Für diesen November haben die-whisky-taster.de gleich zwei Tastings im Terminkalender. Bevor wir jedoch in Richtung der schottischen Inseln aufbrechen, widmen wir uns in einem Distillery-Tasting zunächst einer bisher noch wenig von uns beachteten Brennerei in den Highlands.

Unser Veranstaltungsort, der Salle Nollet, war mit 20 Verkostern wieder einmal ausgebucht.

Die Glencadam Destillerie liegt in Brechin in der Council Area Angus, die an Aberdeenshire grenzt. Der Ort Brechin liegt 30 km nordöstlich von Dundee und bis zur nächsten bekannten Destillerie Fettercairn sind es in etwa 10 Meilen.

Glencadam gehört wie auch die Tomintoul Destillerie in der Speyside zu den Angus Dundee Distillers. Von hier aus gab es dann auch direkt eine Videogrußbotschaft von Iain Forteath, dem Master Blender bei Angus Dundee Distillers.

Bereits im Logo der Destillerie ist das Ursprungsjahr 1825 erkennbar. In diesem Jahr gründete George Cooper die Brennerei. Nach dem Verkauf an die Firma Gilmour Thompson im Jahr 1891, welche die Destillerie über 50 Jahre führte, wurde der Whisky einer der Hauptbestandteile des „Gilmour Thompson’s Royal“. Nach weiteren Verkäufen folgte im Jahr 2000 die vorläufige Stilllegung, ehe im Jahr 2003 Angus Dundee Distillers die Destillerie übernahm und Ende 2003 auch die Produktion wieder anlaufen ließ.

Der Hausstil der Brennerei wird als sehr sahnig und cremig mit einem Hauch zu fruchtigen Aromen von Waldbeeren, floral, sowie Birne angegeben. Mal sehen, was wir heute davon entdecken können.

Heute kamen wir mal wieder in den Genuss von sieben leckeren Destillaten, die wir in folgender Reihenfolge verkosteten:

Vol. % Bewertung
• Glencadam Origin 1825 – The rather Elegant 40
• Glencadam American Oak Reserve 40
• Glencadam 10 yo 46
• Glencadam Reserva Andalucia 46
• Glencadam 14 yo - Réserve de Cognac 46
• Glencadam 13 yo Batch 3 46
• Glencadam 15 yo 46

Aus diesem schönen Lineup ergaben sich gleich zwei Tagessieger. Mit einigem Abstand zum nächstplatzierten teilten sich der Reserva Andalucia sowie der 14-jährige Réserve de Cognac den obersten Podestplatz. Auf Platz zwei folgte das Batch 2 des 13-jährigen Glencadam sowie dem Origin 1825 auf dem dritten Platz.

Wie immer folgen die Einzelbetrachtungen nachstehend.

Glencadam           Origin 1825 – The Rather Elegant   40 Vol. %

Der erste Whisky des Abends ist eine Hommage an das Gründungsjahr der Brennerei. Der „Origin 1825“ ist mit eher geringen 40 Volumenprozent abgefüllt. Dadurch, dass wir heute zwei Tagessieger küren, schafft es der Startwhisky als drittbester Whisky auch noch aufs Podest.

Bei der International Wine & Spirit Competition (IWSC) wurde unser Startwhisky im Jahr 2017 mit der Silbermedaille ausgezeichnet.

Gereift ist das Destillat in Ex-Bourbon Fässern aus amerikanischer Weißeiche. Zusätzlich gab es für den Whisky noch ein seiner Länge nicht weiter spezifiziertes Finish in spanischen Oloroso Sherry Butts.

Das Aroma ist fruchtig und süß. Wir riechen Noten von Zitrus, Birne, Bananen aber auch Honig, Getreide und etwas Holz.

Offiziell wird das Aroma als sahnig und floral, malzig mit Vanille und gemischten Sommerfrüchten beschrieben.

Am Gaumen startet dieser erste Whisky heute Abend etwas pfeffrig und würzig mit einem leichten Geschmack von Minze und Karamell. Er hat eine Süße, die bleibt und auch das Malz ist im Geschmack präsent. Er schmeckt zwar nach Birne, ist aber insgesamt weniger fruchtig als im Aroma. Zusätzlich schmecken wir Sahne und Karamellbonbons, Kirsche und etwas Eiche.

In der Brennerei meint man allerdings er sei sehr fruchtig, mit Bananen, Ananas und Birne mit einer milden Würzigkeit.

Im Nachklang kommt eine schöne Sahnigkeit durch. Er bleibt mittellang erhalten. Die Destillerie meint zum Nachklang er sei floral mit einer feinen Birnennote.

Glencadam           American Oak Reserve             40 Vol. %

Auch unser zweiter Whisky am heutigen Abend wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er eine Gold Medaille bei der International Spirits Challenge 2022.

