Nachdem man seit längerem sehr viele Nachrichten von den schottischen Inseln bekommt, was neue Destillerien angeht, freuen wir uns im November einige davon vorstellen zu können. Nachdem wir bereits vor einer Woche ein Destillerie-Tasting veranstaltet haben, treffen sich die-whisky-taster nun schon zum zweiten Mal im November, um leckere Destillate zu probieren. Es ist mal wieder volles Haus, 18 Verkoster sind an Bord.

Ganz besonders freut uns, dass wir unseren Verkostern auch bereits jetzt die Eröffnungsabfüllung der Lagg Destillerie von der Insel Arran anbieten können, die gerade erst veröffentlicht wurde. Dieses besondere Batch 1 ist wirklich schwer zu bekommen. Auch die weiteren Whiskys können sich sehen lassen. Nur mit den beiden Startwhiskys haben wir mit Highland Park von der Insel Orkney sowie dem Storm Kelpie, aus der Destillerie Bunnahabhain von Islay alt eingesessene Destillerien im Line Up. Mit Torabhaig von der Isle of Skye, Isle of Raasay von der gleichnamigen Insel sowie Lagg, der neuen Torfwhiskybrennerei auf Arran, haben wir echte Newcomer im Glas.

Dieses Tasting ist zugleich das vorerst letzte Tasting im Klubhaus Bemerode. Für unsere Weihnachtstastings sind wir wieder im Salle Nollet im Mercure Hotel Hannover City und ab Januar 2023 findet man uns in unserer neuen Homebase in Schuberts Brasserie in der Geibelstraße in Hannover.

Das folgende Lineup stellten wir von den schottischen Inseln zusammen:

Vol. % Bewertung
• Highland Park Full Volume 47,2
• Bunnahabhain Storm Kelpie 46
• Torabhaig Allt Gleann Batch 2 46
• Kilchoman Genesis Malting Batch 2 49,2
• Isle of Raasay Special Release Sherry Finish 50
• Lagg Distillery Inaugural Release 2022 - heavily peated 50

Tagessieger wurde dann doch ein Destillat der alteingesessenen Destillerie Bunnahabhain von Islay mit dem Whisky Storm Kelpie, der unter dem Label von Sea Shepard beworben wird. Platz zwei belegte der neue Whisky von der Isel of Raasay und auf dem dritten Platz landete das Eröffnungsrelease der Lagg Destillerie von der Insel Arran.V

Highland Park       Full Volume                              47,2 Vol. %

Unser Inselausflug startet zunächst mit einer der eher alteingesessenen Destillerien. Mit dem Full Volume bekommen wir ein immerhin 17 Jahre altes Destillat der Highland Park Destillerie von den Orkney Islands ins Glas. Damit ist diese Abfüllung schon weitaus älter als so manche Destillerie, die wir am heutigen Abend noch genauer betrachten wollen.

Gereift ist der Full Volume ausschließlich First Fill Bourbon Casks und weicht damit vom eigentlichen Standard der Destillerie ab, die sonst hauptsächlich Sherryeinflüsse bietet.

Die Startaromen beschreiben wir mit Pflaume und Aprikose sowie Banane und Karamell. Er riecht wenig rauchig aber leicht medizinisch.

Von Orkney liest man über die Aromen: leckere Kombination aus Kokosnuss, Karamell und Vanille, Ananas und Mango, zurückhaltende Rauchnote,.

Im Geschmack zeigt sich Lakritz und etwas pfeffrige Schärfe sowie eine leichte Bitterkeit und Eichennoten. Er startet etwas unspektakulär aber entwickelt sich dann ganz gut im Mund.

Von der Destillerie wird der Geschmack mit Zitronenschalen, Zedernholz, Toffee und Vanilleschoten, Espresso, cremig-weiche Textur, ein bisschen Rauch ergänzt das exotisch wirkende Trinkerlebnis angegeben.

Wir finden den Nachklang eher mittellang und auf der Zunge passiert viel und es bleibt der Rauch von Torf. Highland Park nennt das Finish leicht, lang und mit einer flüchtigen Rauchnote.

Ein schöner Start in den rauchigen Inselabend!

Sea Shepard        Storm Kelpie                             46 Vol. %

Der Storm Kelpie als zweiter Whisky des Abends ist zugleich der Tagessieger. Vermarktet wird der Whisky unter dem Label Sea Shepard zur Unterstützung für den Erhalt des maritimen Lebensraums. Produziert wurde der Tagessieger in der alt eingesessenen Bunnahabhain Destillerie auf Islay. Er ist 7 Jahre alt und die Ausbeute für die 3.360 Flaschen reifte zuvor in Dechar- / Rechar-Hogsheads

Das Aroma startet sehr schön rauchig mit trockenen Früchten. Die Eichennoten sind geringer als beim Vorgänger. Er riecht sehr vielversprechend und wir sind gespannt auf den Geschmack. Eine leicht medizinische Note vernehmen wir auch. Er erinnert im Aroma eher an feuchtes Heu als an das angebrannte Heu, das in den offiziellen Notes genannt wird.

Von Islay liest man folgende Aromanotes: Kräftiger Torfrauch mit frischen Zitrusfrüchten. Angebranntes Heu, etwas Heidekraut und Karamell mit Salz.

Geschmacklich erinnert das Destillat an getrocknete Pflaume oder Aprikose mit einer leichten Süße, insgesamt wie Trockenobst. Eine gewisse Ingwerschärfe ist auch dabei.

Die Inselbrennerei beschreibt den Geschmack als süß-salzige Karamellnoten mit schwarzem Pfeffer machen den Auftakt. Schwerer Torfrauch flutet den Gaumen und spritzige Ananas.

Das Finish ist auf jeden Fall länger als der erste Whisky. Er startet zunächst mit kräftigem Rauch. Die Destillerie meint das Finish sei langanhaltend mit Rauch, malziger Würze, Zimt und der ein oder anderen Alge.

Wir hatten hier als zweiten Whisky einen wirklich schönen Tagessieger im Glas, sehr zu empfehlen.

Torabhaig             Allt Gleann                               46 Vol. %

Der dritte Whisky kommt von der Torabhaig Destillerie und ist zugleich ein kleiner Vorgriff auf unser Januartasting 2023, wo uns Christoph Albietz als Markenbotschafter zum Torabhaig und Mossburn Tasting besuchen wird.

Die Destillerie ist die zweite Whiskybrennerei auf der Isle of Skye neben der Talisker Destillerie, die lange Zeit für sich proklamierte, die einzige Destillerie auf Skye zu sein.

Auch wenn die Pläne der Destillerie bis ins Jahr 2002 zurück gehen, dauerte es doch aufgrund verschiedener Aspekte bis zum Jahr 2013 bis Mossburn Distillers mit der Renovierung der Ruine begannen, die der Destillerie zugrunde liegt. Seit 2017 wird dort produziert.

Da in unserer Runde auch Mitglieder des Peat Elite Whiskyclubs von Torabhaig sind, hören wir noch ein paar spannende Insights über den Club. Torabhaig ist mit seinen Angaben über die Destillate sehr transparent und gibt sämtliche Angaben über Getreide, Phenolgehalt in der Gerste und sogar in der Flasche sowie weitere Details über Fermentation und Reifung preis.

Mit dem Allt Gleann haben wir das erste Batch der zweiten Abfüllung (Release 2), die nach dem The Legacy Series (The Inaugural Release) abgefüllt wurde. Durch die Abfüllung im Jahr 2021 wird der Whisky etwa 4 Jahre alt sein, ohne dass sein Alter auf dem Etikett steht.

Gereift ist diese Abfüllung in First Fill Bourbon & Refill Whisky Barrels.

Interessanterweise assoziiert der ein oder andere Verkoster das Aroma mit Obstler. Ansonsten werden Aromen von Zitrone und salzig maritimen Kartoffelchips genannt.

Die Leute von Torabhaig beschreiben das etwas anders. Hier klingt das Aroma so: Intensive Rauchnote, würzige Untertöne mit etwas Vanille und Honig.

Im Geschmack ist er recht torfig (ist mit 17ppm Phenolgehalt in der Flasche angegeben). Auch im Geschmack zeigt sich etwas Obstler aber auch etwas Gummi. Offiziell heißt es in den Notes: zuerst intensiver Rauchgeschmack mit etwas Kohle, ölig auf der Zunge und anschließend würzige Vanille.

Das Finish ist eher leicht und kurz bis mittellang wegen der Öligkeit, die sich bei einigen Verkostern einstellt. Nachdem wir von den offiziellen Notes mit der Honigbeschreibung hören, können wir diese Noten auch bestätigen. Darüber hinaus meint man auf Skye: langanhaltend mit Rauch und Kohle, Honigtöne begleiten den Nachklang anhaltend.

Wir finden, der Allt Gleann ist ein sehr schöner Whisky dafür, dass er so jung ist.

Kilchoman            Genesis Malting Batch 2           49,2 Vol. %

Von der Insel Islay erreicht uns für das Inselwhisky Tasting eine tolle Videobotschaft aus der Kilchoman Destillerie. Dies ist auch bereits ein Vorgeschmack auf unseren anstehenden Besuch der Brennerei im nächsten Jahr.

Die Destillerie gehört auch zu den jüngeren Brennereien. Der Anfang geht auf den Umbau der Rockside Farm im Jahr 2001 zurück. Seit 2005 wird hier destilliert und 2009 wurde der erste Whisky verkauft. Getorft wird hier mit etwa 50 ppm bei zugekauftem Malz und 10-25 ppm bei eigen produziertem Malz.

Heute verkosten wir das Genesis Malting Batch 2 mit 49,2 Volumenprozent. Diese Abfüllung ist mit etwa 3 Jahren recht jung (1.130 Tage einer Reise von der Ernte der Gerste bis zur Abfüllung). Gereift ist er in Bourbon- (75%), Sauternes- (20%) und Sherryfässern (5%). 4.200 Flaschen wurden davon produziert.

Im Aroma zeigt sich Marille und leichter Rauch. Außerdem riechen wir eine Süße sowie Birne und Noten von Autoreifen und etwas chemische Noten. Offiziell heißt es von Islay:  Islay-Rauch, aber nicht zu phenolisch, Vanille-Pudding, süße Früchte. Dazu kommt ein maritim-herber Touch, leichte Getreidenote, frisches Stroh, Zitrusnoten.

Geschmacklich hat er hinten raus eine Bitternote. Er schmeckt süß und bitter zugleich mit Getreidenoten. Die Süße kämpft etwas mit dem Rauch und außerdem ist das Holz recht dominant. Da der Whisky noch sehr jung ist, fehlt ihm etwas die Harmonie.

Kilchoman beschreibt eine malzige Süße und zusätzliche Fruchtaromen, süße Vanillecreme, Mandeln und Bitternoten.

Das Finish ist mittellang und erzeugt ein Wärmegefühl und eine erhalten bleibende Bitterkeit. Die offizielle Thymiannote bestätigen wir erst auf Zuruf. Dagegen heißt es aus der Brennerei: mittellang, rauchig, weiterhin malzige Süße mit Kräutern und Thymian, Marzipan

Isle of Raasay       Special Release Sherry Cask    52 Vol. %

Der zweitbeste Whisky des Abends kommt von der ersten Destillerie auf der gleichnamigen Isle of Raasay. Nach der Erteilung der Baugnehmigung für die Destillerie im Jahr 2016 wurde die Brennerei bereits 2017 eröffnet.

Wir haben heute ein 3 jähriges Special Release Sherry Cask im Glas.

Gereift ist der Whisky in einem peated Rye Cask der Woodford Reserve US Kentucky American Oak, Pedro Ximénez & Oloroso Quarter Cask Finish.

Zunächst riechen wir trotz der 52 Volumenprozent keinen Alkohol. Geruchsmäßig erinnert er etwas an ländliche Umgebung, leicht muffig und leicht medizinisch.

Aus der Brennerei liest man über die Aromen einer leicht pfeffrigen Schärfe und Würze in Verbindung mit einer süßen Fruchtigkeit und dezenten Rauchnote.

Der Geschmack ist wirklich sehr schön. Der Sherry ist präsent aber nicht zu süß. Er ist etwas erdig und bringt leichte rote Früchte hervor. Nach einer Weile entwickeln sich leicht ledrige Noten.

Isle of Raasay beschreibt süße Backpflaumen, Datteln, Rosinen, getrocknete Feigen und Aprikosen zeigen sich neben Nüssen und kräftigen Gewürzen wie Ingwer, schwarzem Pfeffer, Muskat und Nelkengewürz. Ein loderndes Lagerfeuer lässt Sie den Rauch spüren.

Es entsteht ein samtiges Mundgefühl und die Schärfe bleibt auch länger erhalten. Mit etwas Wasser kommt die Sherrynote noch besser zur Geltung. Offiziell heißt es mit einem seidigen Mundgefühl und leicht maritimen Anklängen verabschiedet er sich nur langsam.

Lagg                    Inaugural Release 2022            50 Vol. %

Das gerade erst veröffentlichte Eröffnungsrelease der neuen Destillerie auf Arran bildet den Abschluss unserer Inselausflüge. Zugleich haben wir mit diesem Destillat den drittplatzierten Whisky des heutigen Abends im Glas.

Die Lagg Destillerie ist im Süden der Insel entstanden und ergänzt damit das Portfolio der bisherigen Destillerie auf Arran um ein torfiges Portfolio. Beide Destillerien gehören zusammen. Die neue Lagg Destillerie ging 2019 in die Produktion, während man in der älteren Destillerie in Lochranza im Norden der Insel bereits seit 1995 die tollen Arran Destillate produziert.

Die 10.00 Flaschen reiften zuvor in Bourbon Barrels und wurden mit 50 PPM getorftem Malz hergestellt. Auch hier haben wir mit dem Inaugural Release einen recht jungen 3-jährigen Whisky im Glas.

Der Geruch erinnert an eine Kräuterwiese und Pfirsich und auch ein wenig Streuobstwiese. Er sticht nicht, wirkt aber dennoch recht jung. Etwas Bittermandel kommt durch und Walnuss. Der New Make, den wir netterweise ebenfalls probieren dürfen, erinnert an Bauernhof.

Die Destillerie beschreibt das Aroma als mittlere Intensität, ein Hauch von erdigem Torf, im Hintergrund auch eine leicht medizinische Note, Süße, Karamell, Vanillepastillen. Neben dem Torf ist auch eine leichte Kräuternote zu erkennen.

Er schmeckt nach mehr! Das ist durchweg positiv gemeint. Für 3 Jahre ist er außergewöhnlich mild. Wir schmecken Lakritz und Kräuter sind auch noch da. Er schmeckt erfrischend wie eine Minz- oder Mentholnote und außerdem Heidekrautnoten und Bitterkeit.

Offiziell wird er als sehr mundfüllend mit recht üppiger Textur beschrieben. Die Süße vom Nosing ist immer noch da, aber zusätzlich Karamell und Malzkekse, Noten von Vanille und jetzt auch eine gewisse Mineralität.

Das Finish bleibt kräuterig. Es ist lang und leicht scharf. Mittellang und sehr voll heißt es dagegen von der Insel Arran. Schöner, wärmender Torf, der nachklingt, aber die medizinische Note ist etwas stärker ausgeprägt.

Der Lagg Whisky belegt den dritten Platz in unserer Abendbewertung.

Ein toller Whiskyabend mit recht neuen Destillerien und jungen Whiskys geht leider schon zu Ende.