermöglichen, so viele Experimente zu starten. Man arbeitet nicht gegen das Klima an, sondern nutzt es für sich. Während man in Schottland viele Jahre warten muss, um die Resultate zu bewerten, kann man sich in Tel Aviv bereits nach 3-4 Monaten ein Bild davon machen. Falls doch mal ein Experiment daneben geht, sind die beiden der Meinung, dass man es selbst trinken sollte, anstatt es zu verkaufen.

Bei M&H werden Ex Bourbon zu 70% sowie Ex-Islay, STR Fässer verwendet. Diese werden allerdings dosiert verwendet, um die Reifung nicht zu overpowern. Natürlich verwendet man auch israelische Rotweinfässer, einen kleinen Anteil Virgin Oak, Cognac Limousin Fässer; karibische Rum Fässer; Pineaut des Charantes, Amarone, Tequila, Orangen Wein, Port, Weißwein… und weitere. Orangen-Wein scheint gerade sehr hip zu sein, ein Weißwein der wie Rotwein hergestellt wird.

Natürlich dürfen auch Granatapfelwein und Bierfässer nicht fehlen, wie die nächsten Verkostungen zeigen.

Für die Art & Craft Serie, geplant für jedes Jahr, wurden in diesem ersten Jahr verschiedene Bierfässer von 8 Brauereien, in denen unterschiedliche Biersorten reiften, für den Whisky verwendet. Lokale Künstler übernahmen die Gestaltung der Labels.

Für die hier vorliegende Variante hat M&H eigene Ex-islay Casks an die Dictator Brauerei ausgeliehen, um darin ihr IPA zu reifen.

Der M&H Whisky hat eine Reifung in Ex-Bourbon, Ex-Islay und Ex-M&H-Brauereifässern erhalten. 3 Jahre und 5 Monate betrug die Reifezeit.

Das Aroma startet etwas phenolig, verfliegt aber schnell; leichter Klebstoff, ländlicher Duft, geringfügiger Rauchanteil, Vanille, Karamell. Der Hausstil bleibt charakteristisch und er wird fruchtiger. Offiziell heißt es sanfter Rauch & Meersalz, duftend nach Wildhopfen und Grapefruit, ein Hauch von Rosinen. Auch dieser Whisky zeigt schön den Hausstil.

Der Geschmack bringt eine pfeffrige Schärfe. Er schmeckt torfiger als er riecht, etwas phenolig, nicht sprittig, schöne Heunoten, etwas Hopfen, ähnlich wie das Störtebecker IPA. Die Tastingnotizen sprechen von getorft und erdig, geröstete Marshmallows, ergänzt durch frische Minze und grünem Anis.

Das Finish ist kurz aber kräftig. Als lang & beständig mit Noten von natürlicher Holzkohle, schwarzem Pfeffer und grünem Tee mit Bergamotteöl sieht man es dagegen in der Destillerie.

Milk & Honey        Pomegranate Wine Cask          60,3 Vol. %

Der Tagessieger ist eine ganz besondere Whiskyabfüllung. Hier kommen die bereits oben erwähnten Granatapfelweinfässer zum Einsatz.

Granatäpfel gehören laut Tal zu Israels DNA. Granatäpfel werden als Saft, in Salaten und ganz besonders auch zum jüdischen Neujahrsfest konsumiert. Dabei reden wir hier von großen, 1-2 kg schweren Granatäpfeln, die in 1000 Meter Höhe in den Bergen reifen und einen schönen süßen, aber auch sauren Geschmack mitbringen.

Neben dem speziellen Klima, das M&H bereits besonders macht, bringt die Reifung in Granatapfelweinfässern ein weiteres Stück Besonderheit für israelischen Whisky.

Tal liebt die Fässer des Granatapfelweinhändlers, mit dem M&H zusammenarbeitet. Eine jeweils limitierte Anzahl von Flaschen in der Apex Serie stellt für ihn trotzdem eine Art Signature Expression dar.

Für 3 Jahre und 2 Monate gab es für das Destillat eine Vollreifung in den Granatapfelweinfässern.

Wenig überraschend startet für uns die Liste der Aromen mit Granatapfelkernen, gefolgt von tropischen Früchten, Vanille, Karamell, Apfel. Die Farbe ähnelt der Sherry Abfüllung.

Auch offiziell startet das Aroma mit Granatapfel, gefolgt von einem Strudel aus reicher Vanille, geröstetem Kaffee und Karamellbonbons. Starke Erdigkeit, begleitet von Noten von Iriswurzel, Minze und frisch gebackenem sauren Apfel.

Der Geschmack ist für uns rumartig, süß und esterig aber auch ein wenig süß-sauer. Offiziell heißt es in den Geschmacksnotizen saftig, mit zerquetschten Granatapfelkörnern, getrockneten Feigen und einem Bouquet von würzig-sauren Kräutern.

Lang und trocken, mit einem Hauch von getoasteter Eiche, gefolgt von Sauerteigbrezeln mit einer Beilage von roten Früchten wirkt er laut M&H nach.

Milk & Honey        Dead Sea                                 56,2 Vol. %

Die Klimazonen in Israel sind extrem entscheidend. Auf einer Länge von 450 km verfügt man über 5 Klimazonen. 45 Minuten weiter von Tel Aviv, aber mindestens 3000 Jahre zurück, liegt Jerusalem mit trockener, sehr heißer Luft. Eine weitere Stunde entfernt liegt das Tote Meer, mit 428m unter dem Meeresspiegel, der tiefste Punkt der Erde und mit einer Temperatur bis zu 50-55 Grad und absoluter Lufttrockenheit. Hier gibt es keine Ozeanbrise wie z.B. auf Islay und trotzdem vaporisiert hier das Wasser des Toten Meeres und sucht sich seinen Weg ins Fass. Auch der Luftdruck ist hier ganz anders und penetriert das Holz des Fasses auf ganz andere Weise als an anderen Orten. Auch die Teufel sind hier besonders durstig. Der Devils Share liegt hier bei 25% pro Jahr.

Damit ist die Nutzung der klimatischen Bedingungen einer der wesentlichen Unterschiede zu anderen Whiskyproduzenten. In Tel Aviv sind die kältesten Temperaturen um die 5-6 Grad, die es aber nur etwa einmal pro Jahr gibt.

Die Reifezeit betrug 3 Jahre und 1 Monat. Beteiligte Fässer sind Ex-Bourbon, STR und Ex-Rye. Die Dead Sea Abfüllung lag für die halbe Zeit am Toten Meer und den Rest in Tel Aviv. 40% des Fassinhaltes ging dabei verloren, doch der Alkoholgehalt, der übrig blieb liegt bei 70%.

Bei einer Verkostung unter Brennern und der Presse auf einer Whiskymesse in London hielt man ihn bei einer Blindverkostung für einen 18-jährigen schottischen Single Malt. Er ist mit Doppel Gold in San Francisco und Grand Gold in Frankfurt ausgezeichnet.

Lustigerweise meint Tal, dass er zusammen mit den Medaillen des Elements Sherry aussieht wie ein russischer General.

Das Aroma beschreiben wir als erdig, riechbarer Alkohol aber nicht sprittig, Rosine, Rumtopf, Toffee, Leder und trockenes Holz komplettierten die Aromen.

Rosine und Rumtopf haben wir auch im Geschmack. Offiziell heißt es dagegen: süß mit französischer Vanille und Mokka, Noten von Zigarrenkiste und einem erfrischenden Hauch von Minze, angenehme Eiche im Hintergrund.

Der Geschmack sei sanft beginnend mit schwarzen Teeblättern, gefolgt von einer kräftigen Welle warmer Gewürze wie Zimt und Koriandersamen, dunklem Kakaopulver und einer Prise gemahlenem weißen Pfeffer.

Der Nachklang ist lang und sättigend mit kandiertem Ingwer und Nelken, ergänzt durch ein Bouquet aus gerösteten Kräutern und grobem Meersalz, meint man in der Brennerei.

Zu diesem Experiment gibt es noch Zwillingsfässer in Tel Aviv und auch in den Bergen auf einer Höhe von 700m. Auch am Fluss Jordan bei -210m lagert ein Vergleichsfass.

Die Dead Sea Variante hat jedoch laut Tomer eine ganz besondere Textur und bringt ein ganz besonderes Mundgefühl mit einem Riesenstrauß an Aromen mit. Man kann ihn fasst kauen, meint er. Diese Textur sei das Ergebnis der besonderen Luftdruckverhältnisse am Toten Meer.

Milk & Honey        Single Cask                              58,5 Vol. %

Der zweitplatzierte Whisky wird zum Schluss eingeschenkt, ein Single Cask mit 58,5 Volumenprozent. Er reifte 3 Jahre in second Fill STR Fässern, da bei einer Erstbefüllung zu viel Kraft in der Reife stecken würde.

Auch hier entspricht das Aroma dem Hausstil, wobei er nicht ganz so fruchtig wie der erste ausfällt. Es fehlt die Zitrusnote dafür riecht er nach heller Milchschokolade und Honig. Wildblütenhonig, süße rote Trauben, frisch geriebene Gewürznelken und schwarzer Pfeffer, ein Hauch von Orangenblüten ist die offizielle Aromapalette dieses Destillats.

Zunächst pfeffrig, schnell weichende Bitterkeit und mehr Aromen als beim Dead Sea, machen ihn aussagekräftiger im Geschmack. Süßer Strudel aus Vanille und Toffee, bestreut mit Zimt, ergänzt durch sonnengetrocknete Pflaumen und Kumquat beschreibt das Team aus Tel Aviv das Gaumenerlebnis.

Das Finish ist lang und rund. Bittermandeln, gefolgt von gesalzenem Karamell, angenehme verkohlte Eiche im Hintergrund ergänzt M&H.

Ein für uns außergewöhnlicher Abend mit toller Liveschalte nach Tel Aviv und 7 ihrer leckeren Destillate geht leider viel zu schnell zu Ende. Wir bedanken uns ganz besonders bei Gal, Tal und Tomer, dass sie uns über mehr als 3 Stunden Einblick in ihre tolle Destillerie gewährt haben.