Der American Oak Reserve ist eine Kreation des Master Distillers. Er suchte eigens Bourbon Fässer in Kentucky aus, die dann nach Schottland verschifft wurden. Mit dem New Make von Glencadam gefüllt erfolgte die Reifung in den historischen Dunnage Warehouses. Nach einer nicht weiter benannten Reifezeit wurde er dann ebenfalls mit 40 Volumenprozent abgefüllt.

Wir riechen fruchtige, würzige Noten mit Mango, Birne, Orange, Sommerfrüchten, Pfirsich und gebackene Banane. Aber auch Vanille und Toffee sind mit dem Aroma enthalten und darüber hinaus etwas zitronenartiges und Blumenwiese. Weiterhin lässt sich eine schöne Malzigkeit riechen.

Den offiziellen Tastingsbeschreibung ist ein süßes Aroma von Plundergebäck mit Vanillepudding zu entnehmen. Nach und nach legen sich noch reife Früchte aus dem Garten dazu. Ein paar Rosinen lassen sich noch blicken.

Im Geschmack haben wir wiederum eine Eichenwürze, die etwas pfeffrig daherkommt. Er schmeckt ein klein wenig schärfer als er riecht. Wir schmecken außerdem Banane und Schokolade. Den Honig, den wir hier schmecken können, verorten wir tatsächlich nach Nennung der offiziellen Notes in den Akazienhonigbereich.

Der erste Schluck verteilt sich sanft im Mund und lässt sogleich wieder an süßes Obst denken, meint man in der Brennerei. Reife Birnen und Äpfel, aber auch süße Ananas bestimmen den Geschmack. Fein-würziger Akazienhonig, geröstete Maronen und leicht herbe Schokolade runden das Bild ab.

Den Nachklang beschreiben wir als mittellang bis kurz. Die Würze bleibt erhalten. Insgesamt riecht er ganz anders als er schmeckt.

Bei Angus Dundee wird der Nachklang als leckerer Fruchtcocktail, der eine ganze Zeit am Gaumen bleibt beschrieben und man vergleicht ihn mit Omas Apfelkuchen mit etwas Zimt.

Glencadam           10 yo                                       46 Vol. %

Der 10-jährige Glencadam ist der dritte verkostete Whisky. Er ist Category Winner geworden bei den World Whisky Awards 2020.

Seine 10 jährige Reifung verbrachte er in Ex-Bourbon Casks.

Aus dem Glas strömen uns Zitrusfrüchte und Kräuter entgegen. Einige unserer Verkoster meinen Aromen von Almdudler auszumachen. Er riecht kühlend nach Menthol und Pfefferminz.

Minze bestätigt man auch in den offiziellen Notes. Dort heißt es spritzige Zitrusnoten, Orangenschale und grüne Äpfel, dazu feine Gewürze und süßer Keksteig, darüber schwebt eine Spur von Sternanis und Minze.

Auch im Geschmack finden sich Eiche und Minze wieder. Dieser Whisky startet mild und seine Wärme bleibt einen Moment am Gaumen. Weitere Geschmacksnoten, die wir entdecken sind kandierter Ingwer, Estragon und eine Pfirsichnote, die von einer Schärfe abgelöst wird.

Glencadam beschreibt den Geschmack als sehr ausgewogen und cremig, mit Aromen von Zitronenkuchen, Stachelbeeren und Eichenholz. Dazu weißer Pfeffer, leichte Heunoten und Zitronengras.

Das Finish ist pfeffrig und deutlich länger als seine Vorgänger. Die Würze bleibt und die Zunge wirkt ein wenig belegt. Die Grapefruit aus den offiziellen Notizen bestätigen wir auf Nachfrage.

Er sei lang und sanft, Grapefruit und Bittermandel runden den Malt ab.

Glencadam           Reserva Andalucia                    46 Vol. %

Ein weiterer Award-Winner wird uns als vierter Whisky zur Verkostung auf unser Tischset gestellt. Der Reserva Andalucia ist Goldmedaillengewinner der International Spirits Challenge 2022. Es handelt sich um einen Whisky ohne Altersangabe.

Auch wir finden den Whisky großartig und er teilt sich heute den ersten Platz auf dem Podest mit dem 14-jährigen Ex-Cognac Cask.

Master Distiller Robert Fleming wählte für diese Abfüllung Sherryfässer aus den alten Lagerhäusern aus, um Reserva Andalucia zu kreieren. Nach der Vermählung mit Bourbon-Fässern wurde er in diesen Oloroso-Sherry-Fässern gelagert.

Dieser Whisky riecht anders als seine Vorgänger, sehr sahnig, Toffee-Noten, Werther’s Echte und Karamell werden genannt. Reife Früchte, Beeren und Brombeere sind weiterhin im Aroma zu entdecken.

Den offiziellen Notes ist zu entnehmen, dass er sehr fruchtig und spritzig in der Nase sei, mit Aprikosen und Johannisbeermarmelade, dazu süße Malzbonbons und Vanille.

Werther‘s Echte und Karamell-Süße finden wir auch im Geschmack. Das Mundgefühl ist cremig und er hat schön würzige Eichennoten.

Angus Dundee entdeckt am Gaumen Nussnougat und Getreidenoten, cremig mit Rosinen und Aprikosenmarmelade.

Das Finish ist mittellang bis lang. Dieser Whisky regt den Speichelfluss an und klingt würzig nach.

Die Destillerie ergänzt den Nachklang noch um weitere Noten von Honig, Apfelschalen und gezuckertem Tee.

Glencadam           14 yo Réserve de Cognac         46 Vol. %

Mit dem 14-jährigen Réserve de Cognac bekommen wir einen weiteren der beiden heutigen Tagessieger zur Verkostung. Er reifte in Ex-Bourbon Fässern und bekam ein Finish in Ex-Cognac-Fässern. 4.800 Flaschen gab es zu Beginn des Verkaufs.

Aus dem Glas strömen uns Noten von grünem Apfel, Kaffee, Vanille und Pistazie entgegen. Weiterhin riechen wir Bittermandel und überreife Früchte sowie Marzipan.

Die Tastingnotes beschreiben Aromen reifer Früchte mit Pudding, intensiv, Kastanien und Haselnüsse.

Geschmacklich bietet dieser Whisky Vanille und Bitterschokolade, Eiche und das Mundgefühl können wir als ölig beschreiben.

Der Geschmack sei sehr komplex mit Zitrusfrüchten und Mandeln. Dahinter finden sich Nougat, Kaffee und Röstaromen beschreiben die Angus Dundee Distillers.

Dies ist ein wirklich leckerer Whiskey. Er ist intensiv und lang im Finish.

Ergänzend werden würzig, Noten von Tabak, Eiche und Kaffee genannt.

Glencadam           13 yo Batch 3                           46 Vol. %

Der 13-jährige in Batch 2 ist für uns der zweitbeste Whisky heute Abend. Er ist in Ex-Bourbon-Casks gereift und war in einer Zahl von 5.994 Flaschen verfügbar.

Wir riechen Vanille und Bourbon, Zitronengras, Eiche und ein ganz kleines bisschen alkoholische Schärfe.

Ein feines, florales Bouquet mit saftigen Mandarinen und Sommerfrüchten sowie Malzbonbons und süßer Vanille ist die Aromabeschreibung der offiziellen Notes.

Ein schöner Geschmack von Kaffeebohnen, leichte Bitterkeit von Eiche ein wenig pfeffriger Schärfe, die wir anstelle der Chilinoten nennen können, sowie dunkle Schokolade ist unsere Beschreibung.

Die Brennerei meint am Gaumen zeige der Malt deutliche Vanilletöne und reife Früchte dazu frische Chilis. Zitrusschalen, Marzipan und feine Kokoscreme leiten das Finish ein.

Für uns ist das Finish eher kurz mit süßen Marzipan-Noten und hinten raus kommt etwas Pfeffer.

Durch kandierten Ingwer und leichte Röstnoten und Kaffee lässt die Brennerei den Malt mit weißem Pfeffer ausklingen.

Glencadam           15 yo                                       46 Vol. %

Zum Abschluss bekommen wir dann nochmal einen Doppelgoldgewinner zur Verkostung. Auf der World Spirits Competition San Francisco 2022 gewann der 15-jährige Double Gold sowie Gold auf der International Spirits Challenge 2020.

Seine 15 Jahre Reifung verbrachte er in American Oak Ex-Bourbon Casks.

Sein Aroma beschreiben wir als Noten von Zitrone sowie Minze und abermals die Assoziation mit einer Blumenwiese.

Süße Gartenfrüchte spielen mit Vanille-Kipferl und Orangen- und Limettenschale. Dahinter scheinen geröstete Nüsse durch, meint man bei Glencadam über das Aroma.

Er schmeckt wunderbar nach Mandel, startet etwas scharf mit einer Chilischärfe und hat weiterhin eine leichte Bitterkeit von Eiche. Er schmeckt sehr schön nach dunkler Schokolade.

Offiziell heißt es in den Geschmacksnotizen: süß und cremig mit Schichten von gebrannten Mandeln und Panna Cotta, dazu getrocknete Äpfel. Muskat und Kakaopulver leiten das Finish ein.

Den Nachgang beschreiben wir als lang und angenehmer Bitterkeit während die Destillerie mittellang und angenehm mit Reispudding und Zimt als Nachklang aufführt.

Ein schöner Abend mit einer bisher wenig betrachteten Destillerie geht zu Ende und wir können zusammenfassend sagen, dass man bei Glencadam wirklich tolle Whiskys für ein adäquates Preis-Leistungsverhältnis bekommt